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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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vor uns und setzt sich zu uns an den
Tisch. Er hat uns von der Brücke aus gesehen. Und siehe da, etwas später kommt
Pascal mit seinem Vater daher. Sie setzen sich an den Tisch neben uns. Und wie
es der Zufall will, gesellt sich Peter, der deutsch sprechende Spanier, der mir
seinen Energieriegel auf dem Weg nach Foncebadón angeboten hat, zu uns. So sind
wir, wenn auch nur für kurze Zeit, wieder auf dem Camino vereint.
     
     
     

    Erfrischende Abkühlung
in Molinaseca tut gut
     
    „Wo sind denn Brian
und Bertrang?”, fragt Chris Dennis.
    „Ach,
die haben mir zu lange Pause in Acebo gemacht. Mir war nicht danach und so bin
weiter gelaufen. Wir sehen uns ja eh alle in Ponferrada wieder.”
    Das
Wasser in dem kleinen Stadtkanal ist glasklar und wir lassen in dem nicht allzu
tiefen Wasser unsere Füße baumeln. Sehr wahrscheinlich kommt es aus den Bergen,
denn es ist eiskalt! Aber die Abkühlung tut gut! Peter erzählt, dass er auch in
Saint-Jean-Pied-de-Port gestartet sei und oben in den Pyrenäen zwangsläufig
wegen des schlechten Wetters und der herannahenden Dunkelheit übernachten
musste. Im Gegensatz zu uns hatte er kein Zelt dabei. Wir erzählen von unserer
Nacht. Von dem Sturm und der Nässe. Von der Kälte, die uns fast um den Schlaf
brachte und dem dichten Nebel, der einem die Hand vor Augen nicht sehen ließ.
    Wir
alle stimmen überein, dass eine Nacht mit einer Magen-Darmgrippe und einer
zwangsläufigen Übernachtung hoch in den Pyrenäen das Schlimmste sei, was einem
auf dem Camino widerfahren könne. Dennis, der Rastlose, wird unruhig und bricht
auf. Wir wollen noch etwas trinken und bleiben. Bis Ponferrada sind es nur noch
neun Kilometer. Pascal bleibt mit seinem Vater über Nacht in Molinaseca. Sie wollen
sich das kleine Städtchen anschauen. So sitzen wir noch eine Stunde zusammen,
dann wird es für Chris und mich auch Zeit, weiterzugehen.
    „Buen
camino”, wünschen wir allen und machen uns auf den Weg. Viel Schatten gibt es
unterwegs nicht und die Sonne brennt ganz schön auf der Haut. Von der Hitze war
in Molinaseca gar nicht so viel zu spüren. Aber jetzt scheint el sol wieder
erbarmungslos! So ist das hier. Tagsüber erreichen die Temperaturen an die
fünfundvierzig Grad und nachts fallen sie bis auf sieben Grad. Wir laufen, wie
wohl alle Pilger, über die wenig spektakuläre Landstraße und erreichen
Ponferrada nach guten zwei Stunden. Die Herberge bietet mehr als zweihundert
Pilgern Platz. Es herrscht reger Andrang. Drei Mitarbeiter bewältigen den
Pilgerstrom. Geduldig reihen wir uns in die Schlange ein. Dann sind wir an der
Reihe.
    „Alemán?”,
werden wir gefragt.
    „Sí”,
ist unsere Antwort.
    „Alter?”
    „Dreiundfünfzig
und neunzehn Jahre”, erwidert Christine auf Spanisch.
    Irgendwann
haben wir unseren Stempel und auch ein Bett. Am liebsten würde ich mich sofort
hinlegen, aber zuerst ist die Wäsche dran, sonst wird die bis heute Abend nicht
trocken. Ich finde unsere Seife nicht. Die habe ich wohl in Foncebadon liegen
gelassen. Ein junger Pilger, der neben mir am Waschbecken steht, schneidet für
mich ein Stück von seiner Seife ab. Ich bin überglücklich. Chris spült die
Wäsche durch und hängt sie auf. Mir steht von all der Wascherei der Schweiß auf
der Stirn und el sol im Nacken. Da es noch früh am Nachmittag ist und die Geschäfte
erst um siebzehn Uhr wieder öffnen, legen wir uns doch noch hin. Ich spüre die
Schmerzen in meinem Rücken. Aber da bin ich auch schon eingeschlafen.
     
     
     

    Unser
Ziel, Santiago de Compostela rückt näher
     
    Zwei Stunden später
weckt mich Chris. Wir gehen zur Bank, um Geld abzuheben. Doch der Automat gibt
mir kein Geld. Ich versuche es ein zweites Mal. Wieder nichts! Komisch, denke
ich. Es müssten doch noch an die fünfhundert Euro auf dem Konto sein. Ein
drittes Mal schiebe ich die Karte nicht mehr in den Automaten, aus Angst, dass
dieser sie nicht wieder ausspuckt. Wir kaufen noch Nudeln, Bananen und Kekse
ein. Dann gehen wir zur Herberge zurück. Christine setzt sich sofort an den
Computer, den wir kostenlos nutzen können. Sie schickt Ulrike, die nachmittags
auch am Computer sitzt, eine E-mail. Die Antwort ist niederschmetternd. Das Amt
hat zwei Tage später, nachdem ihr weg ward, einen Brief geschickt. Darin steht,
dass die Unterhaltszahlung mit Beginn des Pilgerns eingestellt wird.
    Peng!
Ich bin wie vor dem Kopf geschlagen! Irgendwie will ich nicht wahr haben, was
da steht. Meine Gedanken fahren Karussell! Mir

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