Café Eden - Roman mit Rezepten
der Sonne waren.
Am nächsten Tag verkaufte Ginny den Dodge. Sie behielt genug Geld für den Bus, ein wenig Verpflegung und Zigaretten und gab den Rest ihrer Mutter. »Ich lasse dich nachkommen«, versprach sie ihr. »Du musst nicht hierbleiben. Wir werden ein eigenes Haus haben.«
Sie fuhr mit dem Bus nach Stockton, California, und suchte nach den Rodeoreitern. Fast hätte sie sich ihnen angeschlossen, aber sie besaà kein eigenes Pferd. In einer Bar lernte sie einen Cowboy namens Les Doyle kennen. Sie sagte ihm ihren Namen nicht und bezahlte auch ihr Bier selber. Aber er bot ihr eine Lucky Strike an.
Les Doyle besuchte in Stockton einen alten Kumpel aus der Army. Ursprünglich stammte er aus Texas, hatte aber eine Pferdeherde für Howard Hawksâ Red River überführt und seitdem für fast alle gut aussehenden Westernschauspieler als Double gearbeitet.
Les selber sah nicht so besonders gut aus. Er hatte aschblonde Haare und ein faltiges, sonnengegerbtes Gesicht. Aber Ginny gefielen seine blauen Augen und seine sauberen Hände. »Ich bin Ginny Brothers«, sagte sie.
Les Doyle starrte sie an. »Es hat geheiÃen, Sie könnten nie wieder laufen.«
Ginny zuckte mit den Schultern. »Es wird viel geredet. Ich habe zwar kein eigenes Pferd mehr, aber Sie werden sehen, ich werde wieder reiten. Ich möchte wieder zum Rodeo.«
Les erklärte ihr, dass Rodeo etwas für Versager sei, und wenn sie schon vom Pferd fallen müsse, dann doch lieber in einem Film oder fürs Fernsehen.
Nachdenklich hörte Ginny ihm zu. Les bot ihr an, sie nach Los Angeles mitzunehmen, wo sie sich am nächsten Tag bei der Filmproduktion vorstellen könne. Und er versprach ihr, ihr ein Pferd zu besorgen. Ein gutes Pferd, das sie Cody nennen könne.
Ginnys Interesse war geweckt. Sie dankte Les Doyle und erklärte, sie nähme sein Angebot, sie mit nach Los Angeles zu nehmen und ihr ein Pferd zu kaufen, an, aber sie würde schlafen, mit wem sie wollte. Er erwiderte, das könne er gut verstehen. Sie nannte ihn nicht Bucko.
Niemals.
2
I n der Küche der Marchs liefen die Vorbereitungen für das traditionelle Saisonfest auf Hochtouren. Es wurden ungefähr hundert Gäste erwartet.
Die Marchs hatten ganze Schränke voll mit Erdnussbutter. Auf den Gläsern war Rex Hogan abgebildet, gut aussehend, sauber rasiert, mit strahlendem Lächeln in seiner Rolle als Lariat Lawman . Manchmal war auch noch Spud Babbitt im Hintergrund zu sehen. Sein Konterfei zierte auch Lunchdosen, Handtücher, Nachttischlampen und alle möglichen Kleidungsstücke, und wie der Steuerberater den Marchs erklärte, gab es ein Wort dafür: Merchandising . Ein Wort, das Millionen wert war.
Und Eden, die in bitterer Armut aufgewachsen war, fand den Geldregen faszinierend. Sie investierten in Greenwater, renovierten Gebäude und bauten neue Kulissen. Weihnachten 1958 bekam Liza ihr erstes Pferd, Dasher, eine hübsche kleine Stute. Matt kaufte sich ebenfalls ein eigenes Pferd, Dancer. Sie pflasterten den Weg, der vom Haupttor zur Hacienda führte, und legten einen Pool an, zwar nicht an der Stelle, die Ernesto dafür vorgesehen hatte, aber so nahe am Haus, dass Matt und Eden bis weit in den Abend schwimmen gehen konnten.
Sie stellten Personal ein, sodass Marinda Reynolds, die sich mit Stella angefreundet hatte, sich nur noch um die Küche kümmern musste.
Marindas berühmte ¡Olé!-Mole war die Hauptattraktion des heutigen Festes: Sie schmeckte nach Chili, Schokolade und Erdnüssen. Marinda briet die Hühnchen langsam in ¡Olé!-Mole und hatte immer noch eine Extraportion für den Reis bereitstehen. Es würde ganze Berge von lockerem, weiÃem Reis geben, und Kessel voll mit Ginnys Cowgirlchili, das sie schon vor zwei Tagen in der Küche der Marchs vorbereitet hatte. Zu diesen Greenwater-Spezialitäten lieferte Oasis Schinken, Roastbeef und Lammkeule nach Annies geheimem Spezialrezept, eine Lammkeule, als ob sie einen Seidenschal aus Minze, Zitrone und Knoblauch trüge.
Als Eden ins Haus kam, wimmelte es dort bereits von Oasis-Angestellten, die Platten voller Vorspeisen anrichteten und auf der Terrasse und im Garten Tische und Stühle aufstellten.
»Und?«, fragte Eden. »Ist alles bereit?«
Marinda scheuchte Eden vom Herd weg. »Du stehst im Weg. Nimm dir etwas zu essen und geh nach drauÃen. Hier.« Sie reichte Eden einen Teller mit
Weitere Kostenlose Bücher