Cademar-Günstling der Magie
Pflicht.«
»Pflicht? Wie kann es deine Pflicht sein, uns zu verraten? Du bist ein Günstling – so wie alle anderen in der Zuflucht.«
»Das bin ich nicht. Ich bin schon lange kein Günstling mehr, sondern der Famulus des Bewahrers.« Wütend zog er den Knoten zu, nahm das Bündel und stellte sich auf. »Zumindest war ich es.«
»Du bist Koloms Gehilfe?«
»Wage es nicht, mich so zu nennen, als wäre ich sein Knecht. Ich bin sein Famulus.«
»Famulus? Was ist das?«
»Du wirst es noch früh genug erfahren.«
»Was meinst du damit?«
»Warum bist du wohl in diesem Raum? Du bist Koloms neuer Famulus.«
Er wollte zur Tür gehen, doch Cademar stellte sich ihm in den Weg und blickte ihn grimmig an.
Purko war davon nicht beeindruckt. »Was willst du tun? Glaubst du wirklich, du könntest mir etwas antun? Sei lieber froh, dass ich dich nicht töte. Wenn ich nicht wüsste, dass es Kolom wütend machen würde, hätte ich es längst getan.« Er lächelte. »Immerhin ist es mir gelungen, die Zuflucht zu vernichten. Es war nicht leicht, die Kristallkugel zu zerstören, die sie geschützt hat. Wenn dir das gleiche mit der Kristallkugel gelungen ist, bist du tatsächlich stärker, als ich je gedacht hatte.«
Er machte einen Schritt um Cademar herum und trat in die Tür.
»Ich glaube nicht, dass du das warst.« Cademar wandte sich zu ihm, und Purko verharrte. »Nie und nimmer hast du allein die Kristallkugel der Zuflucht vernichtet. Die Magier der Lichtfeste waren schon in der Nähe. Sie haben dir ihre Kraft geliehen, nicht wahr? Sie haben durch dich gewirkt. Du warst nur das Mittel. Oder war es Flana, die dir ihre Kraft geliehen hat?«
Nun schaute Purko über die Schulter und funkelte Cademar an. »Glaub, was du willst«, sagte er. »Wir werden uns wiedersehen. Und wenn Kolom nicht mehr seine schützende Hand über dich hält, können wir sehen, wer von uns der mächtigere Magier ist … auf dem Schlachtfeld.«
Purko warf die Holztür ins Schloss.
Cademar war allein.
Sommer
Malkom wurde von zwei Magiern in den Keller geschleift.
Von weit weg fühlte er seine Füße auf eine Stufe nach der anderen schlagen, während er in die Tiefen der Lichtfeste getragen wurde. Er machte sich nicht die Mühe, die Augen zu öffnen, denn er wollte gar nicht sehen, was ihn erwartete. Wie alle anderen Flüchtigen war auch er den Magiern ausgeliefert.
Sie stiegen von der Treppe, und Malkom wurde über flachen Boden geschleift. Kurz hob er den Kopf, öffnete nun doch die Augen und sah Gitter an sich vorüberziehen. Es roch salzig, und die Stiefel der Männer, die ihn zogen, stampften in Pfützen. Malkom wusste nicht, wie tief er in das Gebäude hinuntergebracht worden war.
Sie schleuderten ihn in eine der Zellen. Malkom hatte nicht mehr die Kraft, seine Arme schützend auszustrecken, sondern knallte auf den Steinboden und sank in Schwärze.
Er kam nicht einfach zu sich. Vielmehr war es, als würde sein Bewusstsein in einem Meer von Schmerzen immer wieder an die Oberfläche getrieben. Kurz tauchte er auf, hörte verzerrte Stimmen, fühlte Hände, die ihn berührten, dann tauchte er wieder in den Schlaf ab. Als er schließlich ganz zu sich kam, wusste er nicht, wie viel Zeit vergangen war.
Zahru saß neben ihm, als er zu sich kam. Die beiden waren mit vier anderen Flüchtigen in einer Zelle eingepfercht. Der Mann gab Malkom einen Steinbecher, aus dem er hastig trank. Das Wasser schmeckte etwas salzig, aber klarte seine Sinne auf.
»Wie lange …«, begann er.
»Wir sind unterhalb des Meeresspiegels«, sagte Zahru. »Kein Licht fällt herein. Daher wissen wir nicht, wie lange wir schon hier sind.«
Stöhnend setzte sich Malkom auf. Er spürte jeden einzelnen Muskel in seinem Körper. »Was tun sie mit uns?«
»Reden.«
»Mehr nicht?«
»Jedenfalls noch nicht. Sie fragen jeden Einzelnen aus, wie lange er in der Zuflucht war, was er dort getan und erlernt hat, ob er die Mentalmagie oder die Materialmagie besser beherrscht. Es ist unmöglich, ihnen etwas zu verheimlichen. Sie sind mächtig. Die Magier der Lichtfeste blicken in unseren Geist und wissen, wenn wir lügen. Ertappen sie uns dabei, werden wir bestraft.«
Malkom fühlte Kälte seinen Rücken hinabkriechen. »Wie?«
»Sie müssen uns gar nicht mit Geräten quälen. Einige von ihnen haben eine fürchterliche Mentalmagie entwickelt, die einem Schmerzen einflüstern kann, die es in Wirklichkeit nicht gibt.« Zahru schüttelte den Kopf. »Eine solche Macht derart zu
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