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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Destillierhelmen und eine Haubendestillation. Hinten links beherrschte ein großer Turmofen mit Destillatorium die Ecke. Das Pistill war zur Erleichterung an einer elastischen Wippe aufgehängt. Überall sah Alexios Zangen in mannigfaltiger Form und Größe. Schweiß trat auf seine Stirn, denn eine Hitze wie in der Hölle stand im Raum. Er fuhr sich mit dem rechten Unterarm über die Stirn. Dann öffnete er die Bänder seines Wamses.
    Auf einem der Tische reihten sich verschlossene Glaszylinder und Glaswürfel. In der durchsichtigen Flüssigkeit, mit denen die Behältnisse bis zum Rand gefüllt waren, schwammen seltsame Präparate, von denen einige den Betrachter erschreckten, andere wiederum erstaunten oder verwunderten. Ein Strauß Goldwurz in einer Holzvase erinnerte ihn an die Lichtung mit dem Wolfsrudel. Aus einem Gefäß schaute ihn ein großes braunes Auge an. In einem anderen schwamm ein großer Penis mit Hoden, und eine ganze Serie von Glaswürfeln zeigten menschliche Embryonen in verschiedenen Entwicklungsstadien. Wie eine Skulptur erhob sich das Doppelskelett zweier Menschen, die miteinander verwachsen waren, vor ihm. Auf einem Regal stapelten sich ausgestopfte Tiere. War es nur so heiß wie in der Hölle, oder befand er sich tatsächlich in der Werkstatt des Teufels?, fragte er sich mit spöttischer Neugier. Hatte man ihn bei Tisch gemästet, um ihn jetzt zu schlachten?
    »Ich lasse Euch jetzt allein«, sagte der Diener und ging. Ein junger Mann, den er erst jetzt entdeckte, legte penibel ein großes Leinentuch zusammen. Der Alchemist ignorierte ihn völlig. Neben ihm wartete noch ein dickes Wolllaken darauf, ebenfalls gefaltet zu werden. Obwohl noch jung an Jahren, gingen ihm bereits die strähnigen rötlichen Haare aus. Er wirkte wie jemand, der eigentlich nicht da war. Seine vollkommene Unauffälligkeit erregte den Unwillen des Fürsten. Auf der gegenüberliegenden Seite öffnete sich eine kleine karmesinrote Tür. Wie eine Göttin der Finsternis trat Barbara in einem schwarzen Lederkleid, unter dem sie ein schwarzes Leinenhemd trug, ein. Ihre Haare hatte sie in einen strengen Zopf gebunden. Die Frisur schmeichelte ihrer hohen Stirn und der schönen Kopfform. Alexios verneigte sich leicht mit dem Anflug eines Lächelns und suchte dabei den Kontakt ihrer Augen.
    »Das ist Meister Urban aus Böhmen. Obwohl noch jung, hat er bereits bei dem berühmten Magister Hortolanus gelernt. Er kennt sich im Gießen von Eisen und in der Alchemie aus, die wir gemeinsam betreiben.«
    »Alchemie? Soso.« Alexios wusste nicht, was er davon halten sollte. Auch in Konstantinopel suchten sehr unterschiedliche Menschen – Weise wie Scharlatane, die sich doch so schwer voneinander unterscheiden ließen – nach dem Stein der Weisen, mit dem Eisen in Gold verwandelt werden, der Mensch sich verjüngen, ja sogar die Unsterblichkeit erlangen konnte. Trotz aller Verheißungen der Alchemisten, die sich ihm, wie auch anderen Fürsten, oft angedient hatten, hatte er niemals eine Neigung verspürt, sich mit diesen Dingen zu befassen und dem unsauberen Volk Geld in den Rachen zu werfen, um vielleicht noch mehr Geld zu bekommen. Seine Skepsis gründete sich allerdings auf seine Erfahrung. Er kannte nur Menschen, die durch die Alchemisten ärmer, aber keinen, der durch sie reicher geworden wäre.
    Der junge Mann legte sich die beiden Tücher über die Schulter und verließ das Labor.
    »Urban wird auf der Wiese an der Donau die Laken spannen, um Tau zu sammeln. Morgen früh werden wir, bevor uns die Sonne die Flüssigkeit raubt, die Laken abnehmen und dann auspressen. So gewinnen wir den kostbaren Mondtau.« Barbara blieb vor dem Fürsten stehen. »Was haltet Ihr vom Goldmachen?«
    »Nichts.«
    »Euer Kaiser musste seine Krone in Venedig verpfänden, um seine Überfahrt in die Heimat bezahlen zu können, und hat sie bis heute nicht wieder ausgelöst.«
    Ein flüchtiges Rot flitzte über seine Wangen. Er nickte.
    »Wäret Ihr in der Lage, Gold zu machen, Fürst Alexios, dann würdet Ihr die Krone auslösen und Söldner ohne Zahl kaufen können, um die Türken zu vertreiben. Dann stünde Eurem Ziel, das alte Reich wieder zu errichten, nichts mehr im Wege. Und nebenbei würdet Ihr die ewige Jugend erringen. Ich weiß, noch denkt Ihr nicht ans Alter. Doch es wird kommen.«
    Er konnte ihren Atem auf seinem Gesicht spüren. Und musste sich sehr beherrschen, denn schon lange hatte er nicht mehr seine Lust gestillt. Aber Barbara, so

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