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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Cagot-Frau, die er in Gurs umgebracht hat, in die Hand gebissen. Eloises Großmutter.
    »Da hast du’s. Er wird langsam vollends verrückt und kann seinen perversen Gelüsten immer weniger entgegenhalten. Die Krankheit hat ihn immer fester in ihrem Griff. Du kannst das Auto da vorn ruhig überholen, David - wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Es war das erste Fahrzeug, das sie seit einer Stunde sahen. David überholte es zügig. Der Fahrer war ein großer, deutsch aussehender Mann, der die Lichthupe betätigte, als sie an ihm vorbeifuhren: ein zweimaliges silbernes Aufblitzen in der flirrenden Hitze.
    Angus fuhr fort: »Das Ganze diente Miguel also einzig und allein als Vorwand… um endlich einmal einen Menschen braten zu können. Menschenfleisch, das war, was er wirklich wollte. So viel wie möglich. Es war eine Gelegenheit, seine grausigsten Bedürfnisse zu befriedigen. Er konnte einfach nicht anders.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt ist er hinter Eloise her. Schließlich hat er noch eine Mission zu erfüllen: die Untersuchungsergebnisse vernichten, die Fortführung unserer Forschungsarbeit sabotieren und vor allem Eloise umbringen, die letzte Cagot.«
    David kam ein schrecklicher Gedanke.
    »Angus … ist auch Eloise gestört?«
    »Nein. Nicht jeder Cagot leidet an diesen Syndromen. Sie ist völlig normal. Und viele Cagots sind - beziehungsweise waren - vollkommen gesund. Vor allem, bevor man anfing, sie … auszugrenzen.«
    »Und dann?«
    »Ihr Genpool schrumpfte im Lauf der Jahrhunderte immer mehr, das schlechte Genmaterial kam verstärkt zur Geltung, und es gab immer weniger gesunde Cagots, weshalb dieses arme Volk noch unerbittlicher ausgegrenzt wurde, was wiederum eine Verschärfung dieses fatalen genetischen Teufelskreises zur Folge hatte. Aufgrund des akuten Partnermangels waren die Cagots praktisch zur Inzucht gezwungen; ihnen blieb gar keine andere Wahl, als Inzest zu begehen - und auf diese Weise immer mehr Kannibalen und Kretins und Sexualverbrecher mit zusammengewachsenen Zehen hervorzubringen.
    Wir sollten hier lieber mal tanken«, sagte Nairn unvermittelt.
    Die Tankstelle war ein unerwarteter Außenposten von Zivilisation und Kommerz in der Verlassenheit der Wüste. Ein Mini-Van entließ ein halbes Dutzend munter schwatzender schwarzer Nonnen mit fröhlichen schwarzen Gesichtern. Im spärlichen Schatten eines dürren Baums saßen zwei Motorradfahrer und gossen sich Wasser über ihre sonnenverbrannten Gesichter.
    Nachdem sie getankt und ihre Wasservorräte aufgefüllt hatten, kauften sie Nüsse und schrumplige Äpfel und Biltong-Stokkies und stiegen wieder in den Landrover. Das endlose schnurgerade schwarze Band der Straße zog sich weiter durch die menschenleere Öde.
    Angus’ Redefluss war nicht zu bremsen: Offenbar war Reden seine einzige Möglichkeit, sich nicht mit dem auseinandersetzen zu müssen, was sie an Schrecklichem durchgemacht hatten. David stieg bereitwillig darauf ein: Auch er wollte nicht über die grauenhaften Ereignisse der letzten Stunden nachdenken.
    »Aber jetzt mal eine ganz andere Frage, ihr zwei.« Angus nahm einen Schluck Wasser. »Wir müssen doch von jemandem verraten worden sein.«
    »Ja…«
    »Und wer das war, ist doch ziemlich offensichtlich. Oder?«
    »Für mich nicht«, sagte David. Angus schüttelte abschätzig den Kopf.
    »Jetzt hör mal. Ihr wurdet in Swakop in eine Falle gelockt. Von diesem Typen. Hans Petersen. Er hat es natürlich so hingedreht, als wärt ihr euch rein zufällig begegnet und als würde er sich netterweise bereit erklären, euch in die Wüste mitzunehmen. Ein bisschen viel der glücklichen Zufälle, findet ihr nicht auch? Es kam mir gleich ein bisschen spanisch vor, als ihr bei uns aufgetaucht seid, aber dann war ich in Gedanken wohl doch zu sehr bei meiner Arbeit, um mir weiter darüber Gedanken zu machen. Ich hätte es wissen müssen.«
    »Petersen? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen … nein …«, protestierte David.
    »Unsinn, natürlich war er es. Der Elefantenschützer. Er ist in Namibia sehr bekannt, er hasst Nazis und alles, was auch nur andeutungsweise nach Rassenforschung aussieht. Wahrscheinlich haben sie ihm erzählt, wir würden die Fischer-Experimente weiterführen; das dürfte Anlass genug für ihn gewesen sein, ihnen zu helfen. Ich hätte es mir eigentlich denken können.«
    »Wir haben ihm doch gar nicht erzählt, weshalb wir zu dir in die Wüste wollten.«
    »Das wusste er doch längst. Wahrscheinlich hat Miguel jemanden in

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