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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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neu. Meine Kopfschmerzen haben nachgelassen.
Dann kann ja nichts mehr schief gehen! Chris verabschiedet sich, ich rufe den
beiden noch ein buen camino zu und dann gehen wir den gelben Pfeilen nach.
    So
wie wir über eine Brücke nach Portomarín herein gekommen sind, so gehen wir
auch wieder über eine hohe, lange Hängebrücke hinaus. Der Brückensteg schaukelt
und ich habe das Gefühl, in einer tiefen Schlucht zu sein. Unter uns fließt der
Torres, rings um uns tun sich steile Hänge auf. Unser Echo ist zu hören.
Nebelschwaden jagen in Fetzen um uns herum. Das Wetter ist ungemütlich. Nichts
mit schönem Sonnenaufgang! Vielleicht liegt es daran, dass wir in Galicien sind
und uns dem Atlantik nähern. Wer weiß?!
    Heute
habe ich ausnahmsweise Mal einen Blick auf unsere Höhenkarte geworfen. Es geht
fünfzehn Kilometer stetig bergauf. Von vierhundert auf fast achthundert Meter.
Aber dadurch lasse ich mich heute nicht ins Bockshorn jagen! Mag kommen, was
will. Ich bin gewappnet! Auf zu neuen Taten!
    Wir
kommen in einen Wald und die Bäume dort sehen wie Eukalyptusbäume aus. Dünne
lange Stämme, an die zwanzig Meter hoch. Ich nehme ein Blatt vom Boden auf und
zerreibe es zwischen meinen Fingern.
    „Riech
mal, Chris! Wie Eukalyptus!”
    Christine
riecht und nickt.
    „Ich
wusste gar nicht, dass in Spanien Eukalyptusbäume wachsen. Ich dachte, die
wachsen in Australien oder Kalifornien. Da kannste mal sehen. Wieder was dazu gelernt!”
    Wir
gehen auf der Landstraße. Rechts und links liegen große Felder. Die Sonne hat
die Wolkendecke noch nicht durchbrochen. Mir ist trotz der Anstrengung immer
noch kühl. Für kurze Zeit verlassen wir die Straße, dann knattern die Autos
wieder an uns vorbei. Ich schaue nur noch nach unten, weil ich die steilen Anstiege
nicht mehr sehen möchte.
    Neun
Kilometer haben wir hinter uns. Kaffeepause! Kekse mit Bananen sind angesagt.
Wir finden eine Sitzgelegenheit. Ein Steintisch und zwei Steinbänke laden uns
zum Verweilen ein. Die Isomatten werden auf den Bänken ausgerollt. Alles andere
würde unweigerlich zu einer Blasenentzündung führen. Die Tasse heißen Kaffees
wärmt meine kalten Hände. Und während wir so sitzen, blinzelt uns el sol an.
Ach was tun die Sonnenstrahlen meiner Seele gut! Ein bisschen Sonne tanken,
dann geht es auch wieder weiter. Wir biegen in eine kleine, schmale Landstraße
ein. Hier herrscht nicht viel Verkehr. Die Ortschaften liegen eng beieinander
und bestehen teilweise nur aus ein paar Häusern. Hinter Ventas de Narron geht
es runter nach Ligonde und danach erreichen wir Eirexe, bestehend aus drei
Höfen. Dort setzen wir uns im Schatten an den Straßenrand. Hier gibt es
Brombeersträucher in Hülle und Fülle. Leider sind die Beeren noch nicht reif.
Vor Burgos hatten wir das Glück, Kirschen pflücken zu können. Die waren saftig
und schmeckten süß. Hier ist leider nichts mit Mundraub! Aus der Stille heraus
vernehmen wir plötzlich ein Glockengeläut, das wir in den Pyrenäen so oft
gehört haben. Dann: „Mäh, mäh!”
    Eine
Schafsherde, angeführt von einem älteren Ehepaar, kommt des Weges. Wir machen
Anstalten, aufzustehen.
    Nein,
nein, wir können sitzen bleiben, wir stören nicht, ruft die Señora uns gestikulierend zu. So dauert es nicht lange und wir sitzen
inmitten einer Schafsherde. Frauchen und Herrchen rufen lockend, Christine
lockt auf Deutsch. Schafe bleiben stehen, blöken uns an. Wir könnten ja etwas
zu Fressen dabei haben. Sie sind zum Greifen nah. Chris fängt an, Schäfchen zu
zählen. Doch bei so viel Wolle kommt sie durcheinander. Wir lachen. Das Ehepaar
geht lockend rufend voran. Die Schafe stellen fest, dass wir nichts zu fressen
haben, und trotten gemeinsam hinter Mama und Papa her. Chris ist total
begeistert. Wir inmitten einer Schafsherde! Das gibt es auch nicht alle Tage.
    Es
geht weiter und im nächsten Ort wartet für mich das nächste Erlebnis. Ein Bauer
versucht, seine Kühe nach Hause zu treiben. Die Kühe wollen jedoch nicht so,
wie er will. Manche gehen nach rechts, andere nach links und die hinteren
bleiben stehen. Kühe sind einfach blöde Viecher. Nicht umsonst heißt es wohl:
du blöde Kuh!
    Das
Wesen der Kühe habe ich zu genüge in meiner Ehezeit auf dem Hof kennen gelernt.
Wenn wir unsere Kühe von einer auf die andere Weide treiben wollten, passierte
es oft, dass diese nicht durch das offene Gatter liefen. Nein! Was machten die
blöden Kühe? Sie sprangen daneben, über den Zaun oder blieben vor der offenen

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