Cademar-Günstling der Magie
ich ins Sonnenlicht, fühlte ich die Magie wieder in meinem Körper.« Bislang hatte Zahru gestanden, nun zog er einen Stuhl heran und ließ sich in Malkoms Nähe nieder. Er sprach noch leiser. »Doch mein Manuskristall blieb dunkel, und kein Mentalmagier ahnte, dass ich wieder Magie sammelte. Sie blieb vor ihnen verborgen – ganz ohne mein Zutun, und ich wusste nicht, warum.«
Malkom schüttelte den Kopf. »Ich kann es auch nicht erklären, ich habe nichts getan.«
»Ich werde diese Gunst nicht verschenken«, sagte Zahru, »sondern meine Kraft nutzen, so bald wie möglich von der Lichtfeste zu fliehen.«
Ob dieses ungeheuerlichen Plans konnte Malkom nur den Kopf schütteln. »Unmöglich«, sagte er.
»Ich werde es nicht alleine schaffen. Aber vereinigen wir unsere Magie …«
»Was soll es bringen?«, fragte Malkom. »Selbst wenn es gelingen sollte, von der Lichtfeste zu fliehen – die Magier würden Euch in Asugol schnell ausfindig machen. Und dann würden Sie Euch sicher nicht nur den Manuskristall abhacken.«
»Das weiß ich. Deswegen will ich Asugol verlassen.«
Malkom merkte, wie sich der Spott in seinem Gesicht abzeichnete. »Oh, weiter nichts? Wohin zieht es Euch? In die Berge im Norden, zum Höllendickicht im Osten oder zu den Verdunkelten im Westen?«
»Zu den Verdunkelten«, antwortete Zahru bestimmt.
Malkoms Miene verdüsterte sich. »Was? Warum?«
»Wie du richtig sagst – im Norden und im Westen ist kein Durchkommen. In Asugol kann ich nicht bleiben. Ich werde versuchen, die Dunkelbrücke zu überqueren und in dieses Unbekannte zu gehen.«
»Die Verdunkelten sind unsere Feinde. Sie werden Euch sofort töten.«
Zahru zuckte mit den Schultern. »Welche Wahl habe ich schon. Sollen sie mich töten. Hier sterbe ich sowieso.«
Malkom schüttelte sachte den Kopf. »Es ist Irrsinn. Und selbst wenn … Eure magische Kraft und meine wird niemals genügen, um das Eismeer zu durchqueren.«
»Das habe ich nicht vor. Lass es Frühjahr werden. Dies ist die Zeit der Flucht, wenn die Magier damit beschäftigt sind, als Gesandte die nächsten Günstlinge ausfindig zu machen. Aber du hast Recht – wir schaffen es nicht alleine. Ich bin ein Geächteter – du wirst andere ausfindig machen müssen, die dieses Wagnis gemeinsam mit uns eingehen wollen.«
Malkom wusste, in welche Gefahr er sich brachte. Er konnte niemanden offen ansprechen, sondern musste herausfinden, wer für eine Flucht in Frage käme. Nur eine Person durfte er einweihen: Flana.
In den gemeinsamen Stunden im Speisesaal gab es kaum eine Möglichkeit, mit ihr zu reden, nicht einmal ein Zeichen konnte er ihr geben. Wenn die Menge der Magier und Famuli aus dem Saal strömte, hatte er dazu auch keine Möglichkeit. Er musste warten, bis sie sich über den Weg liefen.
Eines Morgens war es soweit. Auf einem Botengang für Holbrach kam ihm Flana im Flur entgegen. Sie nickte ihm vorsichtig zu, und er bedeutete ihr, ihm zu folgen. Hinter dem Sockel einer lebensgroßen Statue eines Magiers knieten sie sich hin und unterhielten sich flüsternd.
»Ich habe mit Zahru gesprochen«, begann Malkom. »Er –«
»Was weiß er?«, unterbrach Flana atemlos.
»Wovon sprichst du? Was soll er wissen?«
»Seine Magie … ist er sich ihrer bewusst?«
Malkom nickte. »Woher weißt du das?«
Sie schlug die Augen nieder. »Ich verberge sie vor den anderen. So wie ich Purkos Magie verschleiert habe, mache ich es nun bei Zahru.«
»Warum?«
»Ich glaube, das schulde ich ihm. Durch mich ist die Zuflucht eingenommen worden. So kann ich wenigstens sein Leben retten.«
Malkom lächelte. »Das tust du. Alle denken, er habe seine Magie verloren.«
Flana erwiderte glücklich das Lächeln.
»Es gibt noch weitere Neuigkeiten«, sagte Malkom. »Zahru will seine Magie nutzen, um von der Lichtfeste zu fliehen.«
»Wie will er das tun?«
»Das weiß ich nicht. Aber er braucht Hilfe. Ich werde mit ihm gehen.«
Seitdem Zahru ihm von seinem waghalsigen Plan berichtet hatte, war sich Malkom nicht sicher gewesen, ob er sich dem Magier wirklich anschließen wollte. Nun, wo er es aussprach, war er sich dessen sicher: Ja, er wollte mit Zahru gehen und die Lichtfeste für immer verlassen.
»Ich auch!«, sagte Flana bestimmt.
»Es wird gefährlich werden.«
»Natürlich. Aber ich bin dazu bereit.«
»Wir müssen herausfinden, ob es noch andere gibt, die sich uns anschließen könnten. Bis zum Frühjahr haben wir Zeit. Vielleicht können wir mit anderen Flüchtigen aus der
Weitere Kostenlose Bücher