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Cademar-Günstling der Magie

Cademar-Günstling der Magie

Titel: Cademar-Günstling der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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stand reglos da, seine Mutter hinter ihm hatte ihre Hände auf seine Schultern gelegt. Er starrte Cademar mit weit aufgerissenen Augen und fest geschlossenem Mund an. Cademar ließ den Wagen, an dem er sich noch abgestützt hatte, nun los und machte einen zweiten Schritt, fiel fast hin, konnte gerade so das Gleichgewicht halten.
    Flehentlich schaute er zu dem Jungen, der nur wenige Jahre jünger war als er und dachte bei sich: Schon bald wird auch er wissen, ob er ein Günstling ist oder nicht. Da hob der Junge den rechten Arm, deutete auf ihn und brüllte: »DORT!«
    Panisch schaute Cademar zu den Magiern. Vielleicht war der Ruf im Gemurmel der Menge untergegangen.
    Nein.
    Die Magier am Anleger hatten ihn gehört, und nun, da er hinter dem Wagen hervorgetreten war, entdeckten sie ihn.
    Cademar versuchte, die Schmerzen in seinem ganzen Körper aus seiner Wahrnehmung zu verbannen. Der nächste schleifende Schritt schien ihm leichter zu fallen, und der folgende auch. Seine Zähne mahlten. Nur noch drei Schritte, dann konnte er in der Menge untertauchen.
    Da packten ihn die Magier von hinten.
    Sie hatten keine Mühe, ihn zu Boden zu stoßen. Erschöpfung flutete Cademars Körper und seine Gedanken. Wie von weiter Ferne verfolgte er, wie sie ihn auf den Bauch drehten, seine Hände hinter dem Rücken fesselten, dann wieder aufstellten. Erstaunt diskutierten sie darüber, dass er die Wachstarre durchbrochen hatte.
    Cademar schaute zu dem Jungen, der noch immer seinen Arm ausgestreckt hielt, ihn nun langsam sinken ließ. In den Augen des Jungen sah er Zweifel – er wusste nicht, ob er das Richtige getan hatte. Cademar versuchte, dem Jungen ein Lächeln zu schenken, denn er empfand ihm gegenüber keine Wut. Der Junge würde nicht vergessen, was er heute erlebt hatte. Cademar selbst hatte als Kind gesehen, wozu die Magier in der Lage waren, und er hatte es nicht vergessen. Genauso würde dieser Junge diesen Tag im Gedächtnis behalten, und wenn er wirklich ein Günstling werden sollte … vielleicht würde er dann fliehen.
    Ein Sack wurde über Cademars Kopf gestülpt, und der raue Stoff kratzte über sein Gesicht. Zwei Magier hakten ihn unter seinen Schultern ein, dann spürte er, wie sie ihn mit sich schleiften, die Planke hinauf auf das Schiff brachten, dann unter Deck, wo sie ihn auf den Boden setzten. Eine dumpfe Stimme drohte ihm, er solle sich nicht rühren.
    Cademar verharrte still, während das Schiff ablegte und sich auf die kurze Reise die Karra hinab und zur Lichtfeste aufmachte.

Erlösung

    Kolom schaute von seinem Turm in der Lichtfeste hinab zur Mündung der Karra. Er lächelte und verfolgte, wie die Jakkura gemächlich aufs offene Meer segelte und auf die Lichtfeste zuhielt. Keiner der Magier an Bord hatte es für nötig erachtet, mit einer magischen Brise die Segel zu blähen. Sie hatten Zeit, denn ihre Aufgabe war erledigt. Die Zuflucht war eingenommen.
    In Asugol konnte sich niemand mehr der Lichtfeste entziehen. Sicher – es würde Versuche geben, eine neue Zuflucht zu errichten, doch die Magier würden es zu verhindern wissen. Der Weg jedes Günstlings führte ab sofort nur noch zur Lichtfeste, doch das Problem, dass es Jahr für Jahr weniger Günstlinge gab, blieb bestehen.
    Waren es Anzeichen, die auf ein Verschwinden der Magie hindeuteten? Selbst Kolom als Bewahrer wusste es nicht. Er würde sich damit in der nahen Zukunft befassen müssen.
    Doch nun hatte er ein Exempel zu statuieren. Und er freute sich darauf.

    Cademar hatte Hunger.
    Der Sack, der über seinen Kopf gestülpt war, roch nach Kartoffeln, und das machte es noch schlimmer. Die Starre, in der er gelegen hatte, hatte Spuren hinterlassen – er fühlte sich tatsächlich, als hätte er drei Tage gehungert.
    Die Magier hatten ihn unter Deck angebunden. Immerhin war der Sack grob genug geflochten, dass er nicht befürchten musste, darunter zu ersticken. Um Hilfe gerufen hatte er nicht – Cademar wusste, dass es zwecklos war. Er war allein und konnte nur warten.
    Das Schwanken des Schiffes wurde stärker, aber ließ bald wieder nach. Von draußen glaubte er Rufe zu hören. Ein Ruck lief durch das Schiff. Sie mussten angelegt haben.
    Es verging noch einige Zeit, in der Cademar stampfende Schritte über sich auf Deck und in den benachbarten Kabinen vernahm. Schließlich hörte er, wie die Tür zu dem Raum geöffnet wurde, in dem er gefangen war. Der Sack wurde von seinem Kopf gezogen, und Cademar blickte einem bärtigen Seemann ins Gesicht,

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