Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caesar erwacht!

Caesar erwacht!

Titel: Caesar erwacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Mares
Vom Netzwerk:
Jupiter, Mars, Minerva und Anhang im Sternenraum. Heute konnte man diesen als einfacher Sterblicher sogar selbst erklimmen. Kleine, harmlose Opfergaben waren verpönt. Mutter Natur wurde nicht mehr geehrt und bewahrt, sondern geschändet. Und die Feuerkraft einer modernen Atomwaffe war den Blitzschlägen einer erbosten Juno bei Weitem überlegen. Nicht zu vergessen, auch das Erschaffen von Menschen war den Göttern genommen worden. Wer würde da als Gott nicht freiwillig die Flucht ergreifen?
    Also ließ Gaius sich erst mal christlich taufen, um einem eventuellen Bestrafungsgericht, laut Anpassungsvorschriften der Neuzeit, zu entgehen. Dass in dieser neuen Gemeinschaft seine Muttersprache gewählt worden war, spielte für ihn nur eine untergeordnete Rolle. Feierlich wurde er im Wasser eines kleinen afrikanischen Flusses vom Priester einer Ordensbruderschaft unter Wasser gedrückt und erhielt zufällig den Taufnamen Zacharias.
    Otenga wollte in seiner Unterweisung nicht als Bekehrer vorgehen und beleuchtete auch Aspekte anderer Religionen, die sich nicht auf die großen Glaubensgemeinschaften stützten. Afrikanische Stammesrituale, daraus hervorgegangene karibische Voodoobräuche, die Santería, die Reinkarnationsreligion der Hindus, das friedliche Treiben buddhistischer Mönche, moderne Sekten und andere kamen zu Wort. Gaius’ religiöses Leben der Römer und Griechen war gar nicht so weit davon entfernt; er empfand die anmutige Kultur der Mayas und Inkas derjenigen der Hohepriester der alten Ägypter als sehr ähnlich. Gaius konnte Otenga wiederum aus erster Hand zu den Mythen und Bräuchen der Kelten und Germanen Auskunft erteilen. Auch berichtete er Otenga über die eindrucksvolle Kaste der gallischen Druiden. Diese übernahmen damals quasi das Amt der Dorfältesten, denen die meisten Rechte und die wenigsten weltlichen Pflichten zugesprochen wurden. Sie kümmerten sich um religiöse Belange, richteten über private und gemeinschaftliche Straffälle und unterwiesen ihre Nachfolger in einer jahrelang andauernden Lehre des Opferns, durch festgelegte Verse, die es auswendig zu lernen galt. Auch waren Druiden fähig, das Wetter und Wachstum der Feldfrüchte und die Gunst der Götter zu beeinflussen und aus für Druiden heiligen Misteln Medikamente herzustellen, schloss Gaius seinen Tatsachenbericht für Otenga. Dieser staunte nicht schlecht! Ein perfekter Austausch von Wissen, der im modernen Unterricht für Furore gesorgt hätte!
    Eine für Gaius weitere erschreckende Entdeckung war die totale Veränderung der ihm bekannten Völker seines einst erschlossenen Kontinents. Aus Bier saufenden, unterentwickelten Germanen, die nach Ankunft seiner Legionen erstmalig mit Wein in Berührung kamen und anfangs leicht zu überwältigen waren, weil sie dieses viel zu starke Getränk unverdünnt in sich hineinschütteten, waren Imperatoren der Wirtschaft und des Fortschritts geworden? Made in Germany vertrat gewaltiges Gewicht in der Neuzeit? Schon damals wahrlich Riesen, im Gegensatz zu den kleinwüchsigen Römern, im Wald ohne feste Bauten beheimatet, immer auf der Pirsch und auf der Suche nach einem Plätzchen zum Jagen oder Kämpfen. Aber doch keine Vorfahren von blonden Horden, die noch vor Kurzem eine kontinentale Verschwörung angezettelt haben sollen, um ihre rassistische Vorherrschaft zu beanspruchen? 
    Aus seinen Galliern, ungewaschenen, keltischen Kreaturen, deren verfilzte Haartracht oft den Läusen zum Opfer fiel, sprach heute Lebensart und höchste Kultur? 
    Und die blaugesichtigen Britannier, die ihm nach erster, schwieriger Landung mittels Schiffen an der Küste erbitterten Widerstand leisteten, waren nun ihrerseits Eroberer eines Weltreiches über drei Kontinente geworden? 
    Die tapferen und wehrhaften Helveter, die mit ihrem Alleinherrscher ganze Banden von Germanen, aber auch andere gallische Stämme in die Flucht schlugen und selber oft mehr als zehntausend Sklaven in den Kampf sandten, um ihren Ausbreitungsbedürfnissen nachzukommen, waren nun eingefriedet, als neutrales, sauberes Fleckchen inmitten der Gemeinschaft und hielten sich aus allen Kontinentalscharmützeln raus? Diesen kolossalen Wandel hatte Gaius nicht erwartet. Bei den Ägyptern, Griechen und Römern war die Kultur damals schon so hoch entwickelt gewesen, dass sogar die Medizin und der technische Fortschritt einen hohen Entwicklungsstatus reflektierten, der erst wieder im neunzehnten Jahrhundert mit Beginn der industriellen Revolution in

Weitere Kostenlose Bücher