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Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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verwickeln wollten, zu sehen gewöhnt war, und das ihm schon von vornherein ein Übergewicht über sie gab. Franz Keller warf Cäsar einen Blick zu, der diesem durch und durch ging, einen Napoleonsblick. Das Nachmachen dieses Blicks war eine ziemlich lächerliche Gewohnheit einiger Parvenüs geworden, die noch nicht einmal ein schlechter Abklatsch dieses ihres Kaisers waren. Dieser Blick senkte sich auf Birotteau, den Mann der Rechten, den Trabanten der herrschenden Macht, das inkarnierte Element des monarchistischen Gedankens, wie der Stempel des Zollbeamten auf eine Ware.
    »Ich will Ihre Zeit nicht mißbrauchen, verehrter Herr, und werde mich kurz fassen: Ich komme in einer rein geschäftlichen Angelegenheit, um Sie zu fragen, ob ich von Ihnen einen Kredit bekommen kann. Sie werden begreifen, daß ich, als früherer Handelsrichter und der Staatsbank nicht unbekannt, mich nur an diese, zu deren Leitern Sie selbst gehören, zu wenden brauchte, wenn mein Portefeuille nicht leer wäre. Ich habe die Ehre gehabt, zusammen mit dem Herrn Baron Thibon, dem Chef der Wechselabteilung, als Richter zu fungieren, und er würde mir mein Gesuch sicher nicht abschlagen. Aber ich habe noch nie Kredit in Anspruch genommen und noch nie meine Unterschrift gegeben; diese kennt niemand und Sie wissen, welchen Schwierigkeiten eine geschäftliche Transaktion dann begegnet ...« Keller schüttelte den Kopf, was Birotteau für ein Zeichen der Ungeduld hielt. – »Nun zur Sache!« fuhr er fort. »Ich habe mich in ein Terraingeschäft eingelassen, das nichts mit meinem Berufsgeschäft zu tun hat ...«
    Franz Keller, der ununterbrochen schrieb und las und auf Cäsar nicht zu hören schien, wandte den Kopf um und machte eine zustimmende Bewegung, die jenen ermutigte. Birotteau glaubte, daß seine Sache auf gutem Wege sei, und atmete auf.
    »Nur weiter, ich höre zu«, sagte Keller freundlich.
    »Ich habe bei dem Ankauf der Terrains an der Madeleine die Hälfte davon erworben.«
    »Jawohl, ich habe bei Nucingen von diesem riesigen Geschäft, auf das sich die Firma Claparon eingelassen hat, reden hören.«
    »Nun,« fuhr der Parfümhändler fort, »ein Kredit von hunderttausend Franken, gedeckt durch meinen Anteil an den Terrains oder durch mein Geschäftsvermögen, würde genügen, um mich bis zu dem Augenblick über Wasser zu halten, wo mir der Gewinn aus einem demnächst herauskommenden neuen Artikel der Parfümerie zufließt. Wenn es erforderlich ist, würde ich zur Deckung auch Wechsel einer neuen Firma, des Hauses A. Popinot, eines jungen Hauses, das ...«
    Keller schien sich sehr wenig um das Haus Popinot zu kümmern und Birotteau merkte, daß er auf ein falsches Gleis geraten war; er schwieg und fuhr dann, erschreckt über das Schweigen, fort: »Was die Zinsen anlangt, so ...«
    »Gewiß, gewiß,« sagte der Bankier, »die Sache läßt sich vielleicht machen, zweifeln Sie nicht an meinem Wunsche, Ihnen gefällig zu sein. Aber so beschäftigt, wie Sie mich sehen – ich habe die Finanzangelegenheiten von ganz Europa auf dem Halse –, werden Sie sich nicht wundern, wenn ich eine Masse von Geschäften von meinen Bureaus prüfen lasse. Gehen Sie zu meinem Bruder Adolph hinunter und setzen Sie ihm die Beschaffenheit Ihrer Garantien auseinander; wenn er einverstanden ist, können Sie morgen oder übermorgen mit ihm um die Zeit, wo ich die entscheidende Prüfung der Geschäfte vornehme, um fünf Uhr morgens, wiederkommen. Wir sind stolz und glücklich, daß Sie uns mit Ihrem Vertrauen beehrt haben, Sie sind einer von den standhaften Royalisten, deren politischer Gegner man sein kann, deren Achtung aber schmeichelhaft ist ...«
    »Verehrter Herr,« sagte der Parfümhändler, entzückt von dieser Kammerrednerphrase, »ich glaube dieser Ehre, die Sie mir erweisen, ebenso würdig zu sein wie der allerhöchsten Gunst und Auszeichnung ..., die ich als Richter beim Handelsgericht und als Kämpfer ...«
    »Jawohl,« fuhr der Bankier fort, »der Ruf, den Sie genießen, öffnet Ihnen alle Türen, Herr Birotteau. Sie brauchen uns bloß ein Geschäft, das wir machen können, vorzuschlagen, dann können Sie auf unsre Hilfe rechnen.«
    Eine Dame, Frau Keller, eine der beiden Töchter des Grafen von Gondreville, öffnete jetzt eine Tür, die Birotteau nicht bemerkt hatte.
    »Ich hoffe, wir sehen dich noch, mein Lieber, bevor du in die Kammer gehst«, sagte sie.
    »Es ist schon zwei Uhr,« rief der Bankier, »die Schlacht hat bereits begonnen. Entschuldigen

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