Cademar-Günstling der Magie
des abgeernteten Weizenfeldes, die Griffe des Pfluges in seinen Handflächen.
Aber vielleicht war er tot.
Der Zauber könnte zu viel für seinen Körper gewesen sein, und der Schlaf, in dem er lag, ewig. Wenn es so war, hätte er nichts dagegen, in diesem Todestraum gefangen zu bleiben, für immer.
Eine Hand strich über seinen Kopf. Wasser floss in seinen Mund.
Cademar hustete. Und er wachte auf.
Er unterdrückte einen Schrei und krümmte sich. Alle seine Muskeln schienen in Flammen zu stehen, als sei er einen Tag und eine Nacht lang gerannt. Einen fürchterlichen Moment lang glaubte Cademar, wirklich Feuer beschworen und sich selbst in Brand gesetzt zu haben. Da fühlte er, dass noch immer Wasser in seinem Mund war, das er nicht ausgehustet hatte, und er schluckte es herunter.
Langsam ebbte der Schmerz ab. Cademar brannte nicht. Die Muskeln kamen zur Ruhe, und die Hand strich weiter über seinen Kopf. Er blinzelte ins Sonnenlicht und sah das vertraute Gesicht von Flana über sich.
Ein weiterer Kopf bewegte sich in sein Blickfeld – das grinsende Gesicht von Malkom. Er half Cademar, sich aufzusetzen und hielt ihm den Wasserbeutel hin. »Ich weiß nicht, wie du das getan hast, aber …« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Es hat geklappt.«
Cademar schaute an Malkom vorbei nach Asugol. Der schwarze Landstrich war menschenleer, nur Waffen und Rüstungen lagen in der Gegend herum. Als Cademar genauer hinschaute, konnte er zwischen den Metallteilen einige reglose Menschen erkennen. Die Kutschen waren verschwunden – offenbar waren einige der Magier mit ihnen geflohen.
»Was hast du mit ihnen gemacht?«, fragte Flana. »Du standest mit dem Bewahrer auf der Brücke. Erst geschah gar nichts, dann rannte Kolom plötzlich zurück und mit ihm brach heilloses Chaos aus. Die Magier, die Soldaten – sie alle hasteten davon und schrien, als litten sie Todesqualen. Einige schlugen um sich, als fiele etwas über sie her, und stürzten blindlings in die Schlucht, andere wurden totgetrampelt … es war fürchterlich.«
»Es war ein Trugbild«, erwiderte Cademar und beim Sprechen bemerkte er, wie ausgedörrt seine Kehle immer noch war. Er nahm den Wasserbeutel an sich und trank. »Ich habe vorgegeben, einen gewaltigen Feuerzauber zu wirken, der sich auf sie herabsenkt, doch er war nur in den Köpfen aller. Sie sahen die Flammen näher kommen, ja sogar wie sie die anderen verzehrten … oder selbst lichterloh brannten. Malkom, du weißt, was ich meine.«
Malkom nickte wissend bei der Erinnerung an seine erste Begegnung mit Zahru.
»Ich konnte nur hoffen, dass keiner von ihnen den Trick durchschaut – besonders Ägom nicht.«
»Niemand hat ihn durchschaut«, sagte Flana schaudernd. »Als das Chaos ausbrach, sind wir im Wachhaus nach unten und vor die Tür. Die meisten sind gerannt, als sei Tod und Verderben direkt an ihren Fersen.«
»Und Ägom war einer derjenigen, die in der Panik umkamen. Ich habe es gesehen.«
Malkom wies zu dem schwarzen Feld – tatsächlich, Cademar konnte einen Mann sehen, der auf der Seite lag. Es war Ägom.
»Ich glaube, er wusste dass es eine Täuschung war, denn als es geschah, trat er nach vorne. Aber dann rannten die ängstlichen Soldaten ihn um …«
Cademar nickte und konnte kaum den Blick von den Toten auf dem Lavafeld abwenden.
Senro! durchfuhr es ihn.
Er war nicht zu sehen.
Cademar stand auf und drohte, vor Schwäche umzukippen, doch Malkom und Flana hielten ihn fest. War Senro etwa mitsamt seines Stuhls in die Tiefe gestürzt? Nein – jetzt entdeckte Cademar ihn. Der Holzstuhl lag neben der Brücke umgekippt auf dem schwarzen Boden, mit der Rückenlehne zu ihm.
Mit wackeligen Schritten ging Cademar die Dunkelbrücke hinab, von den beiden geführt. Er sah nur Senros nackte Füße und den kahlen Schädel hervorragen. Als er um den Stuhl herumtrat, sank Cademar auf die Knie und fühlte Tränen in seine Augen steigen. »Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft«, sagte er. »Ich habe das Trugbild beschworen, doch Senro war es, der ihnen eingeflüstert hat, dass ihre Augen es wirklich sehen. Er hat sie die Hitze spüren lassen, ja er hat ihnen sogar Bilder gezeigt, wie die Kameraden um sie herum von der Feuerwalze verzehrt werden. Nur deswegen funktionierte mein Trugbild.« Das Gesicht des ausgezehrten Mannes war ausdruckslos und zu Cademars Erleichterung waren darin keinerlei Schmerzen zu sehen. »Er wusste, dass er sterben wird. Senro hat seine letzte Kraft gegeben, um sie
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