Cademar-Günstling der Magie
eine zweite Haut? Oder hatte sie sich tief in ihm eingenistet, seine Organe gelähmt?
Nein … es war eine andere Art Magie. Sie hatte von seinem Körper Besitz ergriffen – doch es war eine Mentalmagie!
Nun fühlte Cademar es. Die Lähmung hatte ihren Ursprung in seinen Gedanken. Es war eine Magie, die seinen Geist einsperrte und so den Körper gefangen nahm, ihn einhüllte. Offensichtlich beeinflusste sie auch die Materie, denn sonst wäre Cademar in diesem Zustand nicht unverletzlich, doch ihre Art war mental.
Er musste seinen Geist freisprengen, um wieder die Herrschaft über seinen Körper zu erlangen.
Einer der Magier lehnte ihn an die Seite des Karrens, neben andere starre Flüchtige, dann wendete er sich ab und ging zu einer Gruppe Magier, die am Anleger stand.
Cademar konzentrierte sich darauf, die Magie zu finden, die in seinen Geist eingepflanzt war, doch es gelang ihm nicht. Er erinnerte sich an den Tag, an dem dies alles begonnen hatte – als er in der Höhle der Kristallkugel gegenübergestanden hatte. Die Kraft, mit der er die Kugel vernichtet hatte, war in ihm hochgekocht, er hatte sie kaum kontrollieren können. Er dachte an den Verrat, den Purko und Flana begangen hatten … an das Leid, das ihm und den anderen Flüchtigen noch bevorstand … und die Wut in ihm wuchs.
War da ein Kribbeln in seinen Fingerspitzen oder bildete er sich das nur ein? Cademar lenkte seine Konzentration wieder in sein Inneres, und da entdeckte er den Starrezauber. Er war wie ein schwarzer Punkt in seinem Geist, den er einkreisen und mit Helligkeit füllen musste.
Ja. Langsam, ganz langsam schlug sein Herz wieder. Das Blut strömte durch seine Adern. Seine Lunge tat einen rasselnden Atemzug. Und ein kleines Stück konnte er nun seinen Kopf nach rechts drehen.
Weiter vorne wurden die starren Flüchtigen verladen, und die Gruppe Magier am Anleger war inzwischen an Bord gegangen. Es schien niemand in seine Richtung zu blicken, und Cademar füllte die Schwärze in seinen Gedanken mit Helligkeit. Sein Herz schlug schneller, sein Atem wurde tiefer – und mit einem Mal war die Schwärze verschwunden und sein Körper gehörte wieder ihm selbst.
Cademar sackte in sich zusammen. Schmerzhafte Krämpfe brannten in seinen Muskeln, und zitternd wand er sich. Sein Atem ging stoßweise. Nun fühlte er die Kälte der vom Unwetter durchnässten Kleider an seinem Körper.
Nie in seinem Leben hatte sich irgendetwas schöner angefühlt.
Sie würden ihn sehen, wenn er sich nicht wegbewegte. Der Triumph, die magische Starre besiegt zu haben, wäre dann umsonst. Er zwang sich, die Beine auszustrecken, die Schmerzen in seinen Waden zu ignorieren und mit ruckartigen Bewegungen unter den Wagen zu kriechen. Das Pferd, das vor dem Wagen angespannt war, trippelte unruhig herum, denn ihm war Cademars Tun nicht entgangen. Er konnte nur hoffen, dass dies nicht die Magier aufschreckte.
Keinesfalls durfte er unter dem Wagen bleiben. Und für die anderen Flüchtigen gab es im Moment nichts zu tun. Cademar musste sich in Sicherheit bringen. Er spähte hinter sich – der Anleger war nur wenige Meter entfernt. Er konnte in die Karra springen und hoffen, dass es keiner bemerkte, dann wegschwimmen. Nein – bei seiner Schwäche würde er Gefahr laufen, zu ertrinken. Er richtete den Blick nach vorn. Die Häuserfront war nur einige Schritte entfernt, aber eine Menschentraube stand davor. Einige der Leute, die dort standen und tuschelten, hatten ihn unter dem Wagen ausgemacht. Wenn immer mehr zu ihm blickten, würden die Magier auf ihn aufmerksam werden. Die Zeit wurde knapp. Er konnte nicht länger warten.
Cademar robbte nach vorn, unter dem Wagen hervor. Er schaute nach links zu den Magiern. Der Wagen bot ihm noch Schutz, doch nach dem ersten Schritt würden sie ihn entdecken. Seine Beine und Arme schmerzten schon von dem wenigen Kriechen. Langsam rollte er sich auf die Seite, stemmte sich mit dem linken Arm vom Boden ab und zog das rechte Bein an. Der Schmerz in seinen Muskeln wurde unerträglich, und schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen. Er musste zwischen den Häusern verschwinden, ohne dass die Magier ihn sahen. Nur ein paar Schritte. Vielleicht half ihm jemand.
Zitternd stand er auf, sein Atem war ein Keuchen. Die Menschen ihm gegenüber beobachteten ihn misstrauisch – sie wussten, dass er ein Gefangener der Magier war. Als er sich aufstellte und einen abgehackten Schritt nach vorn machte, fiel ihm in der Menge ein Junge auf. Dieser
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