Cafe con Leche
lieber. Dafür lächel ich
sie an und sage unendlich viele Male muchas gracias.
Wir
folgen ihr zu einem Zimmer am Treppenaufsatz. Auf der Tür steht El puesto de
socorro. Was immer das auch heißen mag, ich bin überglücklich, dass wir bleiben
können. Als sie die Tür öffnet, lachen uns vier Betten an. Zwei sind schon
belegt, die anderen zwei warten auf uns. Die Señora mit der barschen Stimme und
dem doch so weichen Herzen verabschiedet sich und geht zurück in die
Eingangshalle. Ich bedanke mich nochmals bei ihr. Dann schließen wir die Tür.
Wir haben es geschafft!
„Chris,
hättest du das gedacht!? Wir haben ein Nachtlager! Und das für sechs Euro!”,
jubel ich.
War
ich doch eben noch der Verzweiflung nahe, so bin ich jetzt im Freudentaumel.
Wir haben das große Los gezogen! Hier ist es fast wie in einem Hotel. Das
Zimmer hat ein eigenes Bad mit Badewanne, Dusche, Waschbecken und WC. Und das
Wasser ist sogar richtig heiß! Mein Gott, was für ein Luxus, nach all den
manchmal so spartanischen Herbergen! Chris hält den spanischen Sprachführer in
der Hand.
„Weißt
Du, was el puesto de socorro heißt? ,” fragt sie mich.
Ich
weiß es nicht.
„Das
heißt übersetzt Sanitätsraum. Wir liegen in einem Krankenzimmer. Mama, wir
haben so ein Glück! Stell dir vor, zwei andere Pilger vor uns...! Wir hätten
hier kein Bett mehr bekommen!”
In
Gedanken zwinkere ich Gott ein Auge zu. Vielen Dank! Frohen Mut, Gott ist gut...!
Ein
Einmalbettlaken und Kopfkissenbezug liegen bereit. Mein Bett ist ruck zuck
fertig.
„Ich
kann nicht mehr! Das war ein anstrengendes Auf und Ab bis hierher. Ich muss
schlafen. Duschen kann ich nachher. Einfach nur liegen”, sage ich zu Chris.
„Ich
wasche noch schnell unsere Wäsche, dann lege ich mich auch hin”, erwidert sie.
„Ja,
mach das”, schaffe ich noch zu sagen. Dann bin ich schon eingeschlafen. Ich
höre nicht mehr, wie sie ins Bad geht.
Um
halb acht Uhr abends werde ich wach. Chris schläft noch. Ich mache ein Foto von
ihr, ziehe mich an und marschiere zur Información tourística.
Gott
sei Dank! In Palas del Rei gibt es zwei Betten für uns
Dort erhalte ich eine
Landkarte von Galicien, worauf auch der Camino verzeichnet ist. Dann geht es in
den Supermarkt. Ich muss unbedingt eine Haarspülung kaufen. Nach der Haarwäsche
komme ich kaum noch mit der Bürste durchs Haar. Das ist ein Geziepe und tut
weh. Hygieneartikel sind hier teurer als bei uns. Für ein kleines Fläschchen
bezahle ich vier Euro. Aber was muss, das muss! Noch eine kleine Flasche
Ketchup für die Nudeln heute Abend, dann bin ich auch schon wieder in der
Herberge. Als ich das Zimmer betrete, ist Chris schon wach. Wir gehen in die
Küche und kochen uns die Nudeln. Gut, dass wir beide gerne Nudeln essen! Nach
dem Abendessen und dem Abwasch beschließen wir, uns wieder hinzulegen. Obwohl
wir bestimmt gute zwei Stunden geschlafen haben, fühlen wir uns doch noch recht
groggy. In unserem Zimmer treffen wir zwei Männer an, die auch dort schlafen.
Aha,
noch mehr Invaliden !, geht es mir durch den Kopf.
Schlafen wir doch nun alle in einem Krankenzimmer! Auf den zweiten Blick sehen
die vermeintlichen Invaliden aber sehr fit und gesund aus. Keine Schmerzen,
keine Blasen! Die beiden heißen Wim und Caine. Wim ist Holländer. Caine ist
Japaner, der aber in England wohnt. Wir haben ihn heute des Öfteren unterwegs
getroffen. Aufgefallen ist er uns, weil er in langer Hose und langärmeligem
Pullover bei dieser Hitze des Weges ging. Nicht die Handschuhe zu vergessen!
Die hatte er auch noch an. Entweder wurden wir von ihm oder er von uns
überholt. Jetzt schlafen wir mit ihm auf einem Zimmer. Die Welt ist doch klein!
Nach der Begrüßung kommen wir ins Gespräch. Wie aus heiterem Himmel sagt Wim zu
mir: „Du brauchst einen Mann!”
„Ich
brauch einen Mann?”, wiederhole ich erstaunt.
„Ja!
Als ich vorhin im Zimmer war, da hast du so laut geschnarcht. Du brauchst
jemanden, der dich anstößt, wenn du schnarchst!”
Wir
lachen. Wim bereitet sich wohl schon mental auf eine schlaflose Nacht vor.
„Agathe,
ich nehme mir eine Flasche Wasser mit ins Bett. (Wim schläft über mir.) Und
wenn du wieder so laut zu schnarchen beginnst, lasse ich sie dir auf den Kopf
fallen.”
„Tu
das! Aber dann gehe ich erst zu Bett, wenn du schon schläfst”, sage ich lachend
zu Wim.
Caine
ist im Bad zugange und kommt in Hemdchen und langer Unterhose zurück. Wie ich
ihn so da stehen sehe, fange ich an
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