Café Eden - Roman mit Rezepten
Ernestos Verderben sein.«
»So schlimm ist Kitty gar nicht, Mama. Sie tut Ernesto gut. Sieh ihn dir doch an. Er ist glücklich.«
»Und was ist mit der Todsünde? Mit der ewigen Verdammnis?«, sagte Stella. »Kitty hat einen schlechten Einfluss auf ihn. Sie infiziert Ernesto mit... mit...« Ihr fehlten die Worte.
»Mit Frivolität? Nun, ein bisschen Frivolität kann ihm nicht schaden. Es wird schon alles gut, du wirst sehen. Ein kleines Mittagsschläfchen ist nichts Schlimmes, Mama.«
Ernst verkündete Stella: »Ich werde für Ernesto beten. Mit Kitty kann Gott tun, was er will.«
Kitty lernte nie, Wein so zu lieben wie Ernesto, und er konvertierte auch nicht zu Gin. Da jedoch Ernesto der Ansicht war, dass Rauchen die Fähigkeit zerstörte, gutes Essen zu genieÃen, gab Kitty ihre Chesterfields auf, auch wenn sie vor Verlangen nach einer Zigarette beinahe umkam. Aber die Liebe besiegt alles. Selbst Chesterfields. In den Jahren, in denen sie auf Greenwater lebte, besserte sich Kittys Gesundheitszustand. Sie trank weniger Gin und las weniger Schundromane. Ihre ewige Unzufriedenheit wich, und ihre angeborene gute Laune kam wieder zum Vorschein. Selbst Annie, die immer bereit war, das Schlechteste von Kitty anzunehmen, musste zugeben, dass sie in Ernestos Gegenwart aufblühte. Liebe ist verräterisch.
Sie verbrachten jede freie Minute miteinander. Sie machten lange Spaziergänge. Kitty half Ernesto im Garten, eine Premiere für sie, da ihre einzige Bewegung in der frischen Luft bisher darin bestanden hatte, dass sie Wäsche aufhängte. Erstaunt stellte sie fest, dass es ihr gefiel. Als es wärmer wurde, brachten sie das kleine Ruderboot aus dem Bootshaus auf den See und ruderten, Kitty mit einem Sonnenschirm und Ernesto an den Rudern. Manchmal saÃen sie auch einfach nur am Steg, zogen sich die Schuhe aus und lieÃen die nackten FüÃe ins grüne Wasser baumeln, ihr Kopf an seine Schulter gelehnt.
Zu seinem vierundsechzigsten Geburtstag im Februar 1953 schenkte Kitty Ernesto ein schönes, in Leder gebundenes Notizbuch und einen verchromten Füller. Sie hatte ihr gesamtes Taschengeld gespart und sogar auf ihren Gin verzichtet, um ihm dieses Geschenk kaufen zu können.
»Damit du alle deine Rezepte aufschreiben kannst, Ernesto«, erklärte sie, als er das Buch aufschlug und die leeren Seiten sah. Sie waren allein im Gästehaus, Ernesto korrekt angezogen nach ihrem Mittagsschläfchen, Kitty in dem wallenden Negligé, das sie am liebsten trug. »Dann hast du sie immer vorliegen.«
»Aber ich habe sie doch sowieso immer.« Er tippte sich an den Kopf.
»Möchtest du sie denn nicht aufschreiben?«
»Nein.«
Sie wirkte so niedergeschlagen, dass er beruhigend murmelte, er kenne zu viele Rezepte, und es würde viel zu lange dauern.
»Du könntest sie ja mir erzählen, und ich schreibe alles auf. Genauso, wie du es mir sagst. Wort für Wort.«
»Ein solches Opfer könnte ich doch nie von dir verlangen.«
Kitty lachte und setzte sich auf den Boden neben ihm, den Kopf an sein Knie gelehnt. »Für dich würde ich jedes Opfer auf mich nehmen, Liebster. Ich bin doch deine Geliebte. Ich wollte dieses Wort immer schon zu jemandem sagen«, sagte Kitty. »Findest du nicht auch, dass es einfach prachtvoll klingt?«
Das Projekt nahm Jahre in Anspruch. Ein paar Tage in der Woche saÃen sie am Tisch in der Küche, und Kitty schrieb auf, was Ernesto ihr aus dem Kopf diktierte. In ihrer runden Kinderschrift notierte sie gewissenhaft Wort für Wort. Für sie war es eine Leistung in der GröÃenordnung der GroÃen Zeittafel oder genealogischer Listen, die die Lebenden mit den Toten verbanden.
Und in gewisser Weise spielte das kleine Buch auch eine ähnliche Rolle in Edens Leben. Als Eden es Jahre nach dem Tod der beiden fand, drückte sie es weinend ans Herz. Sie wusste, dass Kitty und Ernesto sich irgendwie zusammengetan hatten, um ihr die Anweisungen zu geben, wie sie ihr Leben neu beginnen könnte. Mit ihrem handschriftlichen Testament hatten sie Ernestos Können an Eden weitergegeben.
Paprika Ernesto
Ein beliebtes Wintergericht im Café Eden
Rote und gelbe Paprika auf einem Grill oder direkt auf der Herdplatte rösten, bis die Haut aufplatzt. Mehr rote als gelbe Paprika nehmen, weil sie die Farbe besser halten. In eine Tüte packen und eine Weile in einem Sieb oder
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