Cademar-Günstling der Magie
Zuflucht reden. Sie –«
Malkom unterbrach sich, als er schlurfende Schritte näher kommen hörte, und er hielt die Luft an, bis diese in der anderen Richtung des Gangs verklangen.
»Was ist mit Cademar?«, fragte Flana.
Malkom schüttelte den Kopf. »Ich glaube er ist verloren. Er ist endgültig einer der ihren geworden.«
Flana schien zunächst widersprechen zu wollen, doch dann nickte sie. »Ich werde vorsichtig mit den anderen Famuli reden. Es gibt auch unzufriedene unter ihnen. Vielleicht können wir sogar einen von ihnen dazu überreden.«
»Ja, wir sollten es versuchen.«
Beide nickten sich noch einmal zu. Dann erhoben sie sich, traten hinter dem Sockel hervor und gingen eilig in entgegengesetzte Richtungen davon, um die Botengänge für ihre Magier zu erledigen.
Ob Holbrach sich gegen die Magier wenden und sich ihnen anschließen würde?
Immer wieder stellte sich Malkom diese Frage, konnte sich kaum noch auf die Aufgaben konzentrieren, die der Magier ihm auftrug. Seinem Herren entging diese Unaufmerksamkeit nicht, und oft schalt er seinen Famulus, er solle sich zusammennehmen.
Malkom suchte auf seinen Botengängen verstärkt den Kontakt zu anderen Famuli. Er versuchte herauszufinden, wie sie hießen, wer ihr Meister war, woher sie stammten und vor allem ob sie mögliche Kandidaten für eine Flucht waren.
Nach einigen Wochen musste sich Malkom eingestehen, dass das auf keinen einzigen zutraf. Er wagte sich weit vor, indem er einigen von ihnen signalisierte, dass er ein Geheimnis hatte, ohne anzudeuten, worum es ging. Alle Versuche, die Kontakte zu vertiefen, liefen ins Leere, denn sie hatten Angst, zum Mitwisser zu werden. Einige fürchteten gar, Malkom wolle ihnen eine Falle stellen, um ihren Herren zu schaden.
Auch Flana hatte keinen Erfolg. Wenn sie sich in den Gängen der Lichtfeste begegneten, tauschten sie mit einem leichten Kopfschütteln die Nachrichten über ihre Misserfolge aus.
Malkom hatte durch die Arbeit für Holbrach sein Lesen verbessert. Inzwischen konnte er flott den Index der Bücher benutzen, um bestimmte Textstellen zu finden – was er manchmal stundenlang machte, wenn Holbrach in seinen Studien aufging. Die Texte selbst waren voller ihm fremder Wörter. Sie handelten von den ersten Magiern, die Asugol beherrschten, und von den Königen, die von diesen gestürzt worden waren. Zu Malkoms Erstaunen fand er nirgendwo etwas über die Verdunkelten, und als er Holbrach darauf ansprach, schnaubte dieser nur, die Verdunkelten würden ihn nicht interessieren.
An diesem Tag hatte Holbrach schon vom frühen Morgen an seine Bücher gewälzt und immer wieder Malkom angewiesen, verschiedene Pergamente heranzutragen, als es an der Tür klopfte.
Aus seinem Elan gerissen schaute Holbrach grimmig auf und bedeutete Malkom mit einer kurzen Handbewegung, die Tür zu öffnen.
Es war Cademar.
»Bewahrer Kolom schickt mich«, sagte er und trat unaufgefordert ein, an Malkom vorüber, ohne diesen eines Blickes zu würdigen.
Malkom bildete sich ein, dass Cademar größer geworden war, doch als er an ihm vorbeischritt wurde ihm klar, dass es nicht sein konnte. Er wirkte größer, er wirkte härter, trat entschlossener auf … wie ein Magier.
Cademar trat an den Schreibtisch von Holbrach, der ihn überrascht ansah, den Zeigefinger noch auf die Stelle des Textes drückend, den er gerade gelesen hatte.
»Wie Ihr wisst, strebt der Bewahrer danach, mehr über die Manuskristalle zu erfahren«, sagte Cademar. Seine Stimme klang tiefer als zuletzt, sie hatte einen befehlsgewohnten Klang. »Dabei gibt es bislang wenige Fortschritte. Mit Interesse verfolgt der Bewahrer Eure anatomischen Studien. Er hat daher beschlossen, dass Ihr Euch einzig den Manuskristallen widmen sollt. Noch heute werden Euch Manuskristalle zur Verfügung gestellt. Schickt Euren Famulus, wenn Ihr weitere Materialien oder Gehilfen benötigt. Alle anderen Forschungen lasst Ihr ruhen und berichtet dem Bewahrer so bald wie möglich von neuen Erkenntnissen.« Cademar ließ seine Worte ein wenig nachwirken, dann schloss er: »Das ist alles.« Er drehte sich auf dem Absatz herum und schritt wieder hinaus – abermals ohne Malkom auch nur anzusehen, der hinter ihm die Tür leise schloss und es kaum wagte, zu seinem Herren zu blicken.
»Es musste so kommen«, murmelte Holbrach. Malkom trat an ihn heran. Holbrach war wie zu Stein erstarrt, sein Zeigefinger klebte auf dem hellbraunen Pergament.
»Werdet Ihr Folge leisten?«
Holbrach hob
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