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Cäsar läßt grüssen

Cäsar läßt grüssen

Titel: Cäsar läßt grüssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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erste. Octavian dankte mit bewegten Worten, wobei sein Gesicht die bekannte harmlose Herzlichkeit ausdrückte, und holte gleich noch ein paar andere Nüsse aus dem Sack, verkündete Staatsschuldenerlaß und Steuerermäßigung und dankte den Göttern, daß das Triumvirat nun bald überflüssig werde und die reine Demokratie wieder anbrechen könne.
    Ein wunderschöner Augenblick.
    Aber kein Vergleich zu dem, den er wenig später erlebte, als die Post aus Ephesos, dem gegenwärtigen Sitz Antonius’, eintraf. Herrliche schlechte Nachrichten! Gewiß — die Heirat Antonius—Octavia war eine Zwickmühle gewesen, die Antonius in jedem Falle erledigt hätte, selbst im dümmsten Falle, nämlich bei glücklicher Ehe, als Gefesselter, an die Schürze Gebundener. Um wieviel schöner jetzt die katastrophalen Neuigkeiten!
    Es waren drei.
    Erstens: Antonius schickte Octavia den Scheidebrief. (Die Römer würden es böse aufnehmen, denn Octavia galt als Muster einer edlen Frau.)
    Zweitens: Antonius und Kleopatra hatten sich vermählt. (Das würde Rom nie verzeihen.)
    Drittens: Antonius hatte römisches Gebiet an Kleopatra verschenkt und zum ägyptischen Reich geschlagen. (Das war Hoch- und Landesverrat, ein furchtbarer Schlag für die Antoniusanhänger.)
    Es gab noch andere Einzelheiten, weniger politisch als einfach lächerlich: Antonius bezeichnete sich als den zur Erde niedergestiegenen Dionys, und Kleopatra titulierte den zehnjährigen Caesarion »König der Könige«. Kein Zweifel, der Wahnsinnige legte es drauf an, sich von Rom zu lösen und ein orientalisches Sultanat zu errichten mit der Zigeunerin an seiner Seite. Interessant mußte sein, was in seinem Privattestament stehen mochte, das er bei den Vestalinnen deponiert hatte. Octavian zögerte keinen Augenblick, dieses Dokument in die Hand zu bekommen. Der Pontifex maximus hatte als einziger Zutritt zu dem Tempel, Pontifex maximus war Lepidus. Er holte das Testament, Octavian erbrach das Siegel und las: Wieder jene Landschenkung an Kleopatra, nicht neu, aber nun schriftlich. Und noch ein Satz war brauchbar: Antonius wünschte, falls er in Rom sterben sollte, nach Alexandria überführt zu werden.
    Als Octavian mit den Dokumenten in der Hand die Rednertribüne bestieg, war Antonius bereits so gut wie tot. Volksversammlung und Senat setzten ihn als Triumvirn ab und brandmarkten ihn als Verräter. Vor der letzten Konsequenz, Hand an ihn zu legen, zuckte man noch zurück. Der ganze Haß entlud sich gegen Kleopatra. Rom erklärte ihr den Krieg und machte mobil.

    *

    Kleopatra und Antonius waren eins, ihr Schicksal nicht mehr zu trennen. Die Königin hatte den stärksten Mann des Imperiums an sich fesseln wollen und glaubte, ihn in Antonius an sich gefesselt zu haben. Die sonst so kluge Frau merkte nicht, daß sie im Kreise dachte: Gerade dadurch, daß ein Mann ihr verfiel, bewies er, daß er nicht der Stärkste war.
    Nach einem langen zähen Krieg fiel im Herbst 31 die Entscheidung in der Seeschlacht von Aktium. (Suchen Sie es nicht im Osten, es liegt gegenüber der Insel Leukos an der Westküste Griechenlands, also vor den Toren Italiens!) Wieder war es Agrippa, der sie gewann. Zu Lande fielen ihm neunzehn Legionen der Orientarmee in die Hände.
    Kleopatra und Antonius war der Ausbruch aus der Umklammerung gelungen. Sie flohen auf zwei Schiffen, wohlversehen mit den Sakramenten der Kriegskasse. Ziel: Ägypten.
    Ihre Galgenfrist dauerte nur einen Winter lang. Im Frühling setzte Octavian nach Alexandria über. Antonius gab noch nicht auf und formierte das ägyptische Heer — ahnungslos, daß Kleopatra ihn bereits verriet. Sie hob hinter seinem Rücken alle Befehle auf und sandte Octavian zum Zeichen ihres aktuellen Gesinnungswechsels heimlich den Marschallstab und Stirnreif ihres »Dionys«.
    Im August 30 zog Octavian in die Residenz am Nil ein — Antonius beging Selbstmord.
    Es kam der spannende Augenblick, als Kleopatra dem Sieger, dem dritten ihrer langen Laufbahn, begegnete. Noch einmal setzte sie auf die Karte, die so oft gestochen hatte: auf sich selbst.
    Wir kennen ihr Bild aus mehreren Münzen und, klar und deutlich, von dem Kalksteinkopf des Britischen Museums in London, das heißt: hoffen wir für sie, daß nicht die Münze, sondern die Büste ihr ähnelt. Auf der Münze hat sie die Reize eines wetterfesten Beduinenscheichs. In London aber sieht sie, obwohl die Grundzüge die gleichen sind, sehr interessant aus. Aber eben nur interessant. Wenn man irgendwann von

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