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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Geschäfte dort besprochen werden, wo die falschen Ohren es hören könnten.«
    »Was hast du denn nun geladen?«
    Qabil deutete mit dem Kinn zur Schiffsmitte; wahrscheinlich wollte er damit allgemein auf die Ladung verweisen, die in Öltuch und Lederkisten auf dem Deck lag und in anderen Behältnissen oder unverpackt darunter, im Bauch des Schiffs.
    »Getreide«, sagte er. »Und Klingen.«
    »Klingen?«
    »Schwerter machen erst Caesars Waffenschmiede daraus.«
    »Ah.« Aurelius schwieg einen Augenblick lang. Dann sagte er: »Du fährst also für einen, der das Heer beliefert? Ist auch das Getreide für die Legionen?«
    »So ist es. In Massilia wird alles umgeschlagen und dann mit Küstenbooten und flachen Kähnen flußauf gebracht. Zuerst die Küste entlang nach Westen, dann durch den Kanal, den Marius hat graben lassen, und schließlich den Rhodanus hinauf.«
    »Darf ich nach dem Namen dessen fragen, der die Lieferung in Auftrag gegeben hat?«
    Qabil runzelte die Stirn. »Ach, warum denn nicht? Die Herren Gorgonius und Volturcius. Oder, genauer, eine Gruppe, zu der beide gehören.«
    Aurelius nickte langsam. »Abgewickelt über die Schreiber des vortrefflichen Tiro, nehme ich an?« Qabil grinste und schwieg.
    »Der«, sagte Aurelius, »für Cicero arbeitet, welcher als Konsular und Senator selbst keine derartigen Geschäfte machen darf.«
    »Und dies auch tugendhaft unterläßt.«
    Aurelius pfiff durch die Zähne. »Abgesehen von Ciceros Tugend… Das sind doch alles Gegner Caesars. Männer, die ihn wie Cato vor Gericht zerren wollen, oder? Und dann liefern sie ihm Waffen für den Krieg, den sie mißbilligen? Seltsam, nicht wahr?«
    Qabil schüttelte den Kopf. Etwas wie Tadel klang mit, als er sagte: »Bist du nach den Jahren bei den Legionen wirklich so einfältig?«
    Aurelius trank einen Schluck Essig-und-Wasser aus seiner Lederflasche. Als er sie Qabil reichte, lehnte der Hispanier ab.
    »Einfalt und Essig - nichts für mich.«
    Sasila war seekrank. Aurelius sah, wie Catullus sie stützte, als sie sich taumelnd von der Bordwand erhob, über die sie sich länger gebeugt hatte. Der Dichter genoß die Fahrt. Zwar trank und hustete er, beides gründlich, aber zwischendurch erzählte er oft und gern von jenem schnellen Schiff, mit dem er übers Meer und durch Verse gesegelt war. Meistens kam er dann auch auf Bithynien zu sprechen, das er vor Jahren im Gefolge eines Politikers besucht hatte, und immer fand sich mindestens einer der Seeleute bereit, die alten Spottverse auf Caesar zu singen, der angeblich als junger Mann einmal der Geliebte des bithynischen Königs Nikomedes gewesen war.
    Auch darin ging es um Formen von Seekrankheit nach dem Genuß besonderer Flüssigkeiten, die Nikomedes abgesondert hatte. Qabil betrachtete ebenfalls die taumelnde Kantabrerin und murmelte: »… und mochte des Königs Gabe nicht in sich behalten.« Er schaffte es sogar, dabei nicht zu grinsen.
    »Essig löscht den Durst«, sagte Aurelius. »Und ich bin nicht einfältig genug, jeden Vers über Caesar entweder für schiere Wahrheit oder für unwahrscheinlich zu halten. Und was die Lieferungen angeht - der Senat bewilligt Geld für den Krieg, der Quästor zahlt es aus, die Lieferanten nehmen es; natürlich wollen Caesars Gegner an dem Krieg, den sie mißbilligen, verdienen. Sie sind ja nur deshalb gegen das gallische Unterfangen, weil es Caesar nützt, nicht, weil sie gegen einen Krieg wären.«
    »Es beruhigt mich, daß du doch nicht so dumm bist.« Qabil streckte ihm die Zunge heraus. »Aber was findest du denn dann seltsam an diesem Geschäft?«
    »Daß sie es machen können. Ich hätte gedacht, Caesar würde schon dafür sorgen, daß nur die Leute etwas davon haben, die auf seiner Seite sind.«
    Qabil seufzte. »Doch einfältig, Mann! Seine Leute machen natürlich die größten Geschäfte mit Waffen und Versorgung. Aber alles kann er ihnen nicht geben, sonst droht ihm der nächste Prozeß. Wegen Begünstigung oder so. Ihr seid ein merkwürdiges Volk, ihr Römer.«
    »Inwiefern?«
    Der Hispanier lachte. »Metzeln und prozessieren, sonst fällt euch nicht viel ein.«
    Die Küste war bereits zu sehen, Massilia immerhin zu ahnen, als der Wind völlig einschlief. Qabil sagte, auf eine derartige Windstille könne hier ein scharfer kalter Nordwind folgen, der sie wieder weit nach Süden brächte.
    »Wir sollten rudern. Die geehrten Fahrgäste dürfen mitmachen, müssen aber natürlich nicht.«
    Bis zum Abend erreichten sie eine

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