Cachalot
sagte, fand Cora. Entschieden seltsam. »Sam, Sie haben uns bis jetzt noch nicht genau gesagt, was Sie eigentlich tun.«
»Das stimmt«, pflichtete Merced bei. »Gehören Sie der wissenschaftlichen Kolonie hier an oder sind Sie unabhängig oder was sonst?«
»Keines von beiden«, meinte Sam mit demselben leichten Lächeln, das ihm angeboren schien. »Ich bin ein Regierungsangestellter.«
»Kommunikation.« Cora schnippte mit den Fingern. »Deshalb hat man Sie ausgesandt, um uns zu begrüßen.«
»Nicht genau, Cora. Kommunikation ist nur ein Teil meiner Tätigkeit. All das Gerede von nicht gerade freundlicher menschlicher Aktivität auf dieser Welt wird von der Regierung ebenso wie von den lokalen Behörden ernst genommen. Ich habe Ihnen meinen Namen, aber nicht meinen Titel genannt.« Er klappte mit der linken Hand ein Stück seines Gürtels auf. Cora sah einen leuchtenden Olivenzweig auf einem kreisförmigen blauen Feld. Unter dem Olivenzweig waren zwei winzige, leuchtende goldene Streifen zu erkennen.
»Gestatten, Captain Sam Mataroreva. Ich bin der Kommandeur der Friedenshütereinheit auf dieser Welt. Meine Aufgabe war es nicht in erster Linie, Sie zu begrüßen. Ich sollte Sie beschützen.«
4. Kapitel
Das verstimmte Cora mehr, als sie sich anmerken ließ. »Wir müssen uns also einen Leibwächter gefallen lassen.« Sie versuchte, sich darüber lustig zu machen. »Man hat also Angst, jemand könnte versuchen – wovon haben Sie und Pucara da gesprochen? –, explosiv meine Molekularstruktur zu entkoppeln oder so etwas.«
Mataroreva lächelte nicht. »Wenn es Gruppen oder Individuen gibt, die den schwimmenden Städten feindlich gesonnen sind, und wenn diese Gruppen oder Individuen bereits für den Tod von zweitausendfünfhundert Menschen verantwortlich sind, dann ist es unwahrscheinlich, daß sie davor zurückschrecken würden, ein paar importierte Spezialisten zu ermorden, wenn das helfen würde, ihre Aktivitäten geheim und unbeeinträchtigt zu lassen.«
Darauf wußte sie nichts zu antworten, ärgerte sich aber insgeheim, daß man ihr keine Einzelheiten lieferte. Vielleicht waren die ursprünglichen Siedler imstande, ihr einige Informationen zu liefern, trotz allem, was sie darüber gehört hatte, wie versessen sie darauf waren, für sich zu bleiben. Sie waren der echte, wenn auch geheime Grund dafür, daß sie ihren bequemen Posten auf der Erde verlassen und die weite Reise angetreten hatte, gleichgültig, wie gefährlich der Auftrag auch sein mochte. Sie ertappte sich dabei, wie sie versuchte, über das sie umgebende Riff hinauszusehen, jenseits der Girlande aus Glas, die die Lagune umgab, hinaus auf den freien Ozean dahinter.
»Ich möchte die Wale kennenlernen, Sam.« Er steuerte den Gleiter weiter, hörte aber zu. »Ich muß einige von ihnen kennenlernen. Ich habe, seit ich ein kleines Mädchen war, über die Wale von Cachalot gelesen. Ein jeder erwachsene Ozeanograph träumt davon, hierherzukommen und Gelegenheit zu finden, sie zu studieren, und wäre es auch nur auf kurze Zeit. Die Chance, hierherzukommen, zu beobachten, was viele für das größte Experiment der terranischen Gesellschaftspolitik halten… Ich könnte nicht zurückkehren, könnte nicht abreisen, ohne das zu tun.«
»Ich möchte auch welche sehen.« Rachael hatte sich über den Bordrand gebeugt und studierte den Gischtstreifen, den sie hinter sich zurückließen.
»Nun, hier wirst du keine zu sehen bekommen«, verwies sie Cora. »Es ist unwahrscheinlich, daß sie in die Lagune kommen würden.«
»Es gibt sogar ein paar Passagen, durch das Riff, die groß genug sind, um sie durchzulassen«, wandte Sam ein. »Die Lagune ist groß und tief genug, um ihnen Platz zu bieten. Soweit mir bekannt ist, kalben viele von ihnen gerne in den größeren Lagunen. Aber nicht in Mou’anui.«
»Warum nicht?« wollte Cora wissen. Sam erklärte es ihr, und diesmal klang, was er sagte, ernster als alles, was man bisher von ihm gehört hatte. »Sie könnten es in Worten erklären, aber das wollen sie nicht. Eigentlich kann man es sich ja leicht vorstellen. Sie sind nach Cachalot gekommen, um den Menschen zu entgehen. Denken Sie daran.«
»Ich würde meinen, daß sie nach so langer Zeit auf einer fremden Welt, wo sie doch von einem gemeinsamen Ursprungsplaneten gekommen sind, anders empfinden«, murmelte sie. »Schließlich sind wir doch alle Säugetiere, und…«
Sam unterbrach sie leise. »Das werden Sie besser verstehen, wenn Sie welche
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