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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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wurden weggeräumt. Im Rahmen erschien Georgios Sphrantzes, leicht gebückt. Der von Natur aus schlanke Mann wirkte abgemagert, die Wangen eingefallen. Offensichtlich litt er. Alexios lächelte unwillkürlich über die eingequetschte Haltung des Intellektuellen. »Da habe ich ja Glück, dass du heute die Wache hältst, sonst hätten uns womöglich noch die eigenen Leute getötet.«
    »Bringt Ihr wirklich zweihundert Ritter mit, Herr? Wir können wirklich jeden Mann gebrauchen.« Alexios nickte nur.
    Sphrantzes wandte sich um und rief: »Macht das Tor auf!«
    Man hatte ihm einen Abschnitt auf der weniger gefährdeten Seeseite anvertraut. Auf dem schmalen Küstenstreifen hätte Murad niemals sein Heer entfalten können, das überdies die christliche Flotte im Rücken gehabt hätte. Türkische Schiffe hinderte die schwere Eisenkette, die zwischen Konstantinopel und Galata gespannt war, ins Goldene Horn einzulaufen.
    Der Geheimsekretär schickte einen Boten zum Kaiser, während krachend die eisenbewehrten Holzflügel aufgezogen wurden und Hunyadi mit seinen Männern die Stadt betrat. Sofort umringten sie die Verteidiger und jubelten. Mochten es auch nur zweihundert Ritter und zwanzig Bogenschützen sein, die Belagerten zogen Zuversicht aus der Tatsache, dass sie nun nicht mehr allein standen. Einen solchen Empfang hatten die Ritter noch nicht erlebt, nie zuvor dieses Strahlen in den Augen der Menschen gesehen. Sie wurden bestaunt wie Fabelwesen.
    Doch schon preschten zehn Reiter auf den kleinen Platz vor dem Tor, der von kleinen Hütten umstellt war. Sofort erkannte der Fürst die große Gestalt des Kaisers auf dem ersten Pferd, gefolgt von seiner Eskorte. Sie sprangen nahezu gleichzeitig von ihren Rössern. Alexios kniete nieder und raunte den Rittern zu: »Der Kaiser«, sodass es ihm alle gleichtaten. Aber nicht nur sie, sondern auch die Wachposten, ob Italiener oder Byzantiner, verbeugten sich vor Johannes VIII.
    »Bist du also wieder zurück«, sagte der Kaiser so ratlos wie distanziert.
    »Ich bringe zweihundert Ritter und zwanzig Bogenschützen unter Führung des Reichsverwesers Johann Hunyadi mit.«
    »Majestät!«, sagte Hunyadi und verbeugte sich.
    »Erhebt euch!«, rief der Kaiser in die Runde. Er wartete jedoch nicht ab, bis alle seiner Aufforderung nachgekommen waren, sondern sprach gleich weiter. Seine Miene wirkte zwar undurchdringlich in ihrer zur Schau getragenen Emotionslosigkeit, doch Alexios spürte, welchen Zorn der Kaiser im Herzen gegen ihn hegte.
    »Melde dich beim Befehlshaber für das Landheer, der die Organisation der Verteidigung übernommen hat. Er wird dich einweisen. Über die Männer, die du mitgebracht hast, freue ich mich, nicht aber über die Lage, in die uns deine Politik manövriert hat.« Deine Politik hatte er dabei verächtlich ausgesprochen. Dann wandte er sich an Hunyadi. »Euer Liebden, es freut mich, Euch in Nea Roma begrüßen zu dürfen. Ich darf Euch zu einem Nachtmahl und einem Willkommenstrunk in den Palast einladen. Um Eure Männer kümmert sich der Fürst Angelos.«
    Die Demütigung saß. Die unverhohlene Missachtung, mit der Johannes ihn vor allen Leuten behandelte, kränkte den Fürsten. Hunyadi schaute irritiert zu ihm. Alexios nickte dem Feldherrn mit unbewegter Miene zu, zum Zeichen, dass er getrost der Einladung Folge leisten könne.
    Während Hunyadi mit dem Kaiser ritt, suchte Alexios den Oberbefehlshaber des Heeres, Demetrios Palaiologos Kantakuzenos, auf. Sie sollten erst mal in der Reserve bleiben, um schnell dort eingesetzt zu werden, wo sich ein Durchbruch des Feindes abzeichnete. Alexios beschloss, die Ritter in seinem kleinen Palast unterzubringen. Er sah in ihnen seine Gefährten, also galten sie ihm auch als seine Gäste.
    Mithilfe seiner Diener wurde den Männern in den Sälen des Palastes ein Lager aus reichlich Stroh bereitet. Unterstützt von den Domestiken, halfen sich die Kämpfer gegenseitig dabei, die Harnische und Panzerhemden auszuziehen. Ihre Knappen, zu deren Aufgaben die Hilfe beim Anlegen und Ablegen der Kleidung gehörte, kümmerten sich um die Pferde.
    Alexios ging von einem Ritter zum anderen. Otto von Weißenfels fragte er schließlich, ob ihm nicht die Möglichkeit, fern der Heimat in fremder Erde verscharrt zu werden, Unbehagen bereite.
    Otto grinste schief. »Zum Sterben ist ein Ort so gut wie der andere, nur eben nicht zum Leben. Wenn Ihr mich gefragt hättet, ob mir der Gedanke, in der Fremde zu leben, unbehaglich wäre, hätte ich

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