Byzanz
Kommt, meine Freunde, und der Ruhm wird unser sein!« Verwegen sah er aus, der junge König, mit seiner kräftigen Statur, den braunen Locken, die ungebändigt unter dem silbernen Helm, den eine Goldkrone umgab, hervorquollen, dem wilden Bart, den strahlend blauen Augen. »Heute hauen wir mit unserem Schwert unser Monument in die Geschichte! Macht Platz da vorn!« Das Fußvolk stob auseinander, und Wladislaw galoppierte mit gezücktem Schwert und seinen fünfhundert polnischen Reitern auf die Mitte des feindlichen Heeres zu, dorthin, wo die Janitscharen standen. Alexios musste ihm wohl oder übel folgen. Verdammter Narr, dachte er und fühlte sich Hunyadi gegenüber schuldig, weil er den König nicht hatte aufhalten können. Alexios staunte. Das Wagestück schien zu gelingen. Sie sprengten die erste Reihe der Janitscharen. Alexios, der mit seinem Schwert rechts und links auf die türkischen Elitesoldaten einhieb, nahm wahr, dass der Feind in Panik geriet, und dankte Gott. Er war fast auf der Höhe des Königs, als dieser vom Pferd stürzte, sich rappelte, das Knie aufstellte, sich gerade erheben wollte, als ein vierschrötiger Janitschar mit einem gewaltigen Schwertstreich ihm den Kopf abhieb. Der Schreck fuhr dem Fürsten in die Glieder. Er wollte sich zu dem Türken durchkämpfen, um ihm den Kopf wieder abzujagen, doch sah er sich von so vielen Feinden umgeben, dass er nicht durchkam.
»Zurück!«, brüllte ihm Otto von Weißenburg zu. Von den Türken verfolgt, wendeten sie die Pferde. Vor ihnen schloss sich der Ring.
»Jetzt werden sie uns alle abschlachten«, rief Alexios dem Deutschen zu.
»Kann sein, aber das werden sie sich bitter verdienen müssen. Los, runter vom Pferd, wir kämpfen Rücken an Rücken.« Alexios glitt von seinem Ross und zerteilte im gleichen Moment einem Feind, der ihn gerade aufspießen wollte, den Schädel. Und während er Rücken an Rücken mit Otto von Weißenburg tapfer austeilte und sie versuchten, den türkischen Ring zu sprengen, dachte er an seine Frau und an das Kind, das vaterlos zur Welt kommen sollte. Alles in ihm bäumte sich gegen diese Vorstellung auf. Umso erbarmungsloser schlug er zu. Unweit von ihm wurden dem kleinen Kardinal Giuliano Cesarini jeweils ein Schwert von hinten und eins von vorn durch die Brust getrieben. Er sah die brechenden Augen des Mannes. Ein großer Kämpfer war er wohl nicht gewesen, aber tapfer. Während Otto rückwärtsgehend nachdrängende Feinde erschlug, mähte Alexios mit dem Schwert eine Schneise zurück zum Tal.
Als der Mann fiel, aus dessen Auge der Fürst sein Schwert zog, hatten sie die Linie durchbrochen. Plötzlich brandete im türkischen Heer Jubel auf. Otto und Alexios, die zwischen den Linien standen, schauten den Berg hinauf, da entdeckten sie den Kopf des Königs auf der Spitze einer Lanze. Du dummer, eitler Mann, dachte Alexios. Doch die Kühnheit des Königs milderte sein Urteil. Er missgönnte den Türken diesen geschenkten Triumph. Trauer ergoss sich in sein Herz. Nur etwas Glück bei ihrer Tüchtigkeit würde genügen. Es blieb den tapferen Männern versagt. Der Anblick des gepfählten Kopfes des Königs wirkte auf die Christen katastrophal. Sie gerieten in Unordnung. Als Johann Hunyadi, der gerade seine Reiter gruppiert hatte, um dem König zu Hilfe zu eilen, sah, dass sein Heer in Panik auseinanderbrach und niemand es mehr zu ordnen vermochte, wandte er sich fluchend zur Flucht. Seine deutschen und böhmischen Reiter folgten ihm. Nun stürmten die Türken los. Kämpfen konnte man es nicht mehr nennen. Ihre geordneten Abteilungen erschlugen die Christen, die sich in heilloser Auflösung befanden. Alexios sah Otto an und deutete mit dem Kopf nach rechts, zu einer kleinen Hügelgrube. Wenn es ihnen gelingen würde, dem Schlachtkessel dorthin zu entweichen, dann wären sie mit etwas Glück gerettet. Doch Glück hatten die Christen den ganzen Tag lang nicht gesehen. Alles stellte sich gegen sie. Kämpfend arbeiteten sie sich den Hügel hinauf. Dort stand ein Pferd neben der Leiche eines Sipahi, die am Boden lag. Gleichzeitig drangen von drei Seiten zehn Janitscharen auf sie ein.
»Du nimmst jetzt das Pferd und fliehst. Ich halte die Teufel auf«, befahl der Deutsche.
»Ich lasse dich nicht im Stich!«, sagte Alexios.
»Lass dein Kind nicht im Stich! Was liegt an einem alten Schlagetot, wie ich einer bin? Sterbe ich nicht heute hier, dann morgen woanders.«
»Denkst du, ich habe so wenig Ehre im Leib?«
Die Türken kamen
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