Byzanz
Bosnier und zu den Albanern. Er soll herausfinden, zu wem diese Herrn stehen und ob sie mit uns gegen die Osmanen ziehen würden. Vor allem soll er mit Iancu Hunyadi ins Gespräch kommen, der, wie ich höre, ein sehr fähiger Mann und großer Türkenhasser sein soll.« Sie überlegte einen Moment und fügte dann hinzu: »Und noch etwas: Diesen Sphrantzes schicke zum Kaiser von Trapezunt. Auf dem Rückweg soll er Mehmed aufsuchen mit einer geheimen Botschaft von dir. Du versicherst dem Sultan, dass du wie dein Vater treu zu ihm stehen wirst. Und noch einen dritten Mann schicke aus. Er soll eine Zeit bei den Söhnen des Sultans, bei Murad und bei Mustafa, verbringen, um sie kennenzulernen.«
Johannes nickte. »Wirst du mit Vater reden?«
»Du bist der Mitkaiser. Es ist nicht notwendig, deinen Vater damit zu belasten. Setze deine Schritte allein, aber wähle sie nicht zu groß. Versprich nur so viel wie unbedingt nötig. Benutze Formulierungen, aus denen zwar jeder heraushören kann, was er möchte, die dich aber im Gegenzug zu nichts verpflichten. Auch denen gegenüber, die du für deine Freunde hältst. Ein Kaiser hat keine Freunde, er hat nur Untertanen. Achte darauf, niemals zweideutig zu wirken, doch sei es immer.«
»Wärst du ein Mann, du wärest ein mächtiger Kaiser geworden.«
»Werde du es für mich!«
»Glücklich ein Sohn, der eine solche Mutter hat«, sagte er.
Helena lächelte. Und bat Gott im Stillen um ein langes Leben, denn Johannes würde sie wohl noch sehr lange brauchen. Mochte Manuel auch müde sein, mochte er zuweilen abwesend erscheinen, so besaß er doch wachere Instinkte als sein Sohn. Der Fuchs war zwar in letzter Zeit erschreckend gealtert, aber immer noch ein Fuchs. Nie hatte Helena aufgehört, ihren Mann zu bewundern. Am Morgen hatte sie sich mit ihm über die ganze Angelegenheit verständigt. Manuel bereitete seinen Rückzug vor. Deshalb sollte Johannes von nun an selbstständig handeln, mit seiner Mutter als Beraterin und seinem Vater als unsichtbare Hilfe. Doch das brauchte der Sohn nicht zu wissen.
»Stell dir vor, Alexios Angelos will Eirene heiraten, aber sie hat ihn wegen eines Kapitäns der kaiserlichen Flotte abgewiesen«, sagte Johannes.
»Und wer ist dieser kühne Kapitän?«, fragte Helena, obwohl sie davon schon gehört hatte.
»Loukas Notaras. Vater muss als Familienoberhaupt der Palaiologen ein Machtwort sprechen! Es ist von großem Interesse, dass die Ehe zwischen Eirene und Alexios zustande kommt.«
»In deinem Interesse oder im Interesse von Alexios Angelos?«, fragte Helena scharf. Johannes stutzte. Er ruderte mit den Armen.
»Im Interesse von allen. Schließlich ist der junge Fürst eine Stütze des Herrscherhauses. Deshalb wäre es nur gut, wenn er auch tatsächlich zur Familie gehörte. Ich will nicht nur seine Loyalität, sondern seinen aufopferungsvollen Dienst.«
Helena runzelte die Stirn, versprach aber, darüber nachzudenken. Dann lenkte sie das Gespräch auf das Thema, um das Johannes am liebsten einen großen Bogen geschlagen hätte und das sie sehr bedrückte – seine Ehe oder besser die Fiktion seiner Ehe.
»Wie lange hast du deine Frau schon nicht mehr gesehen, mein Sohn?«
Der Mitkaiser zuckte nur unwillig mit den Achseln.
»Habt ihr euch überhaupt nach dem Tag eurer Hochzeit noch einmal getroffen?«
Die Frage war überflüssig, denn Helena hatte eine Zofe ihrer Schwiegertochter bestochen, die sie auf dem Laufenden hielt. Deshalb wusste die Kaiserin, dass Sophia sich zu Tode langweilte und immer verdrossener wurde. Die Missachtung ihres Mannes schmerzte sie, und sie fühlte sich in der Fremde doppelt einsam.
»Wenn ihr in zwei verschiedenen Flügeln des Palastes wohnt, wird sie nicht schwanger. Und, Herrgott noch mal, das muss sie! Das, Johannes, ist viel wichtiger als die Frage, ob deine Nichte einen Angelos oder einen Notaras heiratet. Streng dich gefälligst an! Ich schicke Martina Laskarina zu deiner Frau, damit du ihr beiwohnst, wenn die Aussichten günstig sind und du die leider unverzichtbare Prozedur nicht allzu oft wiederholen musst. Das ist alles, was ich in dieser Angelegenheit für dich tun kann. Du bist ein Mann, schwängere sie!«
Kalter Schweiß trat auf seine Stirn.
15
Notaras-Palast, Konstantinopel
Während Eudokimos die Mannschaft zusammenstellte und das Schiff zum Auslaufen vorbereitete, beriet Nikephoros sich in seinem Palast mit Thekla und Eirene. Wenn man es geschickt anstellen würde, ließe sich die Heirat
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