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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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er fragt mich auf Spanisch. Ich verneine und
gemeinsam suchen wir in den Küchenschränken. Es sind keine Teebeutel zu finden.
Er bedankt sich und geht wieder zurück in den Schlafsaal. Er tut mir leid. Weiß
ich doch, wie schlecht es Christine mit ihren Magenverstimmungen ging. Ich
widme mich wieder meinem Tagebuch und rauche noch eine Zigarette. Mein Magen
grummelt und fühlt sich leer an. Ich freue mich jetzt schon auf unser
Frühstück.
    Mir
ist kalt und ich begebe mich wieder ins Bett. Gut fühle ich mich dabei nicht.
Ich werde es mit einem Omm versuchen. Vielleicht beruhigt mich das ja.
Hoffentlich regnet es morgen nicht. Gestern Abend war der Himmel so
wolkenbehangen. Vorsichtshalber habe ich am Abend schon mein Regencape aus dem
Rucksack geholt. Nach all der Sonne wäre es schade, bei Regen in Santiago de
Compostela anzukommen.
    Aber
morgen ist morgen und die Wolken fliegen hier schnell!
     
     
     
    21. Juli 2008

Arca
O Piño — Santiago de Compostela
     
    Auf nach Santiago de
Compostela! Die letzte Etappe von neunzehn Kilometer liegt vor uns. Nur noch
heute, dann sind wir da! Rucksack auf, es ist ja nicht mehr so weit. Das
schaffe ich auch noch. So anstrengend kann der Weg gar nicht mehr werden. Das
Wetter scheint besser zu werden. Jedenfalls ist der Himmel nicht mehr
wolkenbehangen. Den kleinen Anstieg von der Herberge bis zur Straße hoch und
schon sind wir unterwegs. Christine und ich sind übermütig. Wir haben Spaß und
lachen viel. Ich erzähle von meinem nächtlichen Ausflug und von dem Zerren an
meinem Kopfkissen. Chris beginnt wieder zu lachen.
    „Was
lachst du so?”, frage ich sie.
    Chris
lacht immer noch und hält sich den Bauch fest. „Mama, du hast so laut geschnarcht,
dass ich immer am Kopfkissen gezogen habe.”
    „Chris!
Weißt du, was ich für eine Angst ausgestanden habe?! Ich dachte wirklich, dass
sei ein Tier! Ich bin in die Küche geflüchtet, wo es mir mit den großen,
schwarzen Fenstern aber auch nicht besser ging. Und das Knarren in der Decke
und das Ächzen des Kühlschrankes machte die Situation noch unheimlicher.” Dann
muss auch ich lachen und schüttel Christine neckisch. „Da hast du es aber
geschafft, mir richtig Angst einzujagen.”
    Lachend
gehen wir weiter. Gegen acht Uhr erreichen wir das Flughafengelände von
Santiago und machen Rast. Es wird gefrühstückt. Erst mal einen Kaffee nebst
Zigarette für mich. Brot ist auch noch vorhanden. Chris macht für mich ein
Baguette und belegt es mit Tomaten. So sitzen wir nun am Ende der Startbahn und
hoffen auf eine Maschine, die über uns hinweg donnert. Flughäfen üben auf mich
eine Faszination aus. Jedes Mal, wenn ich mit meinen Töchtern ihren Onkel
Walter in Eschborn besuche, fahren wir mit der S-Bahn nach Frankfurt zum Flughafen
und setzen uns dort ins Café. Dort spüre ich den Hauch von der großen, weiten
Welt.
     
     
     

    Letzte Rast vor
unserem Ziel. Der Flughafen von Santiago
     
    Der
volle Schub von Triebwerken ist in der Ferne zu hören. Wir werden belohnt! Dann
donnert auch schon das Flugzeug über uns hinweg. Wow!
    „Ob
da wohl Jörg Draeger drin sitzt?”, frage ich Chris.
    „Ach
Mama, der wollte doch erst morgen fliegen. Er hat doch gesagt, dass er am
zweiundzwanzigsten Juli wieder zurück nach Deutschland fliegt.”
    „Es
ist wirklich schade, dass wir ihn nicht mehr getroffen haben”, sage ich zu
Chris. „Es war ein schöner Tag mit ihm!”
    Scharen
von Pilgern ziehen an uns vorbei. Es ist voll geworden auf dem Camino. Hola,
buenos dias, buen camino geht es die ganze Zeit. Mein Mund steht darüber gar
nicht mehr still. Wie soll ich denn so zum Essen kommen? Das Baguette in der
Hand hat gar nicht die Möglichkeit, weniger zu werden. Ich habe Hunger und sage
nun nichts mehr. Bei jeder Begrüßung nicke ich nur noch. Wenn ich jetzt nichts
in den Bauch bekomme, falle ich gleich um. Und just, wie so vieles Unverhoffte
auf dem Camino geschieht, höre ich plötzlich Christine: „Hallo Caine”, sagen.
Ich schaue hoch und Caine, der Japaner steht vor uns. Wie oft haben wir uns
schon seit Palas del Rei wieder gesehen, uns mit einem buen camino
verabschiedet, um uns Stunden später wieder zu treffen.
    „Komm,
setz dich zu uns und trink eine Tasse Kaffee”, lade ich ihn ein.
    Mit
der höflichen Schüchternheit eines Japaners winkt Caine ab. Chris muntert ihn
auf, doch zu bleiben. Caine nimmt an und so sitzen wir nun zu dritt am
Wegesrand bei einer heißen Tasse Kaffee. Caine will heute nur bis Monte del

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