Café Eden - Roman mit Rezepten
reichte Eden die Akte und bat sie, einen Termin mit Mr. March zu machen, damit er die Dokumente unterschreiben und sich sein Geld abholen könne.
GeschäftsmäÃig sagte Eden am Telefon: »Mr. March? Mr. Brock möchte am Donnerstag um zwei Uhr einen Termin mit Ihnen machen.« Sie kannte Walter Brocks Gewohnheiten. Morgens war er oft mürrisch, weil er sich mit seiner Frau gestritten hatte. Aber nach ein paar Stunden Arbeit, Flirten und ein oder zwei Martinis beim Mittagessen war seine schlechte Laune verflogen. Matt schrie am anderen Ende der Leitung glücklich auf, aber Eden lieà sich nichts anmerken. Als sie auflegte und sich umdrehte, stand Walter Brock immer noch vor seiner Glastür.
»Bringen Sie mir bitte einen Kaffee, Eden. Sie wissen ja, wie ich ihn mag. Genau wie meine Frauen. Heià und süÃ.«
»Ja, Walter.« Eden stand auf. Vor etwa sechs Wochen hatte Walter eine Affäre mit einer jungen Frau aus einer anderen Abteilung begonnen. Er lud Eden nicht mehr zum Lunch ein, und seine Anspielungen hatten sich auf gelegentliche Bemerkungen wie jetzt beim Kaffee reduziert.
Um an diesem Donnerstagnachmittag Matts Kredit zu feiern, hatte Eden ein Usambaraveilchen für ihren Schreibtisch gekauft. Sie zog ihre Schreibtischschublade auf und überprüfte ihr Make-up in dem Spiegel, den sie dort verwahrte: keinen Lippenstift an den Zähnen, die Haut leicht gebräunt und strahlend von den Wochenenden, an denen sie im offenen Jeep in Greenwater herumgefahren waren. Ihre Augen leuchteten, ihre kurzen Haare waren leicht toupiert. Sie trug eine elegante Seidenbluse, und der Duft von Chanel No. 5 stieg ihr in die Nase.
In der Zeit mit Matt hatte sie Seide schätzen gelernt: Seidenblusen, Seidenhöschen, seidene Wäsche ersetzten die Baumwollwäsche, die sie ihr ganzes Leben lang getragen hatte. Ein mit Spitze besetzter Strumpfgürtel hielt ihre Seidenstrümpfe. Ein Mieder trug sie nicht mehr, weil es Matt nicht gefiel. Er sagte, er wolle gerne sehen, wie ihr Hintern sich bewegte, wenn sie ging, und wenn er ihr aufs Hinterteil klatschte, wolle er Fleisch spüren und kein Miederhöschen. Sie dachte an den heutigen Abend, an ihr Essen bei Pierino und dann ⦠ein leiser Schauer überlief sie. Du bist in der Bank, schalt sie sich selber, schlug die Beine übereinander und schloss die Schreibtischschublade. Sie blickte auf die Wanduhr über den Aktenschränken. Zehn Minuten nach eins. Sie brachte Matts Akte in Brocks Büro und legte sie auf den Schreibtisch. Viertel nach eins.
Sie beschäftigte sich, tippte, überprüfte Rechnungen und Termine. Um Viertel vor zwei betrat Matt March die Bank. Eden blickte ihm entgegen; er war kein besonders groÃer Mann, aber er bewegte sich mit solcher Vitalität, dass in Edens Augen alle anderen Männer in seiner Gegenwart zu verblassen schienen. Während er über den Marmorboden schritt, blickten die Kassierer auf, die Sekretärinnen schauten ihm nach, und sogar die Bankmanager schienen auf ihn zu reagieren.
»Walter ist noch nicht da«, sagte Eden. »Du bist zu früh.«
»Ich bin nervös.« Er setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Schreibtisch.
»Das brauchst du nicht zu sein. Möchtest du hier warten oder in seinem Büro?«
»Wie machen es denn die anderen Leute?«
»Du bist nicht die anderen Leute.« Sie achtete sorgfältig darauf, ihren Gesichtsausdruck neutral zu halten. Jeder in der Bank sah sie am Schreibtisch sitzen. Man kommt sich vor wie in einem Aquarium, dachte sie.
Matt warf ihr einen nervösen Blick zu. Er räusperte sich. »Ich möchte dir danken, dass du mir bei den Formularen so sehr geholfen hast. Und du hast entscheidend dazu beigetragen, dass ich alles für möglich halte. Alles.«
Mrs. Abigail Franklin kam vorbei. Sie schenkte Eden ein süÃsaures Lächeln. »Du solltest besser in Walters Büro warten«, sagte Eden zu Matt. »Ich möchte nicht, dass jemand auf die Idee kommt, ich hätte irgendwas mit deinem Kredit zu tun.«
»Sie sollen nicht wissen, dass wir uns lieben?«, fragte Matt leise. »Warum denn nicht? Wen interessiert das schon?«
»Lass uns zuerst den Kredit unter Dach und Fach bringen. Dann ist alles andere egal.« Sie stand auf und öffnete die Glastür zu Mr. Brocks geräumigem Büro. »Hier entlang, Mr. March. Mr. Brock ist gleich bei Ihnen. Möchten Sie eine
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