Cademar-Günstling der Magie
verheimlicht. Wenn jemand eine Schuld trifft, dann dich.«
Cademar war wie erstarrt.
Aber Kolom lächelte ihn nur gütig an. »Die Magie ist in dir, ob du willst oder nicht. Es gibt keine Zuflucht mehr, und es wird nie wieder eine geben. Viller ist tot. Der alte Narr hätte wissen müssen, dass dieser Tag irgendwann kommt, dass er sich nicht ewig vor uns verkriechen kann.« Kolom beugte sich vor, faltete die Hände, stützte die Arme auf die Knie und legte sein Kinn auf die ineinander verschränkten Finger. »Was sollen wir mit dir machen?«
Das war wieder eine Frage, mit der Cademar nicht gerechnet hatte. »Ich möchte nach Hause«, sagte er wahrheitsgemäß.
Kolom schaute ihn lange an. Cademar hielt dem Blick stand, doch er konnte nicht erahnen, was im Geist des Bewahrers vor sich ging. Schließlich sagte der Magier: »Das bist du.«
Gern hätte Cademar Einspruch erhoben, doch er wagte es nicht. Der Bewahrer hatte bislang keinerlei Anzeichen eines aufbrausenden Gemüts gezeigt, doch Cademar wusste nicht, was ein solches doch zum Vorschein bringen konnte.
Kolom stand auf. Er umkreiste Cademars Stuhl und redete dabei: »Viller hat sicher bemerkt, welches Talent in dir schlummert. Deine Magie ist groß, aber sie ist ungeschliffen, Cademar. Was auch immer du in der Zuflucht gelernt hast – du hast nur an der Oberfläche gekratzt.« Der Magier blieb neben ihm stehen und beugte sich hinab. »Du stehst erst am Anfang deines Weges«, flüsterte er.
Cademar fühlte sich wieder wie in der Wachstarre. Als wollte er sich versichern, dass es nicht so war, schoss er in die Höhe und entfernte sich rückwärts einige Schritte. »Nein!«, rief er aus, »ich will mit der Magie nichts mehr zu tun haben. Ich werde sie nicht erlernen.«
Kolom schaute ihn an. »Du verstehst nicht«, sagte er in gütigem Tonfall. »Nicht du bist es, der bestimmt, was er mit der Magie macht, sondern die Magie ist es, die über dich befiehlt. Es ist nicht deine Entscheidung, die Magie abzulehnen – das ist nicht möglich. Du bist in der Lage, Magie zu wirken. Dadurch bist du ein Magier. Du warst es immer, und du wirst es immer sein. Wir werden dir helfen auf deinem Weg.«
Cademar schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, was er tun sollte.
»Sieh mich an.« Kolom machte schnelle, abgehackte Schritte, stand direkt vor Cademar, dessen Gesicht er mit beiden Händen packte. Dann drehte er seinen Kopf so, dass Cademar hinauf in Koloms Gesicht blicken konnte. »Schau, was die Magie mit mir gemacht hat. Du kannst sie nicht ignorieren. Du kannst sie nicht unterdrücken. Du kannst sie nicht ablegen. Nur eines kannst du tun: sie unterwerfen.« Kolom ließ Cademars Gesicht fahren, wendete sich ab und trat wieder zum Fenster, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. »Nun geh. Dein Zimmer ist hinter der Tür am unteren Ende der Wendeltreppe.«
Cademar beeilte sich, zur Messingtür und nach draußen zu gelangen. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte er sich mit dem Rücken daran, schloss die Augen und atmete durch. Er war noch am Leben. Kolom schien keine Rache an ihm verüben zu wollen, wie er es mit Viller getan hatte. Doch was er nun mit ihm plante … das würde sich erst noch zeigen müssen.
Langsam schritt Cademar die Treppe hinab und erwartete, Holbrach unten anzutreffen, doch der bärtige Magier war nicht dort, auch auf der Brücke vor dem Turm war er nicht zu sehen. Hinter der Wendeltreppe entdeckte er die Holztür, von der Kolom gesprochen hatte. Kurz überlegte Cademar, ob er forteilen sollte, doch schalt sich sofort für diesen Gedanken. Er war auf der Burg der Magier, er war ihnen ausgeliefert. Im Moment konnte er nichts tun, als Folge zu leisten; dieses Zimmer war jetzt seine Bleibe. Er trat ein.
Es war eine schmucklose Kammer, in der ein einfaches Bett stand, eine Anrichte mit einer Waschschüssel und ein Studiertisch. Wind pfiff durch ein schmales Fenster an der Hinterwand.
Und Cademar war nicht allein.
Purko befand sich im Zimmer.
Er kniete gerade in der Mitte des Raumes und schnürte ein Bündel. Als Cademar eintrat, warf er ihm nur einen desinteressierten Seitenblick zu und machte sich weiter daran, das Bündel zu verknoten.
Cademar verharrte. »Was machst du hier?«, war die einzige Frage, die sein überrumpelter Geist zu formulieren vermochte.
»Ich verschwinde.« Purko spuckte die Worte aus.
Cademar schaute den Magiebegabten lange an. »Warum hast du die Zuflucht verraten?«
»Es war meine
Weitere Kostenlose Bücher