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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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übertreibst!«
    Â»Na, du weißt es ja mal wieder besser.« Schmollend blickte Kitty aus dem Fenster.
    Eine Zeit lang fuhren sie schweigend weiter. »Bitte, Ma, wisch das Dach ab. Es regnet herein.« Eden holte tief Luft. Sie hatte seit Wochen geübt, um die richtigen Worte zu finden. »Wir müssen über ein paar Regeln im Haus sprechen.«
    Â»Wessen Haus?«
    Â»Meins. Unseres. Matts und meins.« Und das unseres Babys, dachte sie mit einem kleinen innerlichen Freudenhüpfer. Das Kind, das sie trug, erfüllte sie und Matt mit Hoffnung, Freude und Gewissheit. »Du hast deine eigenen Räume, Ma, ein Gästehaus mit deinem eigenen Fernseher, getrennt vom übrigen Haus. Alles ist sauber, schön und neu. Ich möchte, dass du gerne dort wohnst, aber es gibt Regeln. Und du musst sie einhalten. Zuerst einmal: Im Bett wird nicht geraucht.«
    Â»Ach, du liebe Güte! Nur weil du nicht rauchst, darf es niemand, was? Du klingst genau wie Gideon!«
    Â»Pa hat dir nie vorgeschrieben, dass du nicht im Bett rauchen sollst, aber wenn du es bei uns machst, nehme ich dir die Zigaretten weg.«
    Â»Spielverderber. Du erinnerst mich an Ruth. Schlimmer noch, an Afton. Würdest denn auch du mir die kleinste Freude im Leben nicht gönnen? Nach allem, was ich durchgemacht habe. Dein armer Pa ist doch erst vor einem Jahr von uns gegangen. Und 1919 ist Tootsie gestorben. Er starb am selben Tag wie Teddy Roosevelt, und außer mir hat das keinen gekümmert.«
    Â»Im Bett wird nicht geraucht. Keine Aschenbecher im Schlafzimmer. Keine übervollen Aschenbecher. Und vor allem«, fügte Eden vorsichtig hinzu, »erwarte ich von dir, dass du dich mit Matts Familie, mit seiner Mutter und seinem Onkel, verträgst. Sie leben auch dort, und ich möchte, dass du sie mit Respekt behandelst. Du weißt genau, was ich meine, oder?«
    Â»Nein, ganz sicher nicht.«
    Â»Du weißt, dass Matts Onkel vor langer Zeit einmal Ernest March war.«
    Â»O ja! Ach, Eden, warum hast du mir das nicht vorher gesagt! Ich habe ja kaum meinen Augen getraut, als ich ihn kennengelernt habe. Natürlich hat er sich verändert, aber seit ich ihm damals im Pilgrim’s begegnet bin, habe ich all die Jahre gedacht, dass wir uns bestimmt wiedersehen werden. O Eden, ich weiß, warum der allwissende Gott dich dazu geführt hat, Matt zu heiraten. Auf diese Weise erfüllt sich endlich die Liebe zwischen Ernest March und mir.«
    Â»Das ist nicht der Grund, warum ich Matt geheiratet habe. Ich verbiete dir, Ernesto zu belästigen.«
    Â»Ich liebe ihn!«
    Â»O Gott, Ma! Bitte wisch das Dach ab, ja?«
    Gehorsam fuhr Kitty mit dem Lappen über das Verdeck. »Das hat nichts mit dem Gedenken an deinen lieben Pa zu tun, Eden, obwohl Gideon manchmal eine harte Prüfung für eine Frau sein konnte. Ich weiß, dass du deinen Pa für einen Heiligen und einen wundervollen Mann gehalten hast - und das war er natürlich auch. Aber manchmal wäre es mir lieber gewesen, er wäre ein ganz gewöhnlicher Mann gewesen. All diese verdammten Zeittafeln, die Tinte, das Lineal und was er sonst noch alles brauchte! Und als er das endlich hinter sich gelassen hatte, da hat er sich nur noch um seine Vorfahren und die Genealogie gekümmert, damit er die Toten taufen konnte! Mir tun die Toten leid. Lass sie doch in Frieden, habe ich immer zu Gideon gesagt, aber für die Mormonen ist Frieden ja ein Fremdwort. Dauernd diese Gebete und der ganze Mist. Pa hat auch ständig gebetet.«
    Â»Wir sprechen nicht von Pa. Wir reden von Ernesto. Du darfst nicht...«
    Â» Ernesto... «, trällerte Kitty.
    Offensichtlich musste Eden anders vorgehen. »Ernesto lebt ein einfaches Leben, und du sollst ihm nicht nachstellen oder...«
    Â»Das habe ich noch nie getan!«
    Â»Er ist nur ein dicker, alter Mann.«
    Â»Oh, wie grausam du bist, Eden.« Kitty seufzte. »Die Zeit hat Ernest March schwer zugesetzt.«
    Â»Ja, ungefähr dreihundert Pfund Lebendgewicht.«
    Â»Ich hingegen bin nur reifer geworden. Ich habe mein gutes Aussehen nie verloren.«
    Eden hielt ihren Blick starr auf die Straße gerichtet. Kittys gefärbte Haare leuchteten Hennarot, und ihr weites Hauskleid spannte über ihrem dicken Bauch. Sie hatte ein neues Gebiss, und auf ihren runden Wangen saßen Rougeflecken. Unter ihren Augen hingen Tränensäcke, und tiefe Falten rahmten ihren Mund und ihr

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