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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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Richtung gab, fühlte Eden sich in jenen Monaten seltsam unbestimmt, so als sähe sie ihr eigenes Dasein aus einer Distanz. Alle um sie herum redeten von der G. I. Bill, vom Wiedereingliederungsgesetz für Soldaten durch das man aufs College gehen konnte, Jobs und alle möglichen Chancen bekam. Kalifornien war der Ort, an dem man es zu etwas bringen konnte!
    Eden lauschte dem Gerede bei den zahlreichen Essenseinladungen in ihrer Verwandtschaft und schwieg. Eines Sonntags, im Haus ihrer Cousine Bessie, versuchte ein Kandidat sie damit zu beeindrucken, dass er von seinem Dodge schwärmte und damit prahlte, wie viele Japaner er umgebracht hatte. Eden blickte schweigend auf ihren Teller. Bessies Schwiegervater, der am anderen Ende des Tisches saß, murrte laut über Frauen im Allgemeinen und über das Frauenhilfskorps im Besonderen. Alle Frauen bei der Armee seien Huren von Babylon, die Uniformen trügen, um Männer biblisch zu erkennen. Seine Verwandten versuchten, ihn zum Schweigen zu bringen, aber der alte Mann wurde immer lauter und heftiger.
    Eden spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie hasste diese engstirnigen Mormonen. Sie hasste St. Elmo. Sie hasste es, dass sie nichts von dem Mann gehört hatte, den sie geliebt und biblisch erkannt hatte. Sie hatte Logan geliebt, und er hatte sie geliebt; ihre Liebe war genauso heilig wie das, was diese Leute dafür hielten.
    Eden wandte sich an den Dodge liebenden Japanerhasser neben ihr und sagte: »Sie sind also ein Held, und ich bin eine Hure? Wie ist das denn gekommen?« Dann legte sie ihre Serviette auf den Tisch, entschuldigte sich bei Bessie und ging.
    Sie ging zu Fuß bis zum Dream Theatre, kaufte sich ein Ticket und setzte sich auf den Balkon. Der Film war ihr egal, aber es beruhigte sie, die abgestandene, vertraute Luft, die nach Rauch und Schweiß, Illusion und Erfüllung roch, einzuatmen. Sie würde tapfer weiterwarten.
    Aftons Sommer einzumachen war ein Prozess, der nicht mehr aufgehalten werden konnte, wenn er erst einmal eingesetzt hatte, aber er war in keiner Hinsicht geistlos. Er erforderte Konzentration, Planung und Hingabe. Hatte man erst einmal angefangen, gab es kein Entrinnen mehr.
    An einem Sommermorgen arbeiteten Afton und Eden Hand in Hand. Dunkle Schweißflecke bildeten sich unter ihren Achseln, und der Schweiß stand ihnen auf der Stirn. Dampf wirbelte in Schwaden durch die Küche, obwohl alle Fenster offen standen. Zwei Kessel mit kochendem Wasser blubberten auf dem Herd: einer zum Auskochen der Gläser, bevor sie gefüllt wurden, ein zweiter zum luftdichten Verschließen. Auf der Wachstuchdecke auf dem Tisch lagen abgezogene Tomaten und Knoblauch, Pfefferkörner, getrocknete Chilis und Rosmarin.
    Â»Du achtest am besten gar nicht auf den alten Narren bei Bessie«, sagte Afton, legte die heißen Deckel auf die Gläser und streifte das Gummiband darüber.
    Â»Hast du davon gehört?« Eden füllte die heißen Gläser, in denen sich bereits Knoblauchzehen, Chili und Pfefferkörner befanden, mit warmen, enthäuteten Tomaten.
    Â»Ich höre alles. Ich weiß alles. So bin ich eben. Ich kann nichts daran ändern.« Afton setzte den Deckel auf ein Einmachglas, stellte es ins kochende Wasser und wandte sich dem nächsten zu. »Manche Leute weigern sich zu glauben, dass wir jetzt in einer neuen Welt leben. In der Welt nach dem Krieg. Die Zeiten haben sich geändert, und wir müssen uns ihnen anpassen. Jedenfalls die, die noch am Leben sind und sich ändern können.« Sie stellte ein weiteres Glas ins kochende Wasser. Dann wischte sie sich schnaufend mit dem Unterarm über die Stirn. »Lucius hat diese Chance nicht. Und Junior? Junior Lance war tapfer genug, um in Italien zu kämpfen und alles zu befreien, was ihm begegnete, um die Nazis auszulöschen, aber nicht tapfer genug, um seinen Eltern zu sagen, dass er geheiratet hat. Ich habe drei Briefe von Junior bekommen, in denen nicht ein Wort von dem französischen Mädchen steht. Nicht ein einziges. Diese Ehe steht unter einem schlechten Vorzeichen.«
    Â»Er kommt ja bald nach Hause«, erwiderte Eden, der die Richtung, die dieses Gespräch zu nehmen drohte, nicht zusagte.
    Â»O ja, bald kommt er nach Hause«, sagte Afton grimmig. »Auch du bist tapfer, Eden. Du hast dich im Krieg bewährt wie nur wenige Frauen. Damals hast du Befehle befolgt. Warum kannst du jetzt nicht dem

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