Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
Vom Netzwerk:
schrieb auf den Beleg, blickte jedoch noch einmal auf. »Und wie heißen Sie?«
    Â»Was?«
    Â»Ihre Name, liebe Dame. Wie ist Ihr Name?«, fragte er mit schwerem Akzent.
    Â»Kitty.«
    Er schrieb Für Chitty, mit allen gottes Wünschen. »Bis zum nächsten Mal, wenn ich komme in ihre wunderbar Stadt, arrivederci .«
    Sie blickte ihm durch das Fenster nach und wäre ihm beinahe hinterhergelaufen. Die Tränen strömten ihr übers Gesicht. Ernest March hatte leibhaftig mit ihr gesprochen, und sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie ihn liebte. Sie hatte ihm nicht erzählt, dass sie ihren Sohn nach ihm benannt hatte, damit sie ihr ganzes Leben lang die Freude hatte, immer wieder sagen zu können: Ernest, Ernest, Ernest, ich liebe dich.
    Feigen Napoleon mit Thymianblättchen
    Pilgrim Restaurant, St. Elmo, California
(während der Prohibition ohne Alkohol)
und Café Eden, Skagit County, Washington
    Verwenden Sie kleine, frische schwarze Feigen, ungefähr zwölf Stück. Waschen, aber nicht schälen, nur etwa zu zwei Dritteln einschneiden. In einer flachen Pfanne vier Esslöffel ungesalzene Butter schmelzen, dazu etwa ½ Tasse Honig geben. Masse zum Kochen bringen, dabei gut rühren. Hitze reduzieren, die Feigen hineinsetzen und so lange rühren, bis sie glänzen und sich ganz öffnen. Zwei Esslöffel guten Brandy, Amaretto oder Cointreau hinzugeben. Die Pfanne vom Herd nehmen und abdecken. Am besten ist es, die Feigen sofort zu servieren. Sollten sie kalt geworden sein, vorsichtig erwärmen. Auf einen Teller eine Kugel selbst gemachte oder sehr gute Vanille-Eiscreme geben, Feigen und Honig darum herum anrichten. Außen herum winzige Thymianblättchen streuen.
    Â 
    Köstlich. Einfach. Lecker.
MOMENTAUFNAHME
Shanghai, 1893
    Seine Mutter weckte ihn noch vor dem Morgengrauen. Sie mahnte ihn, leise zu sein. Das Mondlicht erhellte den Raum, in dem Jung und Alt schnarchte und im Schlaf die schwitzenden Gliedmaßen zuckten. Als sein Großvater sich umdrehte, grunzte und schließlich furzend weiterschlief, hielten sie beide den Atem an.
    Draußen zog ihn seine Mutter an der Hand durch feuchte Straßen und schmale Gassen voller Abfall und Exkremente. Dürre Hunde drängten sich an sie, aber seine Mutter verscheuchte sie. Es war heiß und feucht und roch nach Verwesung und Rauch von den Kohlebecken, die über ihren Köpfen hingen.
    Doch selbst um diese frühe Stunde erwachte das werktätige Schanghai bereits. Kulis in zerschlissenen Baumwollhosen beugten sich unter der Last der Bambusstäbe, an denen sie Wassereimer transportierten. Verkäufer von Bohnenkuchen und Gemüse begannen, ihre Waren anzupreisen, und Bettler humpelten durch die Straßen. Ausgemergelte Rikschafahrer brachten ihre Fahrgäste, korpulente weiße Männer, die das Nachtleben genossen hatten, wieder in die Sicherheit der britischen Siedlung.
    Beeil dich, drängte seine Mutter ihn und packte ihn am Arm. Beeil dich. Sie war eine winzige Frau, und er war ein kleiner Junge. Acht Jahre alt, klein für sein Alter. Unterernährt.
    Sie gingen nach Süden, und sie hielt ihn fest an der Hand, als sie schließlich in die Rue du Consulat gelangten. Sie huschten in einen schmalen Durchgang zwischen hohen Mauern, auf denen Glasscherben lagen. Beeil dich, sagte sie noch einmal.
    Schließlich kamen sie an ein Tor, das angelehnt war, und sie quetschte sich hindurch. Er folgte ihr. Geräuschlos liefen sie durch einen riesigen Garten voller hoher Bäume und üppiger, duftender Blumen. Fasziniert blieb der Junge vor einem vierstöckigen Palast stehen, in dessen Fenstern sich schimmernd das Morgenrot spiegelte. Seine Mutter führte ihn über einige Stufen zu einer Tür.
    Eine untersetzte Chinesin öffnete ihnen. Sie trug ein schwarzes, westliches Kleid mit hohem weißem Kragen und eng geschnürtem Korsett. Es war seltsam, so dicke Chinesen in diesen Kleidern zu sehen. Auf den ehemals schwarzen, jetzt grau gesträhnten Haaren saß ein weißes Häubchen. An einer Goldkette, die sich über ihren Busen spannte, hing eine winzige Uhr in einem Täschchen. Sie nahm sie heraus, klappte sie auf und ließ sie wieder zuschnappen, nachdem sie einen Blick darauf geworfen hatte. Ihr kommt spät, sagte sie.
    Bitte demütigst um Verzeihung, Tante, sagte seine Mutter.
    Sie folgten ihr in einen riesigen Raum, in dem Töpfe und Pfannen klapperten

Weitere Kostenlose Bücher