Café Luna: Verbotenes Glück
Ungereimtheiten, aber keinerlei Hinweise, die einen Verdacht erhärten würden … einfach nichts. Es könnte jeder sein. Ach, Molly, ich komme mir vor wie dieser komische Spanier auf dem Esel, der gegen die Windmühle gekämpft hat. Nix geht vorwärts, alles ist anstrengend.“ Luisa ließ sich vom Sofa rutschen und landete neben Katze, der sich sofort wohlig auf den Rücken drehte und den beiden Frauen seinen rosafarbenen Bauch präsentierte. Dabei hechelte er derart vorfreudig auf die ihm bevorstehenden Streicheleinheiten, dass Luisa grinsen musste und ihn ordentlich durchwalkte. „Ja, du Schlawiner, zum Glück habe ich dich!“
„Und deine beste Freundin!“, empörte sich Molly. „Die übrigens mit dir zusammen ihren Geburtstag verbringen will. Aber eins sage ich dir: Ich werfe mich nicht vor dir auf den Rücken und strample mit den Füßen!“
„Nein? Ach, wie schade.“ Luisa grinste Molly frech über die vor Vergnügen zuckenden Pfoten ihres Vierbeiners an.
„Wenn, dann machen wir das andersherum!“, erklärte Molly und machte ein hochherrschaftliches Gesicht. „Du tanzt nach meiner Pfeife, denn immerhin bin ich das Geburtstagskind!“
Luisa lachte auf. Seitdem sie sich kannten, hatten sie es so gehalten, und Molly, der kleine Schlaukopf, hatte diese Phase der Macht jedes Jahr geschickt ein bisschen mehr verlängert. So gab es das Geburtstagswochenende, die Geburtstagswoche, den Geburtstagsmonat … Erst als sie versuchte, ein ganzes Geburtstagsjahr durchzusetzen, war sie bei der ansonsten sehr geduldigen Luisa auf Granit gestoßen. „Hast du letztes Jahr nicht gesagt, du fährst diesmal irgendwohin und vergisst, dass du Geburtstag hast?“, erinnerte sie Molly, doch die winkte mit großer Geste ab. „Papperlapapp. Ich vergesse einfach, wie alt ich werde, das reicht vollkommen. Wir laden Tom und Marc ein, dazu deinen netten Ben, und mir suchen wir einfach einen Mann des Abends, wenn wir unterwegs sind!“
Luisa gab klein bei. Seit Molly Bens Stimme auf Luisas Anrufbeantworter gehört und für äußerst attraktiv befunden hatte, war sie davon überzeugt, dass das Schicksal für Luisa eine zweite Chance bereithielt. Und zwar in Gestalt von Ben.
Nachdenklich betrat Claus die Villa durch den Hintereingang. Er hatte die Vorführung nicht wirklich genießen können, obwohl der Mefistofele von Arrigo Boito eine wahrlich wundersame Oper und eine mutige Entscheidung des Intendanten gewesen war. Claus hatte sie einmal in Mailand gesehen und war ihrer Faszination sofort erlegen. Aber anstatt das Stück in Ruhe zu genießen, konnte er seine Augen nicht von seinem Sohn und dessen Freundin wenden. Marens Schwangerschaft war noch nicht zu erkennen. Dass sein Sohn jedoch mit irgendetwas kämpfte und nicht gerade überströmte vor Glück, das war für Claus nicht zu übersehen. Noch immer in Gedanken, betrat er die Eingangshalle und wollte gerade die Treppe zu seinem Atelier hochsteigen, als er Valeries Stimme hörte: „Nein, nein, wir brauchen keine derart große Geburtstagstorte, vielleicht lassen wir die Kerzen besser ganz weg – Sie wissen schon, ab einem gewissen Alter sind selbst Männer empfindlich.“ Überrascht trat er näher. Sprach sie etwa von ihm? Er persönlich hatte nicht wirklich ein Problem mit seinem Alter – das Wichtigste, das wusste er jetzt, war, die verbleibende Zeit richtig zu nutzen.
„Hmm, für wie viele Gäste …“, Valerie schien unschlüssig. Claus lauschte gespannt. Er hatte niemanden eingeladen, er wusste, Valerie wollte ein paar wichtige Geschäftspartner dabeihaben und die Familie. „Ich schätze, ungefähr dreihundert Personen“, hörte er zu seiner großen Überraschung. Bevor er richtig darüber nachdenken konnte, hatte er schon die Tür zum Esszimmer aufgestoßen, wo sie mit dem Telefon im Erker stand und nach draußen auf die Einfahrt sah. „Dreihundert?“
Valerie fuhr herum, hatte sich jedoch sehr schnell wieder im Griff. „Genau“, lächelte sie ins Telefon, „den Rest besprechen wir dann morgen früh.“ Dann legte sie auf und wandte sich kalt lächelnd Claus zu: „Deine Ohren funktionieren also noch, mein Lieber. Du hast richtig gehört – etwa dreihundert Gäste. Ich wollte es nicht übertreiben.“
Claus lachte auf. „Das nennst du ‘nicht übertreiben’, ich bitte dich, ich glaube nicht, dass ich dreihundert Leute kenne, mit denen ich gerne meinen Geburtstag feiern würde!“
Valerie bedachte ihn mit einem scharfen Blick und stellte dann klar:
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