Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Verlängerung der Mittelachse der beiden Tabhane.
In dem unmittelbar südlich an die Moschee grenzenden Friedhof entstand zunächst die Türbe Sultan Selims I. Der achteckig angelegte
Grabbau verfügt über einen kleinen Vorbau, dessen Pultdach von vier Säulen getragen wird. Der Innenraum ist reich mit Kacheln
dekoriert, auch sind die Türen besonders kunstvoll mit Perlmutteinlagen ausgestattet. Neben diesem im Jahr 1523 errichteten
Monument ließ Süleyman I. Kanunî später seine Mutter Ayşe Hafsa Sultan (1479– 1534) in einer weiteren, wenn auch deutlich
kleiner dimensionierten Türbe beisetzen. Dieser schräg gegenüber liegt die sog.
Sehzâedeler Türbesi
, in der die drei Söhne des Sultans Süleyman I. Kanunî – Murad, Mahmud und Abdullah – bestattet wurden. Die Türbe Sultan Abdülmecids
I. wurde nordöstlich davon errichtet und ist insgesamt die jüngste Grabanlage der Nekropole.
Im Nordwesten der weitläufigen Anlage, unmittelbar im Anschluss an das
Çarşı Kapısı
, liegt die zum Stiftungskomplex des 16. Jhs. gehörige Koranschule (Mekteb). Das heute als Bibliothek genutzte Gebäude besitzt
einen einzelnen überkuppelten Raum sowie einen nach Südosten gewandten Vorhallenbau; während des großen Stadtbrands im Jahr
1918 wurde der Bau teilweise zerstört. Bereits unter Şeyhülislam Ürgüplü Mustafa Hayrı Efendi (1914–1916) war die der Moschee
gegenüberliegende Imaret, die Armenküche, abgerissen und durch eine Mädchenschule, die
Darülhilâfe Medresesi
, ersetzt worden.
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|98| Şehzade-Moschee
Die Prinzenmoschee
Ein persönlicher Schicksalsschlag des Sultans Süleyman I. Kanunî sollte, im Nachhinein betrachtet, zu einem Glücksfall für
die osmanische Architekturgeschichte werden. Als der Sultan von seinem Ungarnfeldzug, während dessen er 1541 mehr als die
Hälfte Ungarns unterworfen hatte, zurückkehrte, wurde er mit der Nachricht konfrontiert, dass sein Lieblingssohn Mehmed, dem
die Rolle des Thronfolgers zukam, an Pocken erkrankt und gestorben war. Für den Bau einer Moschee zum Gedächtnis an seinen
nur 22 Jahre alt gewordenen Sohn beauftragte er einen Architekten, der sich als Janitscharenoffizier, zuständig für Brücken-
und Festungsbauten, bereits mehrfach durch seinen Ideenreichtum hervorgetan hat – Mimar Sinan (»Architekt« Sinan, ca. 1489–1588).
Unter seiner Leitung entstand zwischen 1544 und 1548 die Şehzade-Moschee (»Prinzenmoschee«). Mit diesem Bau begann sowohl
für Sinan als auch für die osmanische Sakralarchitektur ein neuer Abschnitt. Die Moschee war Sinans erster Großbau in Konstantinopel
und gemäß seiner eigenen rückblickenden Worte sein »Lehrlingsstück«. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der byzantinischen
Sakralarchitektur und der Verschmelzung alter Gestaltungsprinzipien mit neuen Ideen entwickelte er einen Bautypus, der für
ihn charakteristisch wurde und die Moscheenlandschaft der folgenden Jahrzehnte nicht nur in Konstantinopel prägte.
Im Grundriss quadratisch, verfügt der 34 × 34 m große Bau über eine im Durchmesser 18 m große und insgesamt 37 m hohe Zentralkuppel,
an die sich vier Halbkuppeln mit je zwei weiteren, seitlich gelegenen Halbkuppeln anschließen. Die Dekoration des Innenraums
der Şehzade-Moschee ist verhältnismäßig schlicht. Lediglich das mit feinen geometrischen Ornamenten und Reliefs verzierte
Minbar aus Marmor gehört zu den kunstvollsten seiner Art. Unmittelbar vor dem Gebäude erstreckt sich ein quadratischer Hof,
dessen Grundmaße mit denjenigen der Moschee übereinstimmen, was ein lange bekanntes Schema, wie es beispielsweise auch bei
der Beyazıt-Moschee zu finden ist, übernimmt. Bezüge dazu lassen sich außen auch durch die Polychromie und die Verwendung
plastischer Elemente, etwa an den Minaretten, aufzeigen.
Im Gegensatz zu den meist eher in sich geschlossenen, schwerfälligeren früheren Bauten strukturierte Sinan bei der Prinzenmoschee
die Baumassen durch Fenstergruppen und eine stärkere Gliederung der Flächen. Das Kuppelschema der Hagia Sophia erweiterte
er, indem er die Hauptkuppel mit |100| vier Halbkuppeln umgab. Dadurch gelang es ihm, das lange bekannte und vor Sinan schon unzählige Male umgesetzte Prinzip der
Einraummoschee mit einer Kuppel, die einen quadratischen Raum überspann, nach allen Seiten hin auszubauen. So vermied er eine
Einteilung des Innenraums durch Zentralraum und abgegrenzte Seitenräume. Sicherlich
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