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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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Satz wiederholen wollte. Als Chefsekretärin musste sie Walter Brock vor ermüdenden Details schützen, aber er traf natürlich die Entscheidungen. Sie tippte die Dokumente, nahm die Anrufe für ihn entgegen, organisierte seine Termine und erfand, wenn nötig, Ausreden für ihn. Manchmal kam sie sich vor wie ein Wachhund in hochhackigen Schuhen.
    Von ihrem Schreibtisch aus konnte sie das gesamte erste Stockwerk überblicken. Die Columbia First National Bank war ausgestattet wie ein Geldtempel, mit hohen Decken, Messingstangen, die die Angestellten von den Kunden trennten, Marmortheken mit Füllern und Tintenfässchen, die täglich neu gefüllt wurden. Hohe Fenster aus Buntglas zeigten Schiffe und Eisenbahnen und warfen farbige Flecken auf den Marmorfußboden. Alles strahlte Wohlstand und Gediegenheit aus, und Eden freute sich an den Mustern, die das Sonnenlicht malte.
    Sie war jetzt seit beinahe zwei Jahren hier. Der Job hatte Sicherheit und Aufstiegsmöglichkeiten versprochen, wobei Letzteres allerdings noch nicht eingetreten war. Vielleicht hatte sie es ja missverstanden. Aber sie war eine vorbildliche Sekretärin und hatte bereits eine Gehaltserhöhung bekommen. Sie verdiente jetzt zweihundertfünfundziebzig Dollars im Monat. Diese Ehre hatte ihr lächelnd der teiggesichtige Banddirektor, Mr. Webber, höchstpersönlich mitgeteilt, während Mr. Brock und die unglaublich dünne Miss Franklin danebenstanden. Die kleine Zeremonie fand in Mr. Webbers Büro im zweiten Stock statt, in dem es nach Zigarren und Möbelpolitur roch. Mit hochrotem Kopf lobte Mr. Webber Edens Intelligenz, ihren Fleiß und ihre Fähigkeit, grammatisch und orthografisch einwandfreie Briefe zu schreiben! Die meisten Sekretärinnen konnten nicht vernünftig schreiben, und Mr. Webber meinte, nur Miss Franklin könne es besser.
    Miss Franklins schmale Lippen verzogen sich zu der Andeutung eines Lächelns.
    Miss Abigail Franklin war wahrscheinlich die mächtigste Person in der Bank. Auf Mr. Webber war nach langen Mittagessen mit viel Alkohol kein Verlass mehr, und dann war eigentlich Miss Franklin die Direktorin. Mr. Webber verließ sich in jeder Beziehung auf sie, auf ihr Urteil, ihren Scharfsinn, ihre unerschütterliche Loyalität. Unter den jüngeren Angestellten war vor allem die letzte Eigenschaft Gegenstand heimlicher Heiterkeit, weil sie vermuteten, dass Miss Franklin, mit ihren grauen Haaren und ihren schmalen, zusammengekniffenen Lippen, jahrelang in unerfüllter Liebe zu Mr. Webber entbrannt war. Sie machte sein Leben besser, leichter und glücklicher. Sie suchte sogar seine Geburtstagsund Hochzeitstagsgeschenke aus. All das tat sie für dreihundert Dollars im Monat. Sie war eine weitere Winifred Merton, und dieses Schicksal wollte Eden auf keinen Fall erleiden.
    Weitere Gefahren lauerten bei der Bank, Schicksale, die Eden ebenfalls keineswegs erleiden wollte. Gerüchte, Anspielungen, sexuelle Andeutungen. Eine der größten Gefahren stellte Mr. Brock selber dar, der die Finger nicht von den jungen, hübschen Bankangestellten lassen konnte. Seine letzte Sekretärin hatte die Flucht ergriffen, bevor ihr Ruf völlig ruiniert war.
    Walter Brock war Mitte vierzig und besaß noch so viel Schwung wie 1930, als er kalifornischer Tennischampion gewesen war. Er spielte immer noch Tennis, aber sein Drang zu gewinnen erstreckte sich nur noch auf Frauen. Flirten schien für ihn eine sportliche Disziplin zu sein. Er betatschte Eden zwar nicht, machte aber ständig Andeutungen. Wenn er mit ihr essen ging, setzte er sich immer zu dicht neben sie.
    Â»Sie wissen gar nicht, wie bezaubernd Sie sind, nicht wahr?«, sagte er lächelnd, als sie bestellt hatten. »Das gefällt mir. Ein Mädchen, das nicht weiß, wie faszinierend es ist. Ich möchte Sie gerne besser kennenlernen.«
    Für wie blöd hältst du mich eigentlich, du eitler Fatzke, dachte Eden. Laut sagte sie: »Mr. Brock, bitte zwingen Sie mich nicht, Sie darauf hinzuweisen, dass Sie ein verheirateter Mann sind. Wir beide arbeiten zusammen, aber mehr kann zwischen uns leider nicht sein.«
    Â»Aber Sie möchten es gerne, oder? Sie waren doch beim Frauenhilfskorps. Sie sind bestimmt sehr abenteuerlustig.« Sein Knie drückte sich an ihres. »Nennen Sie mich doch zumindest beim Vornamen. Bitte, Eden, wenigstens das. Vergessen Sie das Büro, und nennen Sie mich

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