Cademar-Günstling der Magie
und grimmig zu wirken. Zum Glück standen sie weit genug weg, dass Cademar leise reden konnte. »Senro …« sagte er.
Der Kopf des Magiers hing zur Seite. Flatternd öffnete er die Lider, und Cademar glaubte, das Knacken von Sehnen zu hören, als er den Kopf aufrichtete. »Cademar …«, gab der Mentalmagier zurück. »Sag … nichts.«
Es gab unglaublich viel, das Cademar sagen wollte, doch er konnte nicht.
»Ich weiß alles … alles«, hauchte der gefesselte Mann. »Ich helfe dir.«
Cademar nickte. Und beeilte sich, von dem Mentalmagier wegzugehen, bevor er sich verdächtig machte.
Wenn jemand zu seinen innersten Gedanken vordringen konnte, dann Senro. Nun wusste er, dass er für seinen Plan die notwendige Unterstützung hatte. Und er konnte niemanden einweihen, nicht einmal Malkom.
Gegen Abend beobachtete Cademar, wie ein sichtlich erboster Purko aus dem Wachhaus kam und ihn suchte. Stampfenden Schrittes näherte er sich Cademar. »Der Bewahrer vertraut dir!«, rief er aus, als er herangekommen war. »Aber ich nicht.«
Cademar schaute ihn abschätzig an. »Deine Hundertschaft ist nicht vorbereitet«, sagte er. »Ich werde den Bewahrer davon unterrichten müssen, dass du deinen Pflichten nicht nachkommst. Was Bewahrer Kolom wohl sagen wird, dass du lieber seinen Famulus beschuldigst, als dich um deine Garde zu kümmern?« Er setzte sich in Bewegung.
Purko schaute ihm überrumpelt hinterher. »Warte! Ich … ich werde mich sofort darum kümmern.«
»Dann werde ich den Bewahrer nicht darauf aufmerksam machen müssen?« Cademar schaute über die Schulter zurück und hob die Augenbraue.
»Nein«, murmelte Purko und eilte davon.
Cademar lächelte, als er das Wachhaus betrat.
Der nächste Morgen war klar und kalt.
Unter blauem Himmel versammelten sich die Hundertschaften, und die Magier standen an der Brücke bereit. Cademar hatte mit Malkom und Flana nach dem Aufstehen nur kurz reden können und sie angewiesen, sich in das Wachhaus zurückzuziehen, sobald der Zauber begann. Auf keinen Fall sollten sie herauskommen oder irgendwie eingreifen – egal, was geschah.
Ein letztes Mal schritt er die Reihen ab, gab Offizieren Anweisungen, wie die Soldaten sich aufstellen sollten. In den vielen Gesichtern, die ihn umgaben, sah er nur eines: Angst. Dies war eine Schlacht, die nicht mit Jubel begonnen wurde, nicht mit Siegesgewissheit, nicht mit Entschlossenheit. Niemand wusste, was hinter dem Wall lag, wie das Land der Verdunkelten aussah, wer der Feind wirklich war.
Es waren alle Soldaten Asugols, die in ihren schimmernden Rüstungen schlotterten, weil sie noch nie eine Schlacht geschlagen hatten. Die Offiziere genauso wenig – und selbst in den Augen der Generäle, die nun ihre magische Kraft beitragen sollten, sah Cademar ein ungutes Gefühl.
Der Bewahrer und sein Famulus waren die Oberbefehlshaber und Generäle. Doch auch an diesem Tag hatte sich Cademar für seine Magierrobe entschieden. Kolom war noch nie in Rüstung gesehen worden – wahrscheinlich konnte er sich mit Metall beschlagen gar nicht fortbewegen. Er trug sein goldenes Gewand, als er kurz vor der Mittagsstunde aus dem Wachhaus hinkte und sich vor der Gruppe tuschelnder Magier zu Cademar stellte.
»Es ist alles vorbereitet, wie Ihr gewünscht habt, Bewahrer.«
Kolom schaute Cademar mit einem Blick an, den dieser noch nie bei ihm gesehen hatte. »Purko meint, ich sollte dir nicht vertrauen. Du würdest mich hintergehen.«
»Er neidet, dass ich habe, was er einst besaß. Den Platz an Eurer Seite. Die Macht über das Heer. Meine magische Stärke.«
Nachdenklich nickte Kolom. »Das denke ich auch. Purko war ein äußerst fähiger Famulus, nicht ganz so begabt wie du natürlich, doch viel versprechend. Immerhin ist es ihm gelungen, den Kristall der Zuflucht zu vernichten. Doch sein Ehrgeiz machte mir Sorgen. Er will nicht nur Famulus des Bewahrers sein, er will selbst der Bewahrer werden.«
Cademar fürchtete, etwas Falsches zu sagen, also nickte er nur unverbindlich.
»Wenn all dies vorbei ist und du deine Treue bewiesen hast, werden wir ihn bestrafen.«
»Ja, Bewahrer.« Cademar musste sich bemühen, seine Angst wegen des bevorstehenden Verrats nicht ausbrechen zu lassen. Er hatte seine Gabe, seine wahren Gedanken abzuschirmen, längst perfektioniert. Und er war bei der Aussicht erleichtert, dass es nicht mehr lange nötig sein würde.
»Beginnen wir«, sagte Kolom.
Ja, dachte Cademar, gleich ist alles überstanden.
Feuer
Kolom
Weitere Kostenlose Bücher