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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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dem Folterknecht ein Zeichen. Der zog am Seil. Ein Reißen ging durch die Schultern des Fürsten, dessen Zehenspitzen kaum noch den Boden berührten.
    »Ihr verwöhnt mich aber, Majestät«, presste er zwischen den Zähnen hervor. Schweiß perlte auf seiner Stirn und brannte ihm in den Augen, die dennoch wild funkelten. Er wollte leiden und Sigismund mit seinen Schmerzen demütigen.
    »Ja, so kennt man mich, als großzügig. Kann ich Euch weitere Wohltaten erweisen?«, fragte der König.
    »Oh ja! Ich würde gern wie die Engel ein wenig schweben. Könntet Ihr das veranlassen? Das bin ich meinem Namen schuldig«, stöhnte der Fürst.
    Wieder gab der König ein Zeichen, und Feuer stach durch Alexios’ Schultern und Oberarme. Er vermutete, dass sie seine Arme ausgekugelt hatten.
    »Vortrefflich, Herr, vortrefflich«, hustete er, lachte er. »Ihr seid der freigiebigste Mann auf Erden. Sogar Eure Frau teilt Ihr mit mir!« Oh, wie gut es ihm gelang, den Schmerz im Gelächter zu verstecken, den Schrei im Lachen. Er mochte gar nicht mehr aufhören. Er jubelte, wie andere schrien.
    Sigismunds Augen verdüsterten sich. »Wagt Ihr es etwa, mich auszulachen?«
    »Aaaahhhhohohohoho … nein, nein … huhuhuhu … es ist so angenehm, hohohoho, sehr zu empfehlen. Ha, ha, ha, ha … Versucht es doch auch einmal! He … he … he … he … Fast noch schöner, als unschuldige Frauen zu Tode zu quälen.« Dann brüllte er, atmete stoßweise und zwang seinen Atemstrom unter seine Kontrolle. Sigismund griff nach einer langen Eisenzange und umschloss damit das Gemächt des Fürsten. »Es ist wohl rechtens, wenn ich Euch das Werkzeug nehme, mit dem Ihr in meinen Besitz eingebrochen seid.«
    Alexios sah den unmäßigen Zorn im Blick des Königs. »Wenn Ihr einen Feind braucht, nur zu.«
    »Droht Ihr mir?«
    »Einen Krieger … entehren … der im Kampf … gegen Türken … von Nutzen ist … hab mich … an Eurem Eigentum … vergriffen … Ihr habt mir … Arme … ausgekugelt … mich nicht … zum Zweikampf … gefordert … Geschenkt … Den Frevel … aber … weder ich … noch … meine Familie … vergeben … Niemals!«, presste der Fürst stoßweise und mit großen Pausen heraus. Er spürte, wie ihm die Kraft schwand.
    Schwere Schritte eilten die Steintreppe herunter. In der Folterkammer stand Johann Hunyadi in schwarzer Hose, schwarzem Pelz, schwarzer Mütze und düsterem Gesicht. Barbara hatte ihn geschickt, um sie zu retten, schoss es Alexios durch den Kopf. Gute Barbara, dachte er dankbar. Für Clara kam er zu spät. Zu spät, hallte es durch seinen Kopf.
    »Tut das nicht, hoher Herr! Ich würde Euch niemals verzeihen, meinen Waffengefährten entehrt zu haben!«, sagte der Feldherr eisig. Verunsichert schaute Sigismund in Hunyadis entschlossenes Gesicht. »Nicht einmal Ihr dürft einem Drachenritter das antun! Nicht einmal Ihr, Majestät!« Ihre Blicke duellierten sich. »Ihr wisst, was Aufruhr bedeutet! Beleidigt nicht die Ritter!« Sigismund errötete wie ein Krebs in heißem Wasser. Zornig schleuderte er die Zange zu einem der Folterknechte, die ihn beabsichtigt oder zufällig an den Kopf traf und niederstreckte. Die beiden anderen wagten nicht, sich zu rühren. Sie verstanden die Wendung nicht, spürten aber, dass sie ungut war.
    »Lasst ihn runter und befreit ihn von seinen Fesseln!«, befahl der König.
    Alexios genoss es, wieder Boden unter den Füßen zu haben. Die Schulter schmerzte teuflisch. Auf Geheiß des Königs halfen ihm die beiden Folterknechte, die Hose anzuziehen.
    »Laszlo!«, brüllte Sigismund mit seiner tiefen, weittragenden Stimme.
    Kurz darauf betrat der Vierschrötige mit den sechs Leuten den Raum. Der König zeigte der Reihe nach auf den Meister und seine beiden Folterknechte, zuletzt auf den am Boden Liegenden, der an der Schläfe blutete und unsinnig herumlallte.
    »Dieses Pack hat sich an der armen Clara von Eger in schändlicher Weise vergangen. Ersäuft sie! Gleich! Sofort!«
    Der Meister und die Folterknechte fielen auf die Knie und flehten ihren Herrn an, ihnen das Leben zu schenken. Alexios wusste, dass sie keine Gnade finden würden, weil sie zu viel wussten. Der König beabsichtigte offenbar, sowohl die Untreue seiner Frau zu verheimlichen als auch die Geschehnisse in diesem Keller. Außerdem waren die Folterer zu unfreiwilligen Zeugen geworden, als der König vor Johann Hunyadi gekuscht hatte. Nach ihrem Tod würden nur noch er, der Feldherr und Alexios

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