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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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ausführlich über Annas Zukunft. Auf ihre Frage, wer der türkische Kaufmann denn gewesen sei, antwortete Loukas der Wahrheit entsprechend, ein Geschäftsfreund von Jakub Alhambra.
    »Und was wollte er?«
    »Waffen und Eisen«, log er und fügte wieder wahrheitsgemäß hinzu: »Aber diesmal gibt es weder Eisen noch Waffen.« Diesmal, dachte er bitter bei sich, gibt es Schiffe für ihre Truppen, viele Schiffe, die trotz Blockade die türkische Armee über den Bosporus übersetzen würden. Sie kannten sich in diesen Gewässern besser aus als die Päpstlichen und als die Burgunder. Die Hilfe der Genuesen würde er über Francesco Draperio erlangen, und die Venezianer waren ihm etwas schuldig, denn dank ihm bekamen sie ihren eigenen, geschützten Hafen im Goldenen Horn. Der Gewinn konnte sich sehen lassen, und genau betrachtet lag es im Interesse Konstantinopels. Letzteres würde aber kaum jemand verstehen, wie er zu Recht vermutete.

38
    Heerlager bei Varna, Bulgarien
    Hinter ihnen lag Varna. Das Kreuzfahrerheer hatte sein Lager im hügeligen Gelände aufgeschlagen. Vor dem Zelt des Königs inmitten der Zeltstadt saßen um das Lagerfeuer König Wladislaw, der Legat Cesarini, Johann Hunyadi, Alexios Angelos und zwei polnische Ritter aus dem Gefolge des Königs. Von fern blinkten die Sterne in der kalten Novembernacht auf die Männer, die sich in ihre Pelze hüllten, herab. Es gibt nichts Einsameres als ein Lagerfeuer, dessen Knacken in trüber Stimmung verklingt, dachte Alexios. Er schämte sich dafür, dass immer noch keine Unterstützung aus Konstantinopel eingetroffen war und der Kaiser Wortbruch beging. Auch Cesarini hoffte auf das Eintreffen der päpstlichen Flotte mit vielen Kriegern. Er ahnte nicht, dass der Papst keinen Mann mehr rekrutieren konnte, da der englische und der französische König sich auffällig zurückhielten, und sich deshalb darauf beschränkte, mit seiner Flotte in der Propontis und im Bosporus zu kreuzen, um dem Sultan den Übergang nach Rumelien zu verlegen. Hunyadi fluchte auf den verräterischen Despoten Georg Brankovic, der mit dem Sultan einen Separatfrieden geschlossen hatte und nicht nur davon absah, Truppen zu stellen, sondern noch dazu den Albaner Skanderbeg daran hinderte, zu Hunyadis Truppen zu stoßen, indem er mit seiner Streitmacht den Weg nach Varna blockierte.
    In ihr Schweigen trat Otto von Weißenburg. »Meine Herren, kommt mit, das müsst ihr gesehen haben!« Sie erhoben sich und folgten dem Deutschen. Alexios hoffte, dass sie durch Löwenmut dennoch mit ihrer kleinen Streitmacht von ungefähr zwanzigtausend Mann gegen die Türken siegen konnten, wenn nur der Sultan mit seinen anatolischen Truppen jenseits des Bosporus gebunden blieb. Sie gingen eine ganze Weile, ehe sie auf eine Anhöhe traten. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, glaubte er, dass ihn der Schlag treffen würde. Vor ihm lag die Ebene, die zu den Bergen anstieg. Auf den Hügelkuppen breitete sich ein riesiges türkisches Lager aus.
    »Hier soll uns also unser Schicksal ereilen!«, stellte Hunyadi fest.
    »Wir können hier nicht kämpfen. Wir stehen unten im Tal, und sie stürmen vom Berg aus auf uns ein«, gab Otto zu bedenken.
    »Ja, Bruder, nicht nur die Türken, auch das Gelände ist unser Feind. Hinter uns ist das Meer. Wir kommen hier nicht weg. Uns bleibt nur, die Schlacht anzunehmen. Was soll’s? Jeder Ort ist gut zum Sterben«, sagte Hunyadi fast zärtlich.
    »Wo kommen die bloß alle her?«, entfuhr es dem König. Cesarini sprach aus, was Alexios nur zu denken wagte. »Dem Antichrist ist es gelungen, mit seinen anatolischen Truppen überzusetzen.«
    »Ihr kennt den Bosporus! Warum ist die Blockade nicht gelungen?«, fuhr der König Alexios an.
    »Ich weiß es nicht«, gab der Fürst kleinlaut wie ein Schüler von sich.
    An einem aber zweifelte er nicht im Geringsten, dass dabei wieder einmal Verrat im Spiel gewesen war. Das Grundübel der Christen. Hunyadi hielt sich indes nicht mit einer nutzlosen Diskussion auf, sondern zählte ungerührt die Feuerstellen, um in etwa die Mannschaftsstärke des osmanischen Heeres zu ermitteln.
    »Wenigstens achtzigtausend Streiter, wenn nicht hunderttausend.« Wladislaw schien in sich zusammenzufallen.
    »Ein hartes Stück Arbeit«, sagte Otto von Weißenburg. Leicht werden wir nicht sterben, dachte Alexios. Er fürchtete sich nicht vor dem Tod, sondern davor, nicht mehr für sein Kind da sein zu können. Ioanna hatte ihm geschrieben, dass sie schwanger war. Jetzt,

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