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Cäsar läßt grüssen

Cäsar läßt grüssen

Titel: Cäsar läßt grüssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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daß er diese Zustände verfluchte; der junge Caesar schwieg. Er beobachtete die Älteren und ihre Versuche, vor allem Pompeius, und er war ein kühler Beobachter. Er sah, wie es Pompeius erging und löschte auf jeden Fall erst einmal seine Laterne.
    Von dem Augenblick ab, als er sich über das Amt des Prokonsuls eine Militärmacht schuf, muß er (sonst hätte sein Streben keinen Sinn gehabt) der Meinung gewesen sein, daß ein Mann wie er an die Macht zu kommen habe. Gewiß nicht aus jenen undefinierbaren allgemeinen Machtgelüsten, die keiner Begründung bedürfen; sondern um die Macht zu einem bestimmten Zweck zu nutzen. Die geheime Vorbereitung seines Ausbrechens von links war ein Meisterwerk. Das zweite Meisterwerk: daß er dann keine Fahne hißte.
    Das war seine reine Wahrheit: er hatte keine Fahne. Wer einen Trick dahinter sucht, irrt sich. Der späte Caesar hat bewiesen, daß er keine Ideologie, nicht einmal den Schatten eines »Partei«-Programms besaß. Mit der bestechenden Primitivität eines Faschisten betrachtete er sich als einen der wenigen Nichtkranken und seine Gedanken über Wert und Unwert der Dinge als Kriterium. Für einen solchen Mann gibt es in Zeiten der Fäulnis nur eine Alternative: Gärtner werden oder die Macht ergreifen.
    Er wollte nicht eine gewisse Macht, er wollte die alleinige, unumschränkte Macht. Er war sich darüber klar, daß er sich zuvor mit jedem Gegner, mit jedem männlichen Tier in der Herde auseinanderzusetzen hatte. Er war bereit; er scheute sich nicht, er brauchte reinen Tisch.
    Er stützte sich in dem Moment, als er an die Macht kam, politisch auf niemanden, auf keine Partei, auf keine Gruppe, weder auf die Plebs noch auf den Senat; über beide hatte er gleichermaßen den Stab gebrochen. »Gesunde« würden sich schon finden.
    Er war ein Ein-Mann-Unternehmen, eine Ein-Mann-Bewegung. Das blieb er im Grunde bis an sein Ende. Und noch etwas ist typisch: Er stand völlig ratlos vor der Frage der Nachfolgerschaft. Da er davon ausging, der Eine, der Einzige, zu sein, lag ein zweiter »Einziger« gänzlich außerhalb seiner Vorstellung. Er hatte keinen Sohn, er hatte politisch keine »Kinder«, er ist ratlos geblieben. Vielleicht ist das auch die Erklärung für den Fatalismus, mit dem er in den Todging.

    *

    In sechzig Tagen eroberte er die Halbinsel Italien. Widerstand brach er rücksichtslos. Danach jedoch zeigte er sich ohne Härte und Rache. Nach und nach fielen ihm Garnisonen und Legionen von selbst zu. Der Senat floh nach Griechenland.
    Das war kein schlechter Rat von Pompeius gewesen. Er war inzwischen zum Oberbefehlshaber ernannt worden und wollte mit der Flotte, die er hatte mitgehen heißen, auf dem Seewege Rom zurückerobern. Noch gab es die Armeen in Griechenland, in Afrika und Spanien.
    Wir können es kurz machen; wie Caesar. Er gab niemandem Zeit zum Atemholen, ließ Rom im Standrecht zurück, sandte zwei Legionen nach Sizilien, um die Getreidezufuhr zu sichern, zog selbst über die Pyrenäen, unterwarf die spanischen Legionen, nahm auf dem Rückmarsch Marseille, ging in einem Zuge nach dem Süden, setzte mit sieben Legionen auf wackligen Schiffen über die Adria, stieß bei Durazzo auf Pompeius, Pompeius wich aus, Caesar holte ihn in Thessalien ein und wagte die Entscheidung. Es wurde die Schlacht bei Pharsalus am 9. August 48. Das große, erprobte Feldherrntalent des Pompeius stand dem großen, erprobten Feldherrntalent des Caesar gegenüber, eine Übermacht des Senatsheeres den müden Legionen des Usurpators.
    Pharsalus endete mit der totalen Niederlage des Pompeius, der zu allem Unglück auch noch einen Nervenzusammenbruch erlitt und halsüberkopf weggeschafft werden mußte. Caesar begnadigte nach dem Sieg die Gefangenen (fast das ganze Heer), amnestierte den Senat und alle Flüchtlinge und forderte sie auf, heimzukehren.
    Der Frage, ob damit auch Pompeius gemeint war (wir wissen es nicht), wurde er überhoben: Pompeius, wankelmütiger Ex-Schwiegersohn, Ex-Triumvir und Ex-Volksfreund, befand sich zu dieser Zeit bereits zu Schiff auf dem Wege nach Ägypten. Er hatte noch immer große Pläne. Doch am Hofe des Pharao regierte die Wetterfahne; Ptolemäus XIV., Bruder Kleopatras, setzte auf die Karte Caesar und ließ, sozusagen aus Gefälligkeit, Pompeius bei der Landung ermorden. Caesar hat es ihm nicht gedankt, er war traurig und wütend über das unwürdige Ende.
    Mit einer kleinen Truppe machte er sich auf den Weg nach Ägypten. Es wurde eine Fahrt in

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