BZRK Reloaded (German Edition)
Keats atemlos.
»Geliehen«, sagte Plath und trat aufs Gaspedal. »Der Fahrer hat mit Gepäck hantiert und mit seinem Fahrgast geredet. In zwei Minuten werden die Bullen das Kennzeichen haben, deshalb müssen wir schnell hier wegkommen und den Wagen wechseln.«
Keats zog sein Handy heraus und öffnete die Karten-App. »Hier kommst du auf die Interstate 385. Fahr nach Osten. Osten! So kommst du in die Stadt.«
Sie reihten sich in den schnell fließenden Verkehr ein.
»Was habt ihr beiden jungen Narren denn mit mir vor?«, fragte Burnofsky.
»Erst einmal durchsuchen«, sagte Keats. Er griff in Burnofskys Taschen und förderte eine Geldbörse und ein Handy zutage.
»Schalte das Handy aus«, riet ihm Plath.
»Nein«, widersprach Keats. »Vielleicht hat er interessante Anrufe drauf. Wir müssen nur seine GPS-Funktion ausschalten.«
Als Nächstes klappte Keats den Geldbeutel auf. Ein Führerschein auf den Namen Richard Belvedere. Das Bild passte zu dem Mann neben ihm. Es fand sich auch eine American-Express-Karte auf denselben Namen, aber zwei weitere Kreditkarten liefen auf einen anderen Namen: Karl Burnofsky.
Zu Plath sagte er: »Tja, was gefällt dir besser, Belvedere oder Burnofsky?«
Er sah Plaths Augen im Rückspiegel. Sie sagte: »Mein Vater kannte einen Typen namens Burnofsky. Den Namen habe ich mir gemerkt, weil ich immer an einen Burner dachte.«
»Ich schreibe Nijinsky eine SMS.«
»Ah, Nijinsky hat also jetzt das Kommando in New York, was?«, fragte Burnofsky. Er lachte. »Der arme Vincent. Nicht länger unter uns, he? Bug Man wird mehr als zufrieden sein.«
Keats sendete die SMS.
Er hievte sich Burnofskys Koffer auf den Schoß und zog den Reißverschluss auf. Darin befanden sich Hemden, Unterwäsche, mehr Toilettenartikel und Medikamente, als man erwartet hätte, ein iPad und eine sehr altertümliche Xbox. Und eine Dose mit Pfefferminzbonbons, die sich zu schwer anfühlte.
»Das ist wahrscheinlich eine Nanobotsteuerung«, sagte Keats, indem er auf die Drähte und die Konsole deutete. »Was ist das?« Er hielt die rot-weiße Dose hoch.
»Ich bewahre mir gern einen frischen Atem«, gab Burnofsky gepresst zurück.
In der Dose rollte etwas. Keats machte sie auf und sah zwei Duracellbatterien. Dann machte er sie wieder zu.
Plath fuhr vom Highway herunter und tauchte in die Stadt der Denkmäler ein.
Keats’ Handy leuchtete auf, als er eine SMS empfing.
Haltet ihn fest. Erwarte Anweisungen von Lear. Jin.
Keats dachte darüber nach und fragte sich, was es zu bedeuten hatte, dass Nijinsky um Anweisungen von Lear bitten musste.
»Lasst mich raten«, sagte Burnofsky. »Das männliche Model hat es nach oben zu Lear geschoben.« Burnofsky hustete, schluckte und warf Keats einen schiefen Blick zu. »Ja, Junge, ich kenne seinen Namen. Ich gebe zu, dass wir nicht wissen, wem er gehört. Aber ja, wir wissen von Lear. Ziemlich melodramatisch, findest du nicht auch? Die Sache mit den Kriegsnamen? Die Namen von Wahnsinnigen anzunehmen. Nicht besonders britisch, was? Eher so ein Hollywood-Ding.«
»Soll es mich jetzt beeindrucken, dass Sie wissen, dass ich Engländer bin?«, sagte Keats. »Ich sage Ihnen, Sie haben das echt gut drauf, den Unerschütterlichen zu spielen. Sehr cool, vor allem unter dem ganzen Druck. Schauen wir mal, wie Sie sich fühlen, wenn Sie unbedingt Ihren nächsten Drink oder Ihren nächsten Schuss brauchen.«
Burnofskys Augen funkelten im Dunkeln. Bei der Erwähnung eines Drinks hatte er unwillkürlich geschluckt. Mit belegter Zunge fuhr er sich über die trockenen Lippen.
»Ich hab ein paar Junkies kennengelernt, hab in meinem alten Viertel welche gesehen, und Gott allein weiß, wie viele Säufer«, sagte Keats. »Ich weiß, woran man sie erkennt.«
Plötzlich fasste Burnofsky nach dem Türgriff. Keats ließ ihn gewähren. Plath hatte die Türen von innen verriegelt.
Ein Polizeiauto raste mit laut heulendem Martinshorn an ihnen vorbei.
Plath sagte: »Wir müssen das Auto wechseln. Google mal, wie man ein Auto kurzschließt.«
»Ist das dein Ernst?«, fragte Keats. Aber er googelte danach. »Ich habe ein Video auf YouTube.«
Unvermittelt hielt Plath den Wagen an und schaltete die Scheinwerfer aus. Sie sahen sich das Video an. Doch davor mussten sie warten, bis der Trailer zum neuen Avengers-Film vorbei war.
»Sieht gut aus«, sagte Keats.
»Jungenfilm«, meinte Plath. »Aber spar ruhig deine Groschen. Ich hole das Werkzeug aus dem Kofferraum.«
»Wir werden einen älteren
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