Café Eden - Roman mit Rezepten
dass man das Böse abwehren müsse. Eden lachte über ihren strengen Gesichtsausdruck, aber als sie sich umdrehte, sah sie gerade noch, wie Lois Matt auf die Wange küsste und einen leuchtend roten Lippenstiftabdruck dort hinterlieÃ.
Später holten die Sons of the Sagebrush ihre Instrumente und machten Musik, aber die wirkliche Attraktion war Ginny Doyle, die im Pool auf dem Surfbrett stand und Lassotricks vorführte. Matt hatte Liza auf dem Arm, und Stellina saà auf Les Doyles Schultern. Alle applaudierten hingerissen, und Eden dachte, wie sehr sie doch vom Glück begünstigt war. Ihre Ehe, ihre Kinder. Freunde. Ein Platz zum Leben und Arbeit, die erfolgreich war. Ich will diesen Moment bewahren, gelobte sie sich im Stillen, und auch wenn andere Zeiten kommen, werde ich immer daran denken.
Marinda berührte sie am Ellbogen. »Der Kuchen ist da.«
»Was für ein Kuchen?«
»Das habe ich auch gefragt. Wir haben keinen Kuchen bestellt, aber am Haus sind zwei Männer, die ihn gebracht haben. Er ist riesig. Sie wollen ihr Geld haben. Vielleicht weià ja Matt Bescheid.«
»Ach, wir wollen ihn jetzt nicht stören.« Eden legte Marinda den Arm um die Schultern. »Komm, wir schauen mal nach.«
In der Küche warteten zwei junge Schwarze, die Gesichter feucht von SchweiÃ. Sie trugen weiÃe Uniformen mit dem Logo einer Bäckerei in Beverly Hills. Die Kuchenschachtel war ungefähr einen Meter fünfzig lang, und als Eden sie öffnen wollte, hielt einer der Männer sie zurück und präsentierte ihr einen Lieferschein.
»Wir wären schon früher hier gewesen, aber wir haben es nicht gefunden. Wir waren stundenlang unterwegs. Mir kam es vor wie Tage. Wir dürfen keine Schecks nehmen, Maâam, nur Bargeld. Der Kuchen wurde telefonisch bestellt, und deshalb muss er bar bezahlt werden.«
»Das muss wohl ein Irrtum sein«, erwiderte Eden, aber der Schwarze zeigte ihr den Namen auf der Bestellung: Matt March, Greenwater .
Eden nahm den Deckel von der Schachtel. Der Kuchen war die naturgetreue Nachbildung einer alten Lokomotive, die einen Zug hinter sich herzog. Jedes Detail war wunderbar ausgearbeitet bis hin zum Rauch aus geschwärztem Baiser, der aus dem Schornstein aufstieg.
»Heute schreiben wir Geschichte!«, rief Matt. Er stand neben dem Kuchen, der von vier Männern in den Innenhof getragen worden war. Er küsste Eden auf die Wange und hob das silberne Kuchenmesser. Alle jubelten. »Was habe ich dir gesagt?«, flüsterte Matt Eden mit vor Erregung heiserer Stimme zu. »Heute Abend schreiben wir Geschichte!«
Eden verzog keine Miene, als ihr Mann fortfuhr: »Es wird ein Eisenbahndepot in Lariat geben, hundertmal besser als das in High Noon . Ich verhandle gerade mit der Santa Fe wegen des Marisol Depots, und wenn alles klappt, lasse ich es abbauen und hier wieder aufbauen.« Strahlend vor Glück wandte er sich an Eden. »Das ist eine Ãberraschung, was, Schatz? Herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag.«
»Ja, das ist tatsächlich eine Ãberraschung«, erwiderte Eden.
»Es ist vielleicht ein bisschen zu früh, schlieÃlich ist unser Hochzeitstag ja erst nächsten Monat, aber was sollâs. Hey«, rief er den Sons of the Sagebrush zu, »wie wäre es denn mit einem kleinen Hochzeitstagswalzer für sieben Jahre Ehe, zwei Kinder, einen TV-Western und jetzt...« Er zeigte mit dem Messer auf den Eisenbahnkuchen, »...auch noch ein Neuanfang! Mit diesem Zug wird Lariat in die Geschichte eingehen!«
»Wie der Zug in Disneyland«, piepste Liza.
Ihr Vater strahlte sie an und nahm sie auf den Arm. »Ja, nur besser. Das hier wird eine richtige Eisenbahn sein. Und bald haben wir auch Büffelherden und wilde Mustangs. Die Leute werden nach Lariat kommen, um den Wilden Westen zu erleben, und die Eisenbahn wird die Stadt mit der Welt verbinden!« Er drückte Liza das Messer in die kleine Hand und sie schnitt ein Stück Kuchen ab. Mit dem Finger fuhr sie in den Rauch, der aus dem Schornstein quoll, und als sie ihn ableckte, wurden ihre Lippen schwarz.
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Als in den frühen Morgenstunden endlich alle weg waren, gingen Matt und Eden die Treppe hinauf. Er lieà seine Hand an ihrem Oberschenkel hinaufgleiten, aber dieses Mal war Eden nicht in Stimmung. Sie blieb stehen und lehnte sich ans Geländer. »Wie konntest du diese Pläne machen und mir nichts davon
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