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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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seines Sohnes mit der Enkelin des Kaisers vielleicht sogar verwirklichen. Zwar führten sich die großen Geschlechter des Reiches gern auf römische Vorfahren zurück, deshalb nannten sie sich auch Rhomäer, aber bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass alle mächtigen Familien in Konstantinopel erst vor vierhundert Jahren aufgestiegen waren und mit Konstantin dem Großen, dem Gründer der Stadt, oder mit Justinian, dem Erbauer der Hagia Sophia, nicht das Geringste gemein hatten, nicht einen Tropfen Blut.
    Der Aufstieg der Notaras war also prinzipiell möglich, konstatierte Nikephoros kühl, aber er würde auf Widerstand stoßen, denn die Palaiologen, die Komnenen, die Angeloi und Doukai wollten niemanden in ihren erlauchten Zirkel der Macht hineinlassen. In den letzten zweihundert Jahren hatten unzählige Hochzeiten untereinander ein starkes Netz der Verwandtschaft als Form ihrer Macht geflochten. Es war nicht nur das Liebesglück seines Sohnes, das Nikephoros zum Handeln trieb, sondern auch der Aufstieg seiner Familie, die plötzlich zu den Verwandten des Kaisers und damit zum innersten Kreis der Macht gehören könnte. Diese Chance bot sich nur einmal. Die Stellung der Notaras hatte eine kritische Größe erreicht. Weitergehen oder sich einschränken – diese Frage stellte sich mit jedem Erfolg dringlicher. Das Risiko entsprach dem Gewinn. Den letzten Gedanken behielt Nikephoros allerdings für sich, er wollte nicht, dass Eirene ihn für berechnend hielt. Es war jetzt nur wichtig, keinen Fehler zu begehen. Nikephoros beschloss, einen Boten zum Kaiser zu schicken und Manuel um eine Privataudienz unter vier Augen zu bitten.
    Eirene nahm schweren Herzens Abschied von Loukas. Nikephoros gab ihr zwei Diener als Begleitschutz mit. Sie meinte zwar, das sei nicht notwendig, doch der alte Seeräuber bestand darauf.
    Kaum hatte sie durch die Säulenhalle der Loggia ihren Palast im Blachernenviertel betreten, als ihr im Vestibül die Zofe auf der Treppe entgegenkam. Aus ihren weit aufgerissenen graublauen Augen sprach Empörung.
    »Wo wart Ihr nur? Euer Vater hat schon mehrmals nach Euch gefragt!«, rief sie vorwurfsvoll. »Ihr sollt sofort zu ihm kommen!« Die Zofe schüttelte missbilligend den Kopf. »So eine Aufregung auch«, stöhnte sie und griff sich ans Herz, das sich irgendwo unter dem großen, heftig wogenden Busen befinden musste.
    »Ach, Polina, beruhige dich und vertrau mir!« Eigentlich hieß die Zofe Apostolia, aber alle nannten sie nur Polina. »Wo finde ich ihn denn?«
    »Im Empfangssaal. Aber er ist nicht allein. Seine Hoheit Fürst Alexios ist bei ihm«, fügte Polina warnend hinzu.
    Ein Schatten fiel auf Eirenes Miene. Unwillkürlich schlug sie einmal kurz und hart mit der Reitgerte ins Leere, sodass die Luft pfiff.
    »Lasst sie lieber hier«, riet Polina besorgt.
    »Meinetwegen, auch wenn ich sie gut zu gebrauchen wüsste.« Im Vorbeigehen reichte sie der Zofe die Reitgerte und begab sich in den Empfangssaal.
    Was sie dort sah, missfiel ihr. Die beiden Männer wirkten im besten Einvernehmen, wie sie in den großen Ledersesseln vor dem Kamin saßen und ins Feuer starrten. Hatte sie im ersten Moment lieber kehrtmachen wollen, so überkam sie jetzt eine böse Lust. Mit funkelnden Augen ging sie auf die beiden Männer zu. Andronikos sah sie an. Er hasste es, zu seinem einzigen Kind streng zu sein.
    »Wo warst du?«
    »Ich habe mich um die Opfer gekümmert!«
    Die Antwort erstaunte ihren Vater, während Alexios siegesgewiss lächelte.
    »Welche Opfer?«
    »Die die Eitelkeit dieses Mannes reißt!«
    » Dieser Mann, Eirene, wird dein Mann. Also erweise ihm die Ehre.«
    »Wie geht das, guter Vater? Einem Menschen die Ehre erweisen, der keine Ehre im Leib hat? Soll ich ihm meine Ehre schenken und erhalte dafür als Gegenleistung seine Schande, sodass er in Saus und Braus von meiner Ehre leben darf, während ich von seiner Schande zehren muss? Wahrlich ein schlechtes Geschäft!«
    Die Beleidigung traf die Eitelkeit des Fürsten wie ein Peitschenhieb. Er sprang auf. Andronikos tat es ihm gleich und hob beschwichtigend die Hände.
    »Verzeiht meiner Tochter. Es ist nur die Angst vor der Ehe, die ihr solche Worte eingibt.«
    »Ihr nehmt diese Beleidigung sofort zurück, sonst verklage ich Euch beim Kaiser!«, rief Alexios.
    »Um mich in den Turm werfen zu lassen?«, fragte Eirene mit provozierender Belustigung.
    »Nein, um die Mitgift zu erhöhen«, beschied er sie kalt. Und zu Andronikos gewandt sagte er

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