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Cademar-Günstling der Magie

Cademar-Günstling der Magie

Titel: Cademar-Günstling der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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begann. Der Wall war so entworfen, dass dort oben Wachen stehen konnten, aber jetzt gerade nicht. Cademar ging davon aus, dass die Lichtfeste schon lange keinem Angriff mehr ausgesetzt war … von wem auch.
    Hinter dem Tor erstreckte sich ein mit flachem Gras bewachsener Innenhof. Das Oval wurde von einem gepflasterten Weg durchzogen, der am anderen Ende zum hölzernen Hauptportal führte, das offen war. Beiderseits des Weges standen Steinstatuen auf Podesten, aber keine Inschrift gab darüber Aufschluss, welche Frauen und Männer dort verewigt worden waren.
    Der Innenhof war voller Magier. Sie standen auf dem Grün hinter den Statuen und beobachteten. Einige unterhielten sich leise, andere warteten mit verschränkten Armen und ablehnendem Blick. Keiner von ihnen hatte die schwarze Robe mit den goldenen Verzierungen übergezogen, an denen man in Asugol die Angehörigen der Lichtfeste erkennen konnte. Die Magier hier auf der Burg trugen alle Arten von Kleidung, die Cademar kannte – einfache Hosen und Hemden, bodenlange Gewänder, bestickte Jacken. Einige der Magier sahen wie gewöhnliche Bauern oder Marktfrauen aus, andere waren herausgeputzt in feinstem Zwirn. Es gab keinerlei Zeichen ihres Ranges auf der Lichtfeste.
    Die Magier trugen die starren Flüchtigen in Richtung des Tores und legten sie auf halber Strecke nebeneinander auf den gepflasterten Weg und gesellten sich dann zu ihresgleichen. Niemand gab Cademar ein Zeichen, wohin er sich bewegen sollte, also ging er zu den auf dem Boden liegenden Flüchtigen. Er entdeckte Malkom, der einige Meter von ihm entfernt in gekrümmter Haltung auf der Seite lag. Ihre Augen begegneten sich, und Cademar wünschte, er könnte etwas tun, doch er war machtlos.
    Alle Gespräche erstarben. Cademar hob den Kopf und sah einen Mann durch das Holztor schreiten. Zuerst fiel ihm die Robe auf, die er trug. Golden schimmerte sie im Sonnenlicht, und dunkle Verzierungen zeichneten sich auf ihr ab. Als er näher kam, wurde Cademar klar, dass es die Robe war, die die Magier in Asugol trugen – nur war sie nicht aus schwarzem Stoff, der mit Gold verziert war, sondern aus einem goldenen Material, in das Schwarz eingearbeitet war. Doch das Gold, aus dem die Robe bestand, warf nicht etwa das Sonnenlicht zurück, sondern schien es aufzuzehren.
    Das musste Bewahrer Kolom sein.
    Langsam ging er den Weg entlang. Die Blicke der Magier folgten ihm abwartend, neugierig. Etwas war nicht richtig an seiner Art zu laufen, es wirkte fast unbeholfen. Da fiel es Cademar auf. Koloms linker Arm hing reglos an seiner Seite herab, und das linke Bein bewegte er abgehackt, aber in seinen rechten Arm und das rechte Bein legte er umso mehr Schwung, wodurch sein Gang schwankend wurde.
    Auch mit seinem Gesicht stimmte etwas nicht, aber Cademar konnte noch nicht erkennen, was es war. Auf die Distanz gesehen wirkte es so asymmetrisch wie sein Gang. Kolom kam am ersten der liegenden Flüchtigen an, betrachtete ihn von oben bis unten, ging dann zum nächsten. Nach einigen Flüchtigen beschleunigte er seine Suche, hielt nur kurz bei jedem inne, bevor er weiterging. Bei einem blieb er schließlich stehen, richtete sich auf und lächelte. Dann nickte er zufrieden und drehte den Kopf, um den Blick über die anderen Flüchtigen schweifen zu lassen – und schließlich bei Cademar anzukommen. Er hielt zwei Schritte Abstand, als wollte er den jungen Mann erst genauer betrachten, bevor er sich ihm näherte. Cademar war fast auf Augenhöhe mit dem Bewahrer. Seine goldene Robe hatte ihn größer wirken lassen.
    Nun, wo der Mann vor ihm stand, sah Cademar, was mit dem Gesicht nicht in Ordnung war. Die linke Seite war entstellt. Dort war die Haut schwarz und rau, das Ohr nur noch ein Stummel und die rußigen Haare standen wirr in alle Richtungen ab. Das Auge war milchig mit einer kaum auszumachenden, hellbraunen Pupille.
    Mit der rechten Gesichtshälfte war alles in Ordnung. Das dunkelbraune Auge fixierte Cademar, die Haut war makellos, und die schwarzen Haare hingen gekämmt bis auf die Schulter herab.
    Beide Gesichtshälften waren scharf voneinander abgetrennt. Die Linie, die sich längs über das Gesicht abzeichnete, verlief ein wenig schräg, sodass sich der größte Teil der Nase und des Mundes in der unversehrten rechten Hälfte befanden.
    Der Bewahrer hob den rechten Arm und deutete mit seiner behandschuhten Hand auf Cademar. »Du bist derjenige, der den Wachstarrezauber gebrochen hat … derjenige, der die Kristallkugel

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