Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
darf man, ohne allzu viel Widerspruch
fürchten zu müssen, diese Moschee als eine der schönsten Istanbuls bezeichnen, die sich auch dadurch auszeichnet, dass kleinteiliges,
zu einer optischen Unruhe führendes Dekorationswerk konsequent vermieden wurde.
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Dass ein »Lehrlingsstück« durchaus ein »meisterhaftes« Werk sein kann, zeigt die Prinzenmoschee des Architekten Sinan.
|100| In der Mitte des Moscheehofs, der von mit Kuppeln bedeckten Kolonnaden umgeben ist, befindet sich ein wohl aus der Zeit von
Murad IV. stammender Şadırvan zur Verrichtung der rituellen Waschungen.
Im Laufe des 16. und 17. Jhs. entstanden in nächster Umgebung der Moschee die üblichen, sich zu einem funktionalen Komplex
ergänzenden Bauten, wie beispielsweise eine Koranschule, eine Armenküche sowie ein Tabhane. Im Garten der Moschee befinden
sich mehrere Grabbauten, von denen die Türbe des Şehzade Mehmed aus dem Jahr 1543 die größte und bei weitem am kunstvollsten
gestaltete ist: Über einem achteckigen Grundriss erhebt sich ein mehrfarbiges Steinmauerwerk, das durch Fenster mit Terrakottalaibungen
durchbrochen ist. Apfelgrüne und zitronengelbe Iznik-Kacheln bedecken die Wände des Innenraums, in dem sich ein mit Elfenbeinintarsien
versehener Baldachin über dem eigentlichen Grabmal befindet. In der zweiten Hälfte des 16. Jhs. anzusetzen ist der Bau der
ebenfalls im Inneren reich mit Fliesen dekorierten Türbe des Großwesirs Rüstem Paşa (ca. 1500–1561). Wenig später entstanden
die Grabmale des Şehzade Mahmut, eines Sohns Mehmeds III. (1595–1603), der Hatice Sultan, Tochter von Murad III., sowie der
Fatma Sultan. 1603 wurde durch den Baumeister Ahmet Ağa eine Türbe für den im Jahr 1601 verstorbenen Schwiegersohn Murads
III. und den Großwesir Damad Ibrahim Paşa errichtet. Aus der Zeit um 1614 stammt das Grabmal des zweimaligen Kaymakams und
Wesirs Destari Mustafa Paşa.
Im Garten der Moschee stehen neben der Prinzentürbe weitere Grabbauten, darunter diejenigen zweier Großwesire Süleymans I.
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|101| Sultan Süleyman-Moschee
Mörtel »deluxe«
Über dem historischen Zentrum Istanbuls, an seiner höchsten Stelle, dort wo einst Mehmed II. den ersten
Saray
(Palast) gegründet hatte, beherrscht unangefochten die mächtige Sultan Süleyman-Moschee (türk.
Süleymaniye
) das Stadtbild.
Teile des Grundstücks waren nach einem Brand 1540 für den Bau der
Süleymaniye
frei geworden, wofür noch zusätzlich das Gelände durch Terrassierung erweitert wurde. Federführend für den zwischen 1550 und
1557 errichteten Stiftungskomplex mit Moschee, vier Medresen, einer Schule, Spitälern, Imaret, Tabhane, Bad sowie Türben war
der Architekt Sinan, der mit der zuvor errichteten Prinzenmoschee (s. S. 98 ff.) die neue Richtung im Moscheenbau vorgegeben
hatte. Stifter der Külliye war wiederum Süleyman I. Kanunî, der sich zum Zeitpunkt der Errichtung auf dem Höhepunkt seiner
Herrschaft befand und die Ausdehnung des Osmanischen Reichs am größten war. Er setzte sich mit dieser Moschee ein eigenes,
alles andere bei weitem übertreffendes, Denkmal. Wenn der Hofarchitekt Sinan die von ihm wenige Jahre zuvor entworfene Şehzade-Moschee
als sein »Lehrlingsstück« bezeichnete, so muss die
Süleymaniye
zweifellos als sein »Meisterstück« innerhalb Istanbuls gelten.
Der gesamte Bauablauf der Külliye ist heute ungewöhnlich gut nachvollziehbar, da sich fast 3000 Seiten mit Lohnabrechnungen
sowie viele Dokumente zur Materialbeschaffung erhalten haben. Demnach waren am Bau der Anlage fast die Hälfte aller Beschäftigten
freie Handwerker, die aus vielen Teilen des Reichs kamen, wovon Muslime und Christen in etwa den gleichen Anteil ausmachten.
Als Hilfsarbeiter wurden zahlreiche Angehörige des Janitscharen-Korps rekrutiert sowie einige Sklaven eingesetzt. Zunächst
ging der Bau jedoch nicht ganz so zügig vonstatten wie vom Sultan gewünscht, da das Gelände erst mit Substruktionen aufwendig
befestigt und das Bodenniveau angeglichen werden musste. Diese Terrassierungsarbeiten hatten zur Folge, dass die zur Stiftung
gehörenden Bauten nicht, wie man dies bei anderen Beispielen kennt, um die Moschee angeordnet sind, sondern sich auf unterschiedlichen
Ebenen unregelmäßig verteilen. Der Hof, in dem das zentrale Bauwerk liegt, ist mit Mauern eingefasst. Der Moschee vorgelagert
ist ein großer Narthex mit je einem Minarett an jeder der vier Ecken, wovon die
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