C14-Crash
die Merk-
malsausprägungen verschiedener Zeitstufen so deutlich voneinander verschie-
den sein, daß ein gewisses Schwanken nicht auf Kosten der Signifikanz ge-
hen muß.
Für die C14-Methode gelten solche Überlegungen nicht. Gleichaltrige
Proben müssen nach Ausübung aller gängigen Korrekturmöglichkeiten stati-
stisch signifikant dasselbe C14-Alter darstellen – oder mit den Prämissen der
C14-Methode ist etwas nicht in Ordnung. Wie hilflos die streuenden C14-
Werte letztlich gehandhabt werden, wird in Bild 3.2 dargestellt. Daß die Kri-
terien, wann einzelne C14-Daten noch als »gleichzeitig« angesehen werden
dürfen, so lasch gehandhabt werden, liegt nicht an der Gleichgültigkeit der
Wissenschaftler, sondern an ihrer Not, aus den vorliegenden Daten etwas her-
ausmessen zu müssen.
Am Ende der Auswertungsmühle für einen Satz an C14-Daten für ein spe-
zielles, zeitlich begrenztes Ereignis stehen seriös erscheinende Angaben wie
z.B. »4000 ± 40 Jahren BP (kalibriert)«. Solche Angabe werden in aller Regel
3.2
aus mehreren Proben gewonnen, die im paarweisen Vergleich als disparat
bzw. im statistischen Test auf Gleichzeitigkeit als hochwahrscheinlich zeit-
lich auseinanderliegend charakterisiert werden müssen.
Das Ergebnis eines solchen statistischen Tests wird beispielsweise als
»Irrtumswahrscheinlichkeit hinsichtlich der tatsächlichen Gleichzeitigkeit der
Proben« angegeben und in der Regel mit 1 bis 5% beziffert. Eine solche Irr-
tumswahrscheinlichkeit wäre sicher akzeptabel, wenn sie sich auf das bezie-
hen würde, was der Historiker erwartet: Daß man sich möglichst nicht irren
möge bei der Voraussetzung, gleichaltrige Proben verwendet zu haben –
sonst könnte man mit den Mitteln der Statistik radiometrisch ungleichaltrige
118
C14-Crash
3.3 Künstlich erstellter Mittelwert
Ein derartiges Ensemble aus Proben, die archäologisch für gleichzeitig befunden
wurden, ist nach herkömmlicher Auswertungsgepflogenheit der C14-Gemeinde
für ein Datum »4.000 ± 40 Jahre BP« gut. Insbesondere weil die »2/3 Regel« gilt,
nach der mindestens 2/3 der Werte mit ihrem Fehlerbalken den gemeinsamen
Mittelwert einschließen (vgl. Kapitel 7.6) sol en. Die 4.000 Jahre entsprechen
dem arithmetischen Mittel aus den 6 Meßwerten und die ±40 Jahre folgen (als
unmittelbar gegebene »Erhöhung« der Sicherheit über den Mittelwert) aus der
Formel für die resultierende neue mittlere Fehlerbreite 100/!6 ! 40. Eine leiden-
schaftslosere Analyse würde feststellen, daß
! lediglich die Proben 2 und 3 sowie die Proben 4 und 5 überhaupt eine Wahr-
scheinlichkeit >50% aufweisen, hier paarweise gleichzeitig zu sein,
! und ein F-Test zur Beurteilung der zeitlichen Kohärenz ohnehin zu einer
Wahrscheinlichkeit > 90% kommen würde, daß die eingeflossenen Daten
nicht von tatsächlich gleichzeitigen Proben stammen.
Nur Wissenschaftler mit einem unerschütterten Vertrauen in die C14-Methode
könnten hier zur Feststel ung vorstoßen, daß die Wahrscheinlichkeit von annä-
hernd 10%, sich beim Verwerfen der Gleichzeitigkeitshypothese zu irren, noch
zu hoch sei, und man lieber bei der »bewährten« Annahme bleiben möchte, daß
Gleichzeitigkeit vorliege. Während herkömmlich auch die Proben 1 und 6 noch
einen gewissen Beitrag zur Vertrauenswürdigkeit der Gleichzeitigkeitsaussage lei-
sten – ihre 2σ-Fehler stoßen schließlich noch aneinander (dazu Bild 3.2 ) – sind diese in der paarweisen Betrachtung nahezu völlig sicher (> 98%) als ungleichzeitig zu betrachten. Die restlichen Vergleiche lassen mit Wahrscheinlichkeiten
grundsätzlich <30% für Gleichzeitigkeit ebenfalls keine weiteren vertrauener-
weckenden Schlüsse zu. Eine unvoreingenommene Beurteilung der vorliegenden
Daten wird darauf abstel en, daß wahrscheinlich zwei verschiedene Ereignisse
vorliegen, die in der Größenordnung von 200 bis 300 Jahren auseinander liegen
und einzeln nur mit einer Genauigkeit von kaum weniger als ±100 Jahren be-
stimmt werden können. Es
sollte deutlich werden, daß
von derart gewonnenen Al-
tersangaben kaum je eine
höhere Qualität zu erwarten
ist, als in diesem Fall ausein-
andergesetzt. Insbesondere
niedrige Fehlerbreiten für
abgeleitete Mittelwerte sol-
len nicht darüber hinwegtäu-
schen, daß Ensembles mei-
stens gar nicht in dieser
Weise bearbeitet werden
dürfen und folglich ohne
C14-Datum bleiben müßten.
3. Methodisches – C14 auf dem
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