Café Luna: Verbotenes Glück
hochgeladen hatte, allerdings null erkennen, denn es war – genau wie bei Molly – nur ein Detail seines Gesichts abgelichtet: sein Mund. Dieser allerdings gefiel Molly ausnehmend gut. Es war kein „Knutsch-mich-auf-der-Stelle“-Mund, sondern einer, der nett – fast ein wenig schüchtern – lächelte und den man sich bei allem Möglichen vorstellen konnte. Beim Reden (wichtig!), beim Schweigen, weil zuhörend (sehr wichtig!!), beim Trinken und Essen (geradezu essenziell), beim Lachen (hmmm) und beim Küssen (doppel-hmmm). Und trotzdem zögerte Molly noch immer, ihn zu treffen. Auch wenn er in der letzten Zeit häufiger hatte durchklingen lassen, dass er sie gerne mal in natura ausführen würde. So wie gerade auch. Molly lehnte sich einen Moment zurück und erlaubte sich, ein paar Takte nachzudenken. Sollte sie? Oder besser nicht?
„Hallo? Bist du noch da? Oder habe ich dich durch meine unglaubliche Hartnäckigkeit nun doch etwas verschreckt?“, erschien auf dem Bildschirm. Molly gab sich einen Ruck.
„Okay“, tippte sie kurz entschlossen als Antwort, und bevor er Zeit hatte, zu jubilieren oder sonst wie zu reagieren, fügte sie noch hinzu: „Doch ein paar Fragen sollten wir vorher noch klären: Bist du schwul, Zahnarzt, Mafioso oder vergeben?“
Rrrring! Matthis schrak zusammen. Ausgerechnet jetzt! O nein, hoffentlich kein Notfall. Seufzend erhob er sich von seinem Schreibtischstuhl. Tja, als Tierarzt war man eben immer im Dienst.
„Bin sofort da, bitte warten Sie noch einen Moment“, rief er durch die Sprechanlage und bereitete schon mal alles vor. Warum war er nicht einfach oben in der WG an den Rechner gegangen, es war doch nicht einmal seine Assistentin hier. Nun ja, zu spät …
Luisa hatte streng genommen nicht wirklich erwartet, Matthis noch in seiner Praxis vorzufinden. Aber da sie sein Dankeschön heute schon hatte mitnehmen können, wollte sie es wenigstens versuchen. Zugegeben, ein wenig hoffte sie auch, Konstantin zu sehen. Immerhin lag Matthis’ Praxis im Erdgeschoss des Hauses, in dem die beiden ihre WG hatten. Doch sosehr sie sich bemühte, möglichst unauffällig etwas erkennen zu können: nichts. Die Wohnung lag im Dunkeln. Ob er bei Maren war? Luisa verbot sich die Vorstellung und stellte die kleine Hundehütte, die Ben aus geöltem Naturholz gebaut hatte, vor sich auf den Bürgersteig, während sie wartete. Bei dem Gedanken an Ben konnte sie ein kleines spontanes Lächeln nicht unterdrücken. Das heute war ja wirklich ein toller Nachmittag gewesen. Es war unanstrengend, amüsant und locker, mit Ben Zeit zu verbringen, und das Essen war himmlisch gewesen. Na, jedenfalls hatte sie nun wieder frische Argumente, um Molly ihren Lieblingssurferschreiner schmackhaft zu machen … Zum Glück hatte Luisa sich auch noch daran erinnert, dass das baldige Geburtstagskind ihn sogar zu ihrer Minifeier eingeladen hatte. Nachdem sie sich also mit einem zufriedenen, satten „So was sollten wir öfter machen“ von Luisa und einem erfreuten „Von mir aus jeder Zeit“ von Ben voneinander verabschiedet hatten, war Luisa nach zehn Metern plötzlich wieder umgedreht und zurückgerannt. Ben war hoch erfreut gewesen, als sie ihn davon in Kenntnis gesetzt hatte, er habe sich am Samstag bei ihr einzufinden, um mit ihr gemeinsam auf den Geburtstag der zukünftigen Dienerbesitzerin zu gehen. Den verklärten Blick, mit dem er ihr anschließend hinterherlächelte, den hatte Luisa allerdings nicht gesehen.
Den Blick, den Matthis ihr dagegen zuwarf, als er sie vor seiner Tür erkannte, bemerkte sie sofort, auch wenn sie ihn nicht wirklich deuten konnte. Entdeckte sie in seinem Gesicht etwa Erleichterung in Abwechselung von schlechtem Gewissen und Mitleid? Jedenfalls freute er sich derart über Luisas Geschenk, dass sie sich fast ein wenig wunderte, warum er nicht gleich selbst in die Hütte kroch, um sie auszuprobieren. Immer wieder strich er begeistert über das glatte Holz, erklärte, wie toll er diese Idee fand, dass das aber doch nicht nötig gewesen sei und … plötzlich sah er auf die Uhr und rief: „Komm, lass uns hier rausgehen, ich hab heute gar keinen Notdienst!“
Und so kam es, dass Luisa neben Matthis herschlenderte. Er hatte darauf bestanden, ihr ein Eis zu spendieren, und nun liefen sie in Richtung Abendsonne.
„Wie geht es dir?“, fragte er schließlich vorsichtig. Luisa zuckte mit den Schultern. Eine ehrliche Antwort wollte sie Konstantins bestem Freund nicht zumuten. Konstantin
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