Byzanz
Angst, Iancu? Ich für meinen Teil habe mich gerade erst erwärmt. Wenn Ihr Angst habt, dann gebt Ihr doch auf.« Hunyadi fluchte. Er nahm seinen Schild hoch und hob das Schwert. Die Kraft des Fürsten reichte nur noch für das Schwert, deshalb beschloss er, sich ganz auf das Führen der Klinge zu konzentrieren. Er hatte eine Waffe ausgewählt, deren Griff lang genug war, sodass man sie auch als Beidhänder benutzen konnte. Sein Kalkül bestand darin, dass er eine größere Schlagkraft erreichte, wenn er sie mit beiden Händen führte, er musste nur schnell genug mit dem Körper den Schlägen des Gegners, die er sonst mit dem Schild abgewehrt hätte, ausweichen. Kurz erwog er, den anderen dadurch nervös zu machen, dass er das Schwert über seinem Kopf kreisen ließ, aber das hätte zu viel Kraft gekostet. Und Hunyadi war auch nicht der Mann, der sich ins Bockshorn jagen ließ. Also beschloss er, sich angeschlagener zu stellen, als er es tatsächlich war. Eine kleine List wirkte manchmal Wunder. Der Fürst ging halb gebeugt, sein Schwert in der rechten Hand hinter sich herschleifend, auf Hunyadi zu, so als ob er am Ende seiner Kräfte war. Er hoffte, dass die Finte funktionieren würde – es war seine einzige Chance.
Das Blut drang ihm aus allen Wunden. Alexios spürte, dass er nicht genügend Kraft für einen zweiten Angriff aufbringen könnte. Wenn seine Attacke misslingen und Hunyadi ihn durch einen Gegenangriff zwingen würde, sich zu verteidigen, dann wäre es um ihn geschehen.
»Gebt auf!«, rief Hunyadi.
Alexios schüttelte nur den Kopf und trottete stur weiter.
»Dickschädel!«, fluchte der Feldherr und hob sein Schwert, um zuzuschlagen.
Darauf hatte Alexios nur gewartet. In dem Moment, in dem Hunyadis Schwert auf ihn niedersauste, griff er mit beiden Händen nach seiner Waffe und kreuzte Hunyadis Klinge mit solch großer Wucht, dass dem Heerführer das Schwert im hohen Bogen aus der Hand flog. Und dann begann Alexios mit verblüffender Schnelligkeit mit dem Schwert wie ein Berserker auf seinen Gegner einzuschlagen, als ob er mit einer Axt Holz hackte. Hunyadi verteidigte sich geschickt und rückwärtsgehend mit seinem Schild. Der gezeichnete Ring splitterte aus dem ersten Bild, dann aus dem zweiten. Alexios grinste schief und stach zu, aber die Spitze des Schwertes verfing sich zwischen dem Helm und der Kettenkapuze des Gegners. Blitzschnell umschloss Johann Hunyadi mit seinen Händen, die von eisernen Handschuhen geschützt wurden, die Klinge des Schwertes und drehte sich mit ganzer Kraft nach rechts und nach links, sodass durch den Ruck, den der Hebel des Schwertes noch verstärkte, die Waffe aus den Händen des Fürsten brach. Der Feldherr zog das Schwert aus der Klemme, packte es am Griff und ging auf seinen Gegner zu.
Der Herr gibt, und der Herr nimmt, dachte Alexios nur noch. Gleich würde Hunyadi ihn fragen, ob er aufgeben wolle, und er würde es verneinen – ganz gleich, was darauf folgte. Schmach wollte er genauso wenig ertragen müssen wie den Spott der Königin.
Doch Johann Hunyadi ließ das Schwert fallen, streifte seinen rechten Eisenhandschuh ab und reichte Alexios die Hand. »Ihr seid ein großer und ehrenhafter Mann, Fürst Angelos. Wenn Ihr es anzunehmen geneigt seid, wäre ich stolz, künftig Euer Waffengefährte sein zu dürfen.«
Alexios ergriff die ausgestreckte Hand, und Hunyadi zog ihn hoch. Er legte den Arm des Fürsten auf seine Schulter und stützte ihn ein wenig, als sie zur Königin schritten und sich Arm in Arm gemeinsam vor ihr verneigten.
»Ich bin es zufrieden, meine Herren, mir ist nun wirklich Genugtuung widerfahren«, verkündete Barbara feierlich.
»Der Hund?«, keuchte Alexios noch außer Atem.
Hunyadi sah auf seinen Schild. Er holte scharf Luft, hielt kurz den Atem an und ließ ihn langsam entweichen. »Die Ringe wurden den Raben entwunden. Der Hund gehört Euch.«
»Ihr habt Înger verwettet?«, rief die Königin.
»Ich würde …«, lenkte Alexios ein.
»Nein«, unterbrach ihn Hunyadi. »Ich habe die Wette verloren. Înger gehört Euch. Lasst ihn mir noch für einen Tag des Abschieds.«
»Passt auf, dass Ihr nicht alles, was Ihr liebt, Herr Iancu, an den jungen Fürsten verliert«, warnte die Königin und sah dabei den Fürsten sehr wohlwollend an. »Bringt ihn in seine Kemenate, Iancu. Mein Wundscher wird nach ihm sehen.«
»Majestät, könnte Euer Wundscher mir auch den Bart rasieren? Die Türken haben mir mein Rasiermesser
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