Café Luna: Verbotenes Glück
erschreckend nüchtern für die wenige Menge Alkohol, die in der Flasche noch übrig war. Matthis seufzte. Was sollte er antworten. Er war nicht der Typ, der log. Sich selbst machte er nichts vor, wie konnte er dann seinem besten Freund die Dinge, so wie sie lagen, schönreden?
„Ich habe es gewusst, du glaubst auch nicht daran“, Konstantin nickte ihm mit glasigen Augen traurig zu und versuchte mehr schlecht als recht ein Lächeln. „Wie kann das Richtige zu tun nur so ganz und gar verkehrt sein?“
Wieder schwieg Matthis und hob ratlos die Schultern. Als Konstantin ihm die ganze Sache das erste Mal geschildert hatte, war er bereits sprachlos gewesen. Er kannte seinen besten Freund gut genug, um zu wissen, dass er es mit Luisa so ernst meinte wie noch nie etwas in seinem Leben zuvor. Und nachdem Matthis Luisa kennengelernt hatte, wusste er auch wieso – sie war tatsächlich die perfekte Frau für Konstantin. Aber einen Ausweg aus dieser prekären Lage wusste er auch nicht.
Also tat er, was er als Einziges tun konnte: Er legte den Arm um Konstantin und nahm einen Schluck Wodka. Jeder Schluck, den er sich einverleibte, würde wenigstens nicht bei Konstantin landen.
„Übrigens: Ich habe was für dich.“ Konstantin fischte einen Umschlag aus seiner Tasche und hielt ihn Matthis hin. „Die Karte für das James-Blunt-Konzert. Erstens habe ich jetzt eh keine Lust und zweitens … na ja, du weißt ja, Luisa!“
Ja, Matthis wusste. Damals hatte Konstantin die Freikarte gewonnen, und ausgerechnet Luisa war die Gewinnerin der zweiten gewesen. Aber unter den momentanen Umständen war es wohl keine besonders gute Idee, miteinander auf ein Konzert zu gehen. Schon gar nicht in eines, bei dem der Großteil der Songs aus melancholischen Liebesliedern bestand. Niemand litt so schön wie James Blunt!
Die zwei Freunde saßen nebeneinander noch eine Weile auf der Liege, starrten auf die Fliesen an den Wänden und fragten sich abwechselnd verwundert, warum das Leben manchmal derart zynisch sein konnte. Matthis selbst hatte momentan keine nennenswerten Probleme – sah man einmal davon ab, dass er noch immer darauf hoffte, seine Traumfrau zu finden. Na ja, und vielleicht, dass er PinkLady23 gerne mal treffen würde, die aber stets unverbindlich blieb. Ganz im Gegensatz zu Babe89, die nicht lockerließ. Und bei seinem Glück hatte die Zahl in ihrem ‘Nick’s’ nichts mit ihrem Geburtsdatum, aber sehr viel mit ihrem Gewicht zu tun! Luxussorgen hatte er, nichts weiter! Mitleidig blickte Matthis seinen besten Freund an und half ihm hoch. Er würde Konstantin jetzt in die WG bringen. Hoffentlich schlief er wenigstens ein paar Stunden durch. Manchmal war der Schlaf gnädig, ließ einen für eine kleine Zeit allen Kummer vergessen …
7. KAPITEL
„Guten Morgen, Chefin. Erwisch ich dich also endlich.“ Anna zuckte zusammen. Nun ja, sie war ja darauf vorbereitet gewesen, dass Stefan sie fragen würde. Wie Luisa ganz treffend bemerkt hatte, würde sie Stefan ja doch nicht auf immer und ewig entkommen können. Also holte sie tief Luft, versuchte sich an einem begeisterten Lächeln und drehte sich mit einem Ruck zu ihrem Angestellten um.
Stefan machte ein fragendes Gesicht. „Du warst so schnell weg, nach ‘ Das Leben, unverblümt oder: Aasfresser sind wir alle’.“
Anna nickte ertappt. Schon alleine der Titel war alles andere als ihr Ding! Wer dachte sich so was eigentlich aus? Sie riss sich zusammen und wünschte, ihre Tochter wäre hier. Luisa war immer so diplomatisch. Nun, von ihr hatte sie das jedenfalls nicht geerbt …
„Und? Wie hat es dir gefallen?“
Anna suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. Wie brachte man jemandem bei, dass man das Stück, für das derjenige wochenlang bis spät in die Nacht geprobt hatte, einfach unterirdisch fand und ihn selbst zwischen all den ähnlich ausstaffierten Schauspielerkollegen nicht einmal identifiziert hatte?
„Also“, begann sie und schüttelte über sich selbst den Kopf. Das war ein super Start! „Also, na ja, es war schon … was anderes. Mit diesen … exzentrischen Kostümen … all die Haare … Und Gesichter konnte man auch nicht richtig sehen und …“ Zum Teufel, sein Pokerface sprach Bände, ihr musste schnell etwas Positives einfallen, oder zumindest irgendeine Idee, wie sie diesen vermaledeiten Satz zu Ende bringen konnte, ohne sich ganz und gar um Kopf und Kragen zu reden! Bloß wie? Anna holte tief Luft und setzte neu an. „Um ehrlich zu sein, habe
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