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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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mehr. Das
lässt unser jetziges Budget schon gar nicht mehr zu! Wie sollen wir denn mit
dem bisschen Geld wieder zurück nach Deutschland kommen? Ich bin verzweifelt!
Lieber Gott, ich erwarte kein Wunder. Wir hatten bis jetzt schon so viel Glück
gehabt. Ich mag dich gar nicht mehr um irgendetwas bitten. Du hast uns schon so
oft geholfen. Aber hilf uns, dass wir wieder gut nach Hause kommen. Bitte!
    Ich
komme nicht zur Ruhe und drehe mich von einer Seite auf die andere. Die
Gedanken lassen sich nicht abstellen. Ich finde den Umschalthebel nicht. Wie
sollen wir nach Hause kommen?! Ratter! Ratter! Ratter! Unruhig schlafe ich ein
und werde in der Nacht wieder wach. Mir ist, als habe ich gar nicht geschlafen.
Meine Gedanken verselbstständigen sich wieder. Die anderen schlafen. Der Himmel
ist sternenklar und der Mond scheint durch unser Fenster. Ich kann mein
Gedankenkarussell nicht abstellen. Es rattert unaufhörlich in meinem Kopf.
    Komme
was da will! Wir gehen bis Santiago de Compostela!
    Es
sind nur noch zweihundert Kilometer bis zu unserem Ziel. Sollen wir jetzt alles
abbrechen? Hier gibt es keinen Flughafen, wo wir eventuell einen günstigen
Rückflug erhaschen könnten. Und was nützt uns das, wenn wir jetzt schon zurück
trampen würden. Die zweihundert Kilometer weiter, spielen doch jetzt auf die
zweitausend Kilometer Heimreise, keine Rolle mehr!
    Es
gibt nur ein vorwärts!
    Ich
weiß nicht, wie viele Stoßgebete ich in dieser Nacht noch zu Gott geschickt
habe. Ich weiß nur, dass sie alle mit: Bitte, lass uns nicht im Stich !, endeten.
     
     
     
    16. Juli 2008

Ponferrada
— Sarria
     
    So krieche ich an
diesem Morgen ziemlich zermürbt aus dem Schlafsack. Unser Bus geht erst um
zwölf Uhr und wir haben genügend Zeit. Frühstücken kann ich nicht. Die
nüchterne Erkenntnis, kein Geld mehr am Bankautomaten ziehen zu können, liegt
mir schwer im Magen. Chris und ich sind gestresst, was wohl auch nicht
verwunderlich ist. Wir sind die letzten Tage in einer schönen Truppe gelaufen
und haben viel Spaß gehabt. Das ist jetzt abrupt vorbei. Schade!
    Um
acht Uhr verlassen wir als letzte die Herberge. Matratzen werden von draußen
hereingeholt. Die Pilger, die gestern Abend noch so spät gekommen sind, mussten
hier draußen vorlieb nehmen. Die Herberge war bis zum letzten Bett ausgefüllt.
Der große Raum, in dem die Computer stehen, ist gestern schon als Schlafraum
umfunktioniert worden. Da haben wir ja richtiges Glück mit unserer kleinen
Schlafkammer gehabt!
    Die
Sonne steht schon am Himmel, als wir ins Freie treten. Chris, die sich beim
Herbergsvater nach dem Weg zum Busbahnhof erkundigt hat, geht voran. Wir
sprechen nicht viel miteinander. Jeder von uns hängt wohl seinen Gedanken nach.
An einer großen Kreuzung zeigt der Wegweiser Estación de Autobusses nach rechts.
    Christine
geht geradeaus.
    „Chris,
wir müssen nach rechts”, rufe ich ihr zu.
    „Mama!
Der Herbergsvater hat gesagt, wir sollen uns immer geradeaus halten”, kommt
ziemlich gereizt bei mir an. Das wird schon der richtige Weg sein!”
    „Und
warum steht dann hier, dass wir nach rechts sollen?”, setze ich eins drauf.
    „Du
kannst ja nach rechts gehen! Ich gehe geradeaus!”, sagt sie, ohne mich weiter
zu beachten.
    Ihr
Schritt wird schneller und das deutlich zu hörende Klack, Klack, Klack ihrer
Stöcke unterstreicht ihr Vorhaben, geradeaus zu gehen.
    „Mein
Gott! Nun sei doch nicht immer sofort eingeschnappt!”, rufe ich.
    „Weißt
du Mama, wenn ich mal was sage, dann wird das von dir sofort infrage gestellt.
Du kannst mir ja auch mal ruhig etwas glauben! Das ist schon der richtige Weg!”
    „Und
warum zeigt der Pfeil auf dem Schild nach rechts?”, frage ich gereizt.
    Forschen
Schrittes geht sie weiter. Sie ist wirklich eingeschnappt!
    „Chris!
Ich kann nicht so jagen wie du. Kannst du denn nicht einen Schritt langsamer
gehen?!”
    Keine
Antwort.
    „Herrgott
noch mal! Ich bin auch gestresst darüber, dass uns das Amt das Geld einfach
gestrichen hat. Und darüber, dass wir die anderen verlassen müssen”, schreie
ich. „Aber deshalb müssen wir beide uns doch nicht in die Wolle kriegen! Hörst
du mir eigentlich zu?”
    Keine
Reaktion. Sie geht unvermindert schnellen Schrittes weiter.
    Nichts
mit Friede, Freude, Eierkuchen !, sagt mein kleines
Stimmchen in mir.
    Mein
Stimmchen! Kannst du denn nicht einfach mal Ruhe geben?! Ich hab jetzt keine
Lust, mich mit dir auseinander zu setzen! Der Stress mit dem Amt und jetzt noch
mit Chris

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