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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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Gott. Ringo ist für mich der beste Film aller Zeiten, hundertmal besser als Vom Winde verweht. Aber«, achselzuckend drehte er um und ging zu seinem Jeep zurück, »was kann man schon machen? Wenn es Wein wäre, würden die Leute sagen 1939 war eben ein guter Jahrgang. Aber eines Tages werde ich einen Western machen, der sogar noch besser ist als Ringo . Im Moment richte ich mich noch nach Signature Pictures, Monogram und den anderen von der Poverty Row. Aber es wird nicht so bleiben. Ich freue mich schon darauf. Warte nur ab, dann wirst du schon sehen.«
    Â»Das mache ich«, erwiderte sie.
    Â»Diese Stadt wird eines Tages legendär sein. In meinem Western wird es dieses ganze Einsamer-Wolf-Zeug nicht geben. Der einsame, edle Cowboy ist ein Mythos. Wie kann er ein wirklicher Held sein, wenn er sich um nichts und niemanden zu kümmern braucht? Deshalb hat High Noon so gut funktioniert. Zinnemann, der Regisseur, hatte beides, und deshalb war der Film so brillant. Der Sheriff war gegen Frank Miller auf sich selber gestellt, aber er war nicht allein. Erkennst du den Unterschied?«
    Â»So habe ich es eigentlich noch nie gesehen. Ich fand die Stadtbewohner in High Noon ziemlich feige, das musst du zugeben.«
    Matt hob die Hände. »Du musst die unterschiedlichen Elemente ausbalancieren, das Land, der Typ, der auf sich gestellt ist, die Gier, die Dummheit, die Leute, die in Frieden leben wollen und der Typ, der etwas zu beschützen hat, etwas, für das es sich zu leben lohnt. Der wahre Held kann nie furchtlos sein, aber er kann tapfer sein. Er muss seine Angst überwinden. Er hat zwar Kraft, muss aber auch etwas Fatalistisches haben. Verstehst du?«
    Eigentlich verstand sie ihn nicht, aber sie hörte ihm gern zu, wenn er über Western redete, über die, die er immer wieder gesehen hatte, die, die er selber drehen wollte, die, die gerade gedreht wurden, während sie durch die Straßen von Lariat schlenderten. Ab und zu rief Matt jemandem etwas zu, winkte den Beleuchtern oder den Männern auf dem Kran.
    Liebevoll blickte er sich noch einmal um, bevor sie in den Jeep stiegen. »Mein Vater hat die Stadt entworfen. Einige der Gebäude hier haben Ernesto und er mit ihren eigenen Händen aufgebaut. Sie waren alle gute Schreiner, mein Vater, mein Großvater, gläubige Katholiken, bescheidene Männer. Na ja, Ernesto war nie bescheiden. Mein Vater aber hatte Visionen, und ich möchte sein Werk fortsetzen. Das mexikanische Dorf ist noch nicht fertig, aber möchtest du das Fort sehen?«
    Sie fuhren auf der Straße, die um die Stadt herumführte, nach Osten, auf die Berge zu, vorbei an gewaltigen Felsbrocken, bis ein dreiseitiges Fort vor ihnen lag. Die drei Seiten waren nötig, damit man die als Indianer verkleideten Schauspieler filmen konnte, wenn sie mit ihren Pferden um das Fort herumgaloppierten. Etwas weiter weg lag das Innere des Forts, das so aussah, als sei es aus dem Ganzen herausgebrochen worden. Seltsam verloren lag es in der Morgensonne.
    Â»Wir können das Fort und das Indianerdorf dicht zusammen aufbauen, weil jeder, der das Fort braucht, wahrscheinlich auch das Indianerdorf braucht und wir uns keine Gedanken über Geräusche machen müssen.« Er lächelte Eden an. »Ich habe hier tolle Sommer gehabt. Mein eigenes Pferd und ein riesiges Gebiet, in dem ich reiten und Cowboy und Indianer spielen konnte.«
    Â»Was warst du?«
    Â»Beides. Ich hatte hier alle Freiheiten. Keine Freunde in der Nähe, nur ich und mein Pferd. Dancer. Die alten Herrschaften waren sowieso daran gewöhnt, ohne mich auszukommen, und solange ich zum Abendessen rechtzeitig zu Hause war, war es ihnen egal, was ich tat. Was konnte mir schon groß passieren?«
    Â»Hast du denn nicht hier gewohnt?«
    Â»Die meiste Zeit des Jahres war ich in der Schule. St. Ignatius in Santa Barbara.«
    Â»Wie alt warst du damals?«
    Â»Sechs.«
    Â»Sie haben dich ins Internat geschickt, als du sechs warst?«
    Â»Zuerst war ich auf der Agua-Verde-Grundschule und kam in der ersten Woche mit Kopfläusen nach Hause. Meine Mutter achtet sehr auf Äußerlichkeiten, und sie sagte zu meinem Vater und Ernesto, ihr Sohn ginge auf keinen Fall mehr mit einem Haufen Bauern zur Schule. Hier in der Gegend haben natürlich vor fünfundzwanzig Jahren keine Filmstars gewohnt! Nein, meine Mutter bestand darauf, dass ich eine richtige Schulbildung bekam. Ich

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