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BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Brokkoligrün, einer Art pulsierendem Kastanienbraun und einem leuchtenden Blau entstand, wie man es in der Natur nicht antraf. Die abgestorbenen Lymphozyten wurden von der Software perlweiß dargestellt und gemahnten an die Rinderschädel in der Wüste aus alten Westernfilmen.
    Wie Weinranken wuchsen die Zellen über den Draht und verkrusteten die Nadeln, die wie Pfeile aus dem matschigen Boden herausragten. Es war, als würde man die Ruinen einer längst aufgegebenen Fabrik tief im Dschungel erforschen.
    Die Nanobots mussten sich in einer Umgebung aus sanft fließendem Gehirnwasser gleichermaßen tastend fortbewegen, Greifklaue vor Greifklaue. Wenn sie den Halt verloren, konnten sie leicht fortgespült werden. Es war ein bisschen so, als würden Astronauten in der Schwerelosigkeit arbeiten.
    Zwei Klauen, um zu greifen, zwei Klauen, um auszureißen.
    Sechs Nanobots. Sechs Paar Bildübertragungen, nach vorn und nach hinten, zwölf Bildschirme in seiner Videobrille. Bug Man steuerte sie alle, alle gleichzeitig. Es war lange nicht so cool wie eine Schlacht, aber es war für den Moment genug, denn er machte etwas Neues. Er entdrahtete ein Gehirn.
    Die Greifer rissen an Nadeln, von denen manche leicht herausglitten, andere bewegten sich nicht, solange er nicht mit zwei oder drei Nanobots gleichzeitig anrückte.
    Doch auf die eine oder andere Weise kamen schließlich alle Nadeln heraus. Und wenn sie sich lösten und ein paar vereinzelte Zellen hinter sich herzogen, steckten die Nanobots sie in die Köcher auf ihrem Rücken.
    Der Draht wurde einfach herausgerissen, wie wenn man einen halb vergrabenen Gartenschlauch herauszog. Ziehen und Reißen, Ziehen und Reißen, und oh, das brachte definitiv die weißen Zellen auf den Plan, die hervorquollen und herbeidrängten. Aber was sollte mit dem Draht geschehen? Wenn er ausgelegt wurde, rollte er sich aus dem Inneren der Nanobots ab. Für die Rückholung gab es keine Methode.
    Deshalb stellte Bug Man zwei seiner Nanobots dazu ab, den verbrauchten Draht einzusammeln, ihn aufzurollen und an einem zentralen Punkt zu lagern, in einer tiefen Falte, wo das Gehirnwasser ihn nicht fortspülen würde.
    »Ich fühle«, sagte Jessica. »Willst du …«
    »Was? Was willst du mich fragen?«
    »Willst du mit mir schlafen?« Sie hatte eine traurige Stimme. Eine verwirrte Stimme.
    »Nein, Baby. Nicht jetzt. Vielleicht später«, sagte Bug Man.
    »Diese Brille macht mir Angst. Du siehst wie ein Monster aus.«
    Da zögerte er. Die Nanobots erstarrten, wo sie waren. Was, wenn sie ihn völlig zurückweisen würde? Was, wenn sie ihn verabscheuen würde? Was, wenn sie sagen würde: »Oh mein Gott, ich kann nicht glauben, dass ich mit dir zusammen war. Mit dir!«
    Du hässliche Kröte.
    Du Niemand.
    Er holte tief Luft. So würde es nicht sein. Wahrscheinlich. Aber dennoch, das spielte jetzt keine Rolle mehr, denn er hatte bereits angefangen, und was auch immer geschah, das geschah. So ging vorerst das Spiel.
    »Können wir jetzt ausgehen? Ich will ausgehen«, sagte Jessica.
    »Was, wenn ich nicht ausgehen möchte?«, fragte Bug Man, während er ein langes Drahtstück herauszog, das ein paar lose Zellen mit sich riss.
    Jessica zögerte. Das Zögern dehnte sich eine ganze Weile.
    »Was, wenn ich sage: Nein, wir können nicht raus, Jessica?« Er zerrte an einem verkrusteten Draht. Wie ein Rotkehlchen, das einen Wurm aus der Erde zog.
    »Ich möchte ausgehen«, sagte sie.
    Bug Man nahm die Videobrille ab und legte sie hin. Er zog die Handschuhe aus.
    Er stand auf und sagte: »Na gut. Gehen wir aus.«

SIEBZEHN
    Folgendes wusste Plath über Vincent, nachdem sie ein gefühltes Leben lang in seinem Hirn herumgestochert hatte: Dass er an Anhedonie litt. Dass er einmal in der Grundschule einem Jungen einen Stift in den Arm gerammt hatte, als dieser ihn einen Waschlappen genannt und ihn beim Mittagessen aus der Warteschlange geschubst hatte. Dass er nicht begriff, wie man Tiere mögen konnte. Dass er Betrunkenheit als eine außergewöhnliche Selbsterfahrung erlebt hatte. Dass er von seiner Mutter geohrfeigt worden war, weil er keine Dankbarkeit für den Kuchen gezeigt hatte, den sie ihm zum elften Geburtstag gebacken hatte, und dass er anschließend hilflos und verloren zugesehen hatte, wie sie weinend zusammengebrochen war.
    Plath wusste von seiner leichten Allergie gegen Cashewkerne und Mangos.
    Sie wusste, welche Kombination sein Schließfach in der zehnten Klasse gehabt hatte: 11–41–23.
    Sie wusste, dass

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