Café Luna: Verbotenes Glück
Leben mit seiner großen Liebe. Dabei wusste auch Konstantin ebenso klar wie Luisa, er konnte nicht mehr zurück. Immerhin war es sein Kind. Von klein auf war Konstantin dazu erzogen worden, Verantwortung zu übernehmen. Dass diese Wertvorstellung ihm eines Tages die Liebe seines Lebens rauben würde, hätte er nie gedacht.
„In Ordnung, dann sehen wir uns morgen. Überanstreng dich nicht.“ Hatte ihr Abschied etwas spitz geklungen? Oder war das sein schlechtes Gewissen, das ihn so etwas denken ließ? Er würde Maren heiraten, bei ihr bleiben, ein guter Vater für ihr gemeinsames Kind sein. Nur lieben, lieben würde er niemals jemand anderen als Luisa. Wie sollte er bloß den Abend ohne Matthis überstehen?
„Und wie hast du es geschafft, Stefan noch immer nicht zu sagen, wie unterirdisch du das Stück fandest?“ Luisa und Anna standen in der Küche, bereiteten eine Gazpacho vor, und Luisa wollte einfach noch nicht über Konstantin reden. Anna warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. Dann entschied sie, dass der Abend noch lange genug wäre, um herauszufinden, was ihre Tochter bedrückte.
„Gestern hatte er frei“, erklärte sie, „und heute habe ich ihn die ganzen Lieferungen machen lassen.“ Grinsend fügte sie hinzu: „Ich habe sogar extra Frau Rendells Monatslieferung drei Tage vorgezogen!“ Luisa musste grinsen, ihre Mutter war wirklich raffiniert! Frau Rendell bekam einmal in vier Wochen einen nicht zu verachtenden Schwung an Konserven geliefert – als Witwe Jahrgang achtzehn bereitete sie sich regelmäßig auf eine erneute Belagerung vor. Außerdem kam man auch nicht wieder weg, bevor man ihr nicht beim Einräumen Gesellschaft geleistet hatte. Dabei erzählte sie dann immer von ihrem „lieben Hansel, Gott hab ihn selig“. Und wer nicht wusste, dass Hansel ihr letzter Dackel gewesen war, musste natürlich davon ausgehen, sie spräche von ihrem verstorbenen Gatten.
„Ja“, lächelte Luisa und schnippelte den Stangensellerie in das Schüsselchen mit der Crème fraîche, „das hat ihn sicher bis weit in den Nachmittag beschäftigt.“ Anna nickte stolz und erklärte dann: „Irgendwann werde ich irgendetwas sagen müssen, ich weiß. Aber er klingt immer so enthusiastisch, wenn er bei einem neuen Stück mitspielt, ich will ihn einfach nicht enttäuschen.“
„Was für eine Rolle hatte er denn diesmal?“ Luisa deckte den Tisch und wusste, wenn sie erst einmal saßen, würde ihre Mutter ihr ernstes, mitfühlendes Mamagesicht aufsetzen und sie ansehen. Mehr brauchte es gar nicht. Luisa würde ihr alles erzählen.
„Ach“, winkte Anna ab und zuckte mit den Schultern, „die sahen alle gleich bescheuert aus, ich hab ihn nicht mal erkannt. Und jetzt komm endlich, das Essen ist schon seit zehn Minuten fertig, Trödellise!“
Luisa setzte sich und ließ sich Suppe auffüllen. Anna schob sämtliche Schälchen in ihre Reichweite und stellte ihren eigenen Teller dann neben den von Luisa. Obwohl sie normalerweise gerne einander gegenüber aßen. „So, Spätzchen, genug abgelenkt. Raus damit!“
Valerie saß tief in den Sitz gerutscht in ihrem Sportcoupé in der Garage von Comtess Coffee. Sie zündete sich eine Zigarette an. Ein Laster, das sie sich hin und wieder gönnte. Wenn es etwas zu feiern gab beispielsweise oder eben, wenn sie dringend ein wenig Nervengift brauchte. So wie jetzt. Irgendwo quietschte eine Tür. Schritte hallten von den Wänden wider. Valerie atmete tief ein, versicherte sich, dass ihre Türen verschlossen waren, und blickte dann in den Rückspiegel. Das wäre doch gelacht! Es mochte Claus gelingen, sie aus seinem Büro zu verbannen und dort komische Treffen zu arrangieren. Er konnte seltsame Telefongespräche führen und sich mit dem Haus- und Hofanwalt der Hansens treffen. Aber nun wollte sie wissen, was los war. Oft genug hatte sie in letzter Zeit den Eindruck gehabt, dass Claus nicht direkt nach Hause kam, wenn er hier wegfuhr. Ein Hoch auf die ihr ergebenen Mitarbeiter. Nicht, dass sie ihren Gatten unbedingt zu Hause bräuchte. Nein, von ihr aus könnte er ruhig eine Affäre haben. Das machte ihn noch angreifbarer. Ein guter Privatdetektiv könnte da ein ganzes Vermögen herausholen … Das alles interessierte Valerie momentan jedoch in keiner Weise. Sie wollte wissen, was ihr Gatte in der Firma im Schilde führte. Denn Wissen, diese Lektion hatte sie von klein auf gelernt, war Macht! Vorsichtig kurbelte sie die Scheibe ein paar Zentimeter hinunter und horchte angestrengt.
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