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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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dem Moment, in dem der Blick des Gegners an dem Gebüsch, in dem sich Alexios versteckte, vorübergeglitten war, sprang der Fürst blitzschnell aus dem Haselnussstrauch und hieb sein Schwert in die Stirn seines Gegners. Die Klinge war scharf und gut, sie spaltete spielend leicht den Helm, bevor sie durch den Kopfknochen wie durch Butter schnitt.
    »Heilige Muttergottes«, sagte der Fürst und bekreuzigte sich, bevor er zum Teich hinunterkletterte, um dort abzuwarten. Wie gern würde er sich jetzt in das warme Fleisch einer Frau wühlen. Er spürte eine Erektion. Das verübelte er den Türken. Wenn sie nicht aufgekreuzt wären, hätte er längst in Buda die Verhandlungen geführt und sich von den Verhandlungen in einem der Häuser der Stadt entspannt und erholt. Mehr noch, die absurde Nutzlosigkeit des Ständers in der Wildnis verbitterte ihn geradezu.
    Die drei Türken wurden immer unruhiger. Schließlich brach der Führer mit einem seiner Leute auf, während er den Dritten zur Bewachung der Pferde zurückließ.
    Als er die beiden weit genug entfernt vermutete, trat er aus seinem Versteck hervor. »Suchst du mich? Ich bin hier«, rief er laut.
    Blankziehen und seine Leute herbeirufen war für den Anführer eins, doch der Fürst ließ sich auf keinen langen Kampf ein, sondern wählte eine Finte und stieß dann gezielt zu. In diesem Augenblick kehrten die beiden anderen zurück. Er entdeckte in den Augen des Anführers die Angst. Schmutzbedeckt und voller getrocknetem Bärenblut an Gesicht, Hals, Händen und der Kleidung, wie er war, musste er ihnen wie der Waldteufel persönlich erscheinen. Seine unbeteiligten, leidenschaftslosen, ja fast toten Augen jagten ihnen offensichtlich eiskalte Schauer über den Rücken. Sie hielten ihn wohl für einen Werwolf oder – falls kein Gespenst, kein Ungeheuer vor ihnen stand, dann zumindest ein Wilder Mann. Da Alexios die Pferde im Rücken hatte, schied die Möglichkeit der Flucht für die beiden Türken aus.
    »Heute ist Zahltag, Türke«, sagte Alexios. »Du hattest die Chance, uns freizulassen.«
    »Herr, erbarmt Euch. Ich führe doch nur Befehle aus.«
    »Das taten meine Männer auch, und trotzdem habt ihr sie enthauptet. Warum hast du sie nicht einfach laufen lassen?«
    »Es ist nicht üblich.«
    »Es ist nicht üblich? Ist es denn üblich, Wehrlose zu töten? Gefesselte Männer?«
    »Ach, Herr, Ihr kennt doch das Geschäft. Habt Erbarmen!«
    Wo ist jetzt dein Hohn?, dachte Alexios bitter, dann kam ihm ein Einfall.
    »Gut, ich werde euch nicht töten. Werft eure Waffen weg und kniet nieder, mit dem Rücken zu mir. Keine Angst, ich töte euch nicht, außer, ihr leistet Widerstand oder greift mich an.«
    Zitternd folgten die beiden Männer seinen Anweisungen. Alexios steckte den Säbel ein und fesselte den beiden mit Lederriemen die Hände auf dem Rücken zusammen. Dann band er sie mit Stricken an einen Baum.
    Zeit für ein Bad, entschied er, um sich das Bärenblut abzuwaschen. Das Wasser war eiskalt, aber es tat ihm gut. Denn er ekelte sich bereits vor seinem eigenen Geruch. Er stank wie ein Bär. Und dabei war er ein Fürst, der künftige Kaiser der Rhomäer. Er musste aus dem Labyrinth der Zeitlosigkeit, in das ihn die Schuldgefühle getrieben hatten, wieder herausfinden.
    Als er aus dem Teich gestiegen und sich wieder angekleidet hatte, verjagte er die Pferde bis auf einen Schimmel. Zu den Türken aber sagte er: »Ich verlasse euch jetzt, meine Herren. Entweder eure Leute finden euch, oder ihr schafft es, die Fesseln zu lösen, oder die Tiere des Waldes freuen sich über die Ergänzung ihrer Tafel.«
    »Herr, bitte, bitte«, flehten die beiden Männer. »Lasst uns nicht so zurück.«
    Mit dem rechten Fuß schob Alexios einen kantigen Stein in die Greifnähe des Anführers. Vielleicht genügte die Schärfe der Kante, um in geduldiger Arbeit die Fesseln zu durchtrennen. Zu mehr war er nicht bereit. Ihre Rettung lag an ihrer Geschicklichkeit – und an einem Quäntchen Glück natürlich.
    »Ich habe versprochen, euch nicht zu töten. An dieses Versprechen halte ich mich. Also dann, Gott befohlen!« Sprachs, stieg in den Sattel und preschte los.
    Er mied die Straßen und schlug den Weg nach Norden ein. Er stahl ein Schaf, das er sich briet, später eine Ziege, so kam er Stück für Stück vorwärts. Anfangs befremdete es ihn, kein rohes, sondern wieder gebratenes Fleisch zu essen, wie es ihn auch bald schon verwunderte, mit welchem Genuss er rohes Fleisch verzehrt hatte. Was

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