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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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unweigerlich in Versuchung, Monroe, der furchtlos schnell an schwindelnder Höhe gewann, einholen zu wollen.
    „Ist doch egal, was die anderen von dir denken, solange du stolz sein kannst auf das, was du bist und tust.“ Die Worte zogen laut und leiser an ihm vorbei. Maxims Bauch kribbelte wunderbar, während er durch die Luft sauste.
    „Das sagt sich so leicht.“
    „Max, hör endlich auf damit.“
    Maxims Herz klopfte heftig. Es war das erste Mal, dass Monroe ihn so genannt hatte. Er sprach den Namen englisch aus, und es klang nett, fast liebevoll.
    „Womit soll ich aufhören?“
    „Dich zu fragen, wie es wäre, jemand anderes zu sein.“
    Maxim schluckte. Er fühlte sich durchschaut und seltsam getroffen. Es war ihm nie bewusst gewesen, doch Monroe hatte ihm die Wahrheit wie einen Spiegel vorgehalten.
    „Ich mag mich eben nicht besonders“, gestand er so leise, dass er eigentlich dachte, Monroe hätte es nicht gehört.
    Doch Monroe bremste so abrupt ab, dass der Sand unter der Schaukel nur so durch die Luft spritzte. Er starrte ihn an, die Augen funkelnd vor Wut. „Was bist du nur für ein Idiot“, sagte er tonlos.
    Langsam, vorsichtig, bremste Maxim mit den Füßen. Die Schaukel schwankte leicht hin und her. Er wagte nicht, Monroe anzusehen. „Danke. Da fühle ich mich gleich besser.“
    Monroe packte Maxims Schaukel und drehte ihn entschlossen zu sich. „Schau mich an“, forderte er ihn zornig auf. Nur zögerlich gehorchte Maxim.
    „Und jetzt hör mir zu. Ich habe noch nie jemanden wie dich gekannt. Du lebst dein Leben allein durch die Menschen um dich herum. Als wärst du gar nicht wirklich da.“
    Maxim schluckte. Er schaffte es kaum, Monroes intensivem Blick standzuhalten.
    „Ich weiß nicht, wer das getan hat, oder wie sie es geschafft haben, dir einzureden, dass du wertlos bist.“ Monroe hob langsam die Hand, als ob er vorhätte, Maxims Gesicht zu berühren, doch er ließ sie wieder sinken. „Verdammt noch mal. Max, wenn du sehen könntest ... wenn ich dir zeigen könnte ...“ Er brach ab und ließ abrupt Maxims Schaukel los, sich abwendend. Zornig kickte er in den Sand und atmete tief durch. Dann sah er Maxim wieder an. „Wie mache ich dir bloß klar, dass du wundervoll bist?“
    Maxim blieb der Mund offen stehen, während sein Herz wie wahnsinnig zu pochen begann. Hitze durchflutete ihn, seine Hände wurden ganz schwitzig. Er war vollkommen sprachlos. Mit allem hatte er gerechnet, aber niemals damit, so etwas zu hören. Ausgerechnet aus Monroes Mund.
    Ein langer Moment des Schweigens verstrich. Monroe wandte sich wieder ab und starrte in die herabsinkende Nacht.
    Maxims Herz blutete vor plötzlicher Sehnsucht. Die Worte summten in seinem Kopf, unwirklich und so unendlich tief berührend.
    „Vielleicht hast du das gerade getan“, meinte er schließlich heiser. Er konnte Monroe nicht ansehen. Er hatte Angst, der könnte in seinen Augen lesen, was er empfand.
     
    * * *
     
    Die neue Ausgabe der Art:Ist war Samstagmorgen eingetroffen und die vielen Maler, die das Kaffeehaus ihr zweites Zuhause nannten, rissen sich darum, der Reihe nach das prestigeträchtige Kunstmagazin in die Finger zu bekommen. Maxim hatte wie so oft den halben Nachmittag mit Rufus auf dem Dachfirst verdöst. Als er nun den ebenerdigen Gastraum betrat, wirkte nach der gleißenden Sonnenglut alles schattig und fade.
    Er holte sich hinter dem Tresen ein Glas Limonade und gesellte sich zu Fidelikus, der als einer der Letzten die Zeitschrift ergattert hatte. Mit am Tisch saß die Bildhauerin Marilla Wittnacht, eine große Frau mit breitem Gesicht und lautem Lachen. Andächtig blätterte Fidelikus die inzwischen abgegriffenen, knittrigen Hochglanzseiten um. Das Kätzchen lehnte in der offenen Haustür und beobachtete den feschen neuen Kellner, den Peppinos Pizzeria am anderen Ende der Sterntalergasse eingestellt hatte. Durch die schmale Türöffnung schwappten Hitze und der Geruch von heißem Asphalt in den Raum und machten es mühsam, zu atmen. Schweiß rann Maxim den Rücken hinunter. Marilla und er begannen halbherzig ein Gespräch über alles und nichts, verfielen jedoch bald wieder in träges Schweigen.
    Unvermittelt durchbrach ein leiser Laut des Erstaunens die zähe Stille am Tisch. Sie sahen beide zu Fidelikus hinüber, dessen wässrig graue Augen fasziniert das Magazin fixierten.
    „Was ist?“ Marilla erhob sich leicht und warf über den Tisch hinweg einen Blick auf die aufgeschlagene Doppelseite. Bevor der

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