Café Luna: Verbotenes Glück
genauer unter die Lupe zu nehmen. „Daniel, du führst etwas im Schilde“, stellte sie unumwunden fest. „Heute Morgen warst du noch derart wortkarg, dass du mir nicht mal erklären wolltest, was nicht mit dir stimmt, und jetzt das … was genau hat sich in den letzten Stunden geändert?“
„Willst du wohl aufhören, mich auszuhorchen, du raffiniertes Stück?! Für welche Seite du auch immer spionierst.“ Er strich ihr changierendes grünes Seidenkleid glatt, das perfekt zu ihrer Haarfarbe passte. Wie gesagt, ein schönes Gemälde. Katharina schüttelte amüsiert den Kopf. Wüsste sie es nicht besser, müsste sie denken, er begänne langsam, aber sicher paranoid zu werden.
„Glaub mir“, schnurrte sie, „ich spioniere für niemanden. Außer für mich. Das ist die einzige Seite, die für mich zählt. Das solltest du inzwischen mitbekommen haben.“ Daniel nickte. Ja, es stimmte, was sie sagte. Und nur aus dem Grund hatte er ihr auch anvertraut, dass sein Anwalt ihm davon abgeraten hatte, vor Gericht die Auszahlung seiner Firmenanteile einzuklagen. Nur ihr. Seiner Familie gönnte er diesen momentanen Sieg nicht.
„So eine Maßnahme“, hatte der Jungspund ihm nämlich erklärt und ihn besorgt angesehen, „wirft immer ein schlechtes Licht auf die jeweilige Firma. Ergebnis – das Interesse sinkt, ebenso wie die Kurse, falls wir von einer AG sprechen, und schon haben wir den Salat: Die Preise fallen, und Sie haben sich ins eigene Fleisch geschnitten.“ Daniel hatte Geldsorgen, fünfundzwanzig Prozent der Anteile an einer großen Firma, aber keine Möglichkeit, das eine mit dem anderen zu beheben. Es sei denn, Hansen Kaffee käme demnächst aus den roten Zahlen. Dafür wäre er sogar bereit, sich einzusetzen. Nur wie? Er seufzte. Katharina legte vorsichtig eine Hand auf seinen Arm. Sie wusste, was ihn bedrückte. „Vielleicht solltest du dir doch mal überlegen, ob du dir nicht etwas anderes suchst“, schlug sie ihm vor. Daniel kniff die Augen zusammen. Was kam jetzt? „So wie dich deine Familie behandelt“, fuhr Katharina fort, „hast du sowieso etwas Besseres verdient! Mit deinen Erfahrungen wäre das ja wohl ein Kinderspiel …“
Ein Kinderspiel, genau, das war das ganze Leben für sie. Ironisch grinste Daniel sie an. „Bietest du mir etwa einen Job an?“ Katharina schüttelte den Kopf, dass ihre Haare nur so knisterten. Bei niemand anderem als bei ihr hätte diese kindlich übertriebene Geste etwas derart Feuriges. „Ich doch nicht, aber es gibt ja noch mehr … Möglichkeiten.“
O ja? Daniel schüttelte den Kopf. Er würde sicherlich nicht einfach abhauen und sich geschlagen geben. Noch war schließlich nicht alles verloren! Katharina warf ihm einen undurchdringlichen Blick zu, stieg aus dem Auto und die Treppen zur Hamburger Staatsoper hinauf, wo ihre Familie auf sie wartete. Daniel ließ sich Zeit. Wenn er eines hasste, dann auszusehen, als liefe er jemandem hinterher. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte, war, dass Valerie von Heidenthal sofort auf ihn zukommen würde, um ihm ein Jobangebot zu machen. „Bitte glauben Sie jetzt nicht, ich würde meine Tochter aushorchen“, begann sie mit einem gewinnenden Lächeln und hakte sich vertraulich bei Daniel unter. „Aber ich hatte genug Zeit, mir so einiges zusammenzureimen. ‘Beans and more’ in Honkong ist auf der Suche nach einem fähigen Geschäftsführer“, erklärte sie und zwinkerte ihm aufmunternd zu.
Daniel war sich nicht sicher, wie er ihr Verhalten deuten sollte. „Und diese Firma würde Ihren Besetzungsvorschlag sofort berücksichtigen, weil …?“, versuchte er sie aus der Reserve zu locken. Valerie grinste ihn verschwörerisch an. „Sagen wir einfach, die Kollegen dort vertrauen mir wie … eine Tochter einer Mutter: Es bleibt ihnen kaum etwas anderes übrig.“ Daniel verstand. Ein weiteres Mal bewunderte er Valerie von Heidenthals Raffinesse. Hatte sie ihm doch eben nicht nur eine Stelle angeboten, sondern ihn durch die Blume auch noch wissen lassen, dass sie als Chefin von Comtess Coffee auch bei „Beans and more“, einem Tochterunternehmen von Comtess Coffee, das Sagen hatte. Er lächelte sie fast ehrfürchtig an. „Nehmen Sie an, und ich garantiere Ihnen, dass sich Ihre Problemen in Wohlgefallen auflösen werden“, erklärte sie vielversprechend.
„Valerie“, Katharina prostete den beiden gut gelaunt mit einem Glas Champagner zu, „gib Daniel frei, denn es gibt Getränke.“
Bevor sie Katharina zur
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